Re: Das System heute und ´danach´
Geschrieben von HotelNoir am 18. Juli 2006 16:42:46:
Als Antwort auf: Re: Das System heute und ´danach´ geschrieben von Bonnie am 18. Juli 2006 16:03:32:
Hallo Bonnie,
>Hallo Hotel,
>wunderbarer Beitrag, sehr eloquent und überzeugend.
>Trotzdem meine ich, daß es nicht stimmt. Nachdem wir in den nachfolgenden Antworten festgestellt hatten, daß Demokratien durchaus Kriege führen, frage ich mich, wo da das "weibliche" sein soll.***Ich möchte nicht behaupten, dass Kriege ausschliesslich männlich sind. Frauen als Soldaten gab es oft, auch Herrscherinnen, die Kriege geführt haben. Eigentlich geht es aber gar nicht so sehr um Mann und Frau, als um weiblich und männlich. Das ist ein Unterschied. Es geht um Archetypen. Die Demokratie ist konsensorientiert. Die Macht wird aufgeteilt und es wird diskutiert um zu Lösungen zu kommen. Innerhalb dieses weiblichen Systemes sind aber zugegebenermassen immer noch viele sehr männliche Strukturen vorhanden, die natürlich wiederum einen Einfluss auf das weibliche demokratische System haben.
Überhaupt fühle ich mich nicht "weiblich" geführt in der Demokratie. Die Demokratie als "weibliches Prinzip" zu verstehen, nur weil in der Demokratie "gequatscht" wird, gefällt mir nicht !!
***Wann würdest Du Dich denn weiblich geführt fühlen?
>Wer hat denn die Demokratie aufgebracht .. ? Ich meine, mich an die Griechen erinnern zu können. War es ein weibliches Prinzip ? War da irgendein weibliches Wesen mit dran beteiligt ?
***Das spielt an sich keine Rolle, weil alles was passiert sich dem männlichen oder dem weiblichen Prinzip zugeordnet werden kann, egal ob Männer oder Frauen überhaupt daran beteiligt sind.
>Sorry.. meine Meinung (als Frau darf ich da auch mal eine Meinung haben, die sich evtl. komplett von eurer unterscheidet) ist die: Auch die Demokratie ist dem männlichen Denken entsprungen. Allein die Einteilung Himmel, Licht, Tag = männlich und Dunkel, Hölle, Nacht = weiblich macht deutlich, daß auch schon diese Einteilung männlichem Denken entspringt und nichts zur Erhellung der Realität beiträgt. Yin = alles Schlechte und Yang = alles Gute, da mußt du doch selbst merken, daß da was nicht stimmt.
***Das hast Du falsch verstanden. Der Grund, weshalb die Frau solange unterdrückt wurde, ist eben weil archetypisch das weibliche Prinzip der Erde und somit aus der Sicht der gottessehnsüchtigen Männern (und Frauen) dem Teufel zugeordnet wird. Insofern ist für mich nicht die Frau verurteilt sondern der Teufel rehabilitiert. Die Erde ist wichtig! Doch archetypisch betrachtet ist sie das Übel des Lebens. Hätten wir die Erde und unseren Körper nicht, wären wir aus religiöser Sicht näher bei Gott. Deshalb heisst es, die Erde werde vom Teufel regiert. Nochmal anders ausgedrückt: Die priesterlich-männliche Kaste will zu Gott, sie will weg vom Leid, weg von der Erde, weg von Sex und Fortpflanzung - weg von der Frau, denn das hält sie alles für Teufelswerk. Und wenn sie schon nicht weg davon kann, muss sie doch alles tun, um diese Dinge zu beherrschen inkl. Frau.
>Es hat in meinen Augen nie ein Matriarchat gegeben, keine Gesellschaft, in der die Frauen tatsächlich das Sagen hatten. Möglicherweise gab es Gesellschaften, in denen Frauen relativ oder doch ziemlich gleichberechtigt waren. Aber die Realität ist nun mal die: Männer sind stärker als Frauen. Niemals würden Männer sich von Frauen beherrschen lassen.
***Da habe ich andere Erfahrungen. Sehr viele Männer sind unter der Knute ihrer Frauen.
Grüsse HotelNoir
>Und deshalb ist auch alles Denken, jede Staatsform, jede Einteilung in Yin und Yang einem Männergehirn entsprungen. Und was Männer sich vorstellen, wie Frauen evtl. sein könnten, geht sowieso daneben und nicht nur knapp ;-)
>Liebe Grüsse, Bonnie
>>Hallo Hinterbänkler,
>>Ich habe in meiner Jugend mal eine Weile in einem genossenschaftlich organisierten Kulturrestaurant mitgearbeitet. Es gab Diskussionen ohne Ende, und wenn dann mal halbwegs vernünftiger Konsens hergestellt war, kam bestimmt irgend ein Blödmann und stellte den mühsam erarbeiteten gemeinsamen Nenner wieder in Frage und da jeder Mitspracherecht hatte, fing die ganze Diskussion wieder von vorne an. Eine solche Kommune oder Genossenschaft ist kaum imstande, zielgerichtet zu agieren.
