Re: Zum aktuellen Nahostkrieg und den Gründen
Geschrieben von Sono am 14. Juli 2006 19:01:56:
Als Antwort auf: Re: Nahostkrieg im Quervergleich der Seherschauungen geschrieben von BBouvier am 13. Juli 2006 21:56:24:
Verfasst am: 13. Juli 2006 13:21:29 Titel: Warum könnte Israel einen totalen Krieg wollen?
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Warum könnte Israel einen totalen Krieg wollen?Muslim-Markt 13.7.2006 – Seit Wochen zerstört Israel die Infrastruktur des Gaza und hat jetzt auch angefangen die Infrastruktur des Libanon zu bombardieren. Was aber kann eine logisch Erklärung für dieses scheinbar blindwütige Verhalten sein?
Die Gefangennahme eines Besatzungssoldaten im Gaza hat dazu geführt, das Israel daraufhin nicht nur täglich dutzende unschuldiger Zivilisten ermordet hat, sondern millionen Menschen ohne Wasser und Strom lässt. Warum tut eine Armee so etwas, was könnte der Sinn dahinter sein. Die israelische Armee hat durch mehrere Feldzüge hinreichend Erfahrung, um die Auswirkungen solch eines Vorgehens zu kennen. Die unterdrückte Bevölkerung wird für Jahrzehnte noch mehr Hass gegen Israel verspüren und andere muslimische Bevölkerungen auch. Im Libanon hassen selbst die Christen heute noch Israel! Kein Mensch in Israel dürfte daran glauben, dass durch solch ein Verhalten der Soldat befreit wird. Vielmehr werden offenbar auch andere Bewaffnete geradezu bis aufs Mark gereizt, doch endlich etwas gegen Israel zu tun.
Seyyid Nasrullah, der Generalsekretär der Hizbullah im Libanon hatte in mehreren seiner Reden angekündigt, dass er so lange verschleppte Libanesen in Israelischen Gefängnissen schmoren, immer wieder israelische Soldaten gefangen nehmen werde, um sie gegen die verschleppten Libanesen auszutauschen. Würde man seine Reden nur halb so oft in der westlichen Welt publik machen, wie diejenigen USAmas, dann wüsste die westliche Welt davon. Aber nichts geschah. Und selbst als der Gaza in Schutt und Asche bombardiert wurde, wurden die Grenztruppen Israels zu Libanon kaum verstärkt, noch in höhere Alarmbereitschaft versetzt. Wie ist das zu erklären? Wollte man möglicherweise einen „Zwischenfall“ gerne in Kauf nehmen? Israels Armeeführung wäre nicht die erste Armee der Welt, die eigene Soldaten ohne deren Wissen „opfert“, um „höhere“ Ziele anzustreben. Die genauen Umstände der Gefangennahme der israelischen Soldaten ist nicht bekannt.
Jedenfalls nutzt Israel die Gelegenheit, um den Libanon zu bombardieren, u.a. den Flughafen. Wem soll das nützen? Glaubt Israel ernsthaft dadurch einen Soldaten frei zu bekommen? Über dreißig Zivilisten wurden inzwischen auch im Libanon ermordet, darunter zehn Kinder, glaubt Israel damit die Weltmeinung zu seinen Gunsten beeinflussen zu können?
All das findet keine befriedigende Antwort. Aber auch ein blindwütig umherschießende israelische Armee mag für einige wenige Stunden als Erklärung für einige Leser taugen, kann aber das derzeitige Vorgehen nicht erklären. 6000 israelische Reservisten wurden eingezogen, wofür? Um drei gefangen genommene Soldaten zu befreien? Und wollen sie noch einmal in den Libanon einmarschieren, aus dem sie doch vor mehreren Jahren bereits mit großen eigenen Verlusten vertrieben wurden. Heute ist die Hizbollah viel schlagkräftiger und hat auch schon einige angreifende Panzer zerstört. Wusste das der israelische Geheimdienst nicht? Und will man einige hundert israelische Soldaten opfern, um zwei lebende Soldaten zu befreien, die man durch einen einfachen Austausch von so vielen verschleppten Menschen auch ohne Blutvergießen frei bekommen könnte? Das macht doch alles keinen Sinn
So lange man die Geschehnisse isoliert auf Palästina betrachtet, wird man zu keiner logischen Erklärung finden, denn Israel ist kein Selbstmörder. Alles, was sie aber derzeit tut, scheint in einer isolierten Betrachtung darauf hinzudeuten. Erst in einer globalen Betrachtung der Geschehnisse bekomm die aktuelle Situation Sinn.
Israel weiß, dass es keinen Tag länger existieren würde, wären die Völker in der näheren Umgebung halbwegs frei. Erst die Marionettenregime in Jordanien, die vielen Könige und Prinzen in der Region und der vom eigenen Volk als Pharao bezeichnete Herrscher in Ägypten machen Israels Besatzung möglich. Jene Regime sind aber selbst kaum einen Tag lebensfähig, ohne die massive militärische und geheimdienstliche Unterstützung der USA. Nur: Die USA kann sich schon einige Zeit selbst kaum helfen. Seine Soldaten sind im Irak versumpft und kommen kaum noch heil heraus. Die endlosen Spaltungsversuche der Bevölkerung durch an Brutalität kaum vorstellbare Terroranschläge (eine Taktik die die Briten in ihren Kolonien auch angewandt hatten, um z.B. Indien in drei Teile zu teilen), führen nicht zum angestrebten Ergebnis. Der Dollar ist inzwischen faktisch ein wertloses Papier und kein Ökonom der Welt klärt die Bevölkerungen darüber auf, wann das Kartenhaus zusammen bricht und welche Auswirkungen das haben wird; die meisten wissen es wohl nicht.
Derweil kommt es zu immer größeren Verbrüderungen in der muslimischen Welt. Die schiitische Hizbollah verbrüdert sich mit der sunnitischen Hamas. Das schiitische Iran ist Vorbild für viele Sunniten (und eben nicht USAma, der ja nur noch zum Kampf gegen Schiiten aufruft). Das Erwachen des islamischen Widerstandsgeistes gegen Unterdrückung gefährdet jegliche direkte oder indirekte Besatzung in der Region und damit auch Israel.
Aber die antiimperialistische Front ist schon lange nicht mehr eine rein muslimische. Russland zeigt immer deutlicher, welche Abneigung es gegen den Westen verspürt und Indien sollte wohl gerade vor wenigen Tagen durch mehrere brutale Terroranschläge „auf Linie“ gebracht werden. Selbst wenn man für jene Verbrechen Muslime engagieren konnte, kann man damit das indische Volk kaum auf die westliche Seite ziehen, denn zum Einen waren auch sehr viele Opfer des Terroranschlages Muslime und zum anderen weiß Indien aus leidvoller eigener Geschichte sehr wohl, wozu die westliche Militärwelt imstande ist, um eigene Machtinteressen durchzusetzen. Das Land, in dem Aschura nationaler Feiertag ist, wird man nicht in die westliche Kampffront einreihen können.
Aber selbst die Völker in der westlichen Welt sind nicht mehr ohne Repressalien zu kontrollieren. Die laufenden Gesetzesänderungen und der gläserne Bürger trifft ja nicht nur den Muslim sondern jeden! Und dieser Tage erlebt Stralsund etwas, was sie lange nicht mehr aus dem eigenen Land kennen dürfte. Nur „ausgewählte“ Gäste dürfen Bush begrüßen, das Polizeiaufgebot ist größer als die Zahl der Demonstranten und Anwohner bestimmter Regionen dürfen bei 30 Grand im Schatten die eigenen Fenster nicht öffnen und nicht ans Fenster kommen! Und die Polizei stürmt ein Gotteshaus (nein, keine Moschee sondern ein Kirche!), um ein Plakat gegen Atomwaffen und Bush abzuhängen! Wann gab es so etwas das letzte Mal in der DDR?
Nebenbei wächst das Ansehen des Iran auch in den Bevölkerungen der westlichen Welt. Seit dem Spiegel-Interview mit Präsident Ahmadinejad fragen sich viele Deutsche, warum ein Iraner die deutschen Interessen besser vertritt als Deutsche selbst. Die übertriebenen Forderungen von manchen Verbänden einen gesonderten „Holocaust-Unterricht“ – wie es im Ausland bezeichnet wurde – in den Schulen einzurichten und der öffentliche Preis für einen bayerischen Innenminister für die Unterstützung des Zionismus (also u.a. die Übersiedlung möglichst vieler Juden der Welt nach Israel, auch vieler deutscher Juden) taten ihr übriges. Nicht nur Bush ist der verhassteste Politiker der Welt, auch die Bundesregierung hat es mit der großen