>>Deshalb ist die Sache m.E. einiges komplizierter. Ich beschäftige mich schon lange mit der Polarität männlich-weiblich und sehe im bewussten, ausgeglichenen Einsatz dieser beiden Prinzipien die höchste Effizienz für persönliche und auch für gesellschaftliche Entwicklung.
>>Aus der soziologischen Perspektive betrachtet, empfinde ich die moderne Demokratie archetypisch gesehen als zu weiblich dominiert. Es fehlt an gemeinsamen (höheren) Zielen. Es existiert keine klare Stossrichtung mehr. Die demokratische Konsenspolitik kann keine Ideale gebären (sie bedient sich nur ihrer). Was übrigbleibt ist eine immer masslosere Konsumorientierung - die Kompensation für fehlende Ziele. Natürlich haben wir innerhalb der Demokratie immer noch eine Vielzahl an männlichen Strukturen - gesellschaftliche Überbleibsel der Vergangenheit.
>>Archaische Gesellschaften wie früher die Monarchien oder noch heute z.B. der Islam haben das gegenteilige Problem. Sie sind viel zu männlich. Sie haben sehr hohe Ideale und sehr wenig Konsens. Sie sind äusserst zielorientiert und zu vielem oder allem bereit um diese Ziele zu erreichen.
>>Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, beide Systeme ignorieren einen Teil der naturgegebenen Polarität. Ein System, dass beide Pole, männlich und weiblich als gleichwertig betrachtet, kann mich mir zugegebenermassen aufgrund der menschlichen Unreife im Moment leider nur schwerlich vorstellen. Es ist schon schwierig genug, diese Gleichgewicht in mir selber zu verwirklichen. Trotzdem finde ich sollten wir dieses Ideal im Auge behalten, denn das Streben danach bringt Erkenntnis und Entwicklung mit sich.
>>Auch aus psychologischer Sicht glaube ich nicht, dass wir hier in Mitteleuropa noch mehr weibliche "Dominanz" benötigen. Eher ist es am Mann, sich endlich auch zu emanzipieren, denn sehr viele männliche Attribute werden in unserer Gesellschaft wie selbstverständlich als schlecht und böse hingestellt, so etwa die testestoronbedingte Aggressivität und Kampfbereitschaft des Mannes - seine natürliche "Wildheit". Sie wird verurteilt und unterdrückt statt sie in konstruktive Bahnen zu lenken. So werden heutzutage die jungen Knaben und Männer zu zahmen, lahmen Muttersöhnchen gemacht und später von ihren Frauen zu Pantoffelhelden, was sich dann, wenn das Druck zwischen ihrer männlichen Ur-Natur und der jahrelangen Unterdrückung dieser zu gross wird, in Entwürdigung oder Gewalttaten gegen Frau und Familie oder sich selbst mündet - und/oder in die Depression. Und wer sich dieser "Kastration" nicht unterwirft, wird schnell in die asoziale Ecke gedrängt.
>>Trotzdem ich in aller Entschiedenheit gegen die primatenhafte Kriegstreiberei bin, für die naturgemäss vorwiegend die männliche Spezies anfällig ist, glaube ich dass eine Überbetonung der weiblichen Attribute bessere Ergebnisse im Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben erzielen kann. Schliesslich führten Konsensgesellschaften (Demokratien) mehr Kriege als die patriarchalisch-hierarchischen (wobei mich in dieser Frage mal jemand - war es BB? - belehrt hat, dass Demokratien untereinander bisher keine Kriege geführt haben).
>>In diesem Kontext kann man also weltpolitisch betrachtet momentan feststellen, dass das weibliche Prinzip (Konsensgesellschaften, Materialismus) mit den Mitteln des männlichen Prinzips (Idealismus, Aggression, Machtstrukturen) das männliche Prinzip bekämpft.
>>Der einzige sinnvolle Schritt ist in meinen Augen, sich diesen beiden Grundprinzipien des Lebens und ihren Mechanismen bewusst zu werden und sie auf konstruktive kontinuierlich im eigenen Leben und in seinem Umfeld zu manifestieren. Einen anderen Weg zur geistigen Erneuerung der Menschheit kann ich mir nicht vorstellen.
>>Grüsse HotelNoir
>>
Antworten:
- Re: Das System heute und ´danach´ Bonnie 18.07.2006 17:27 (4)
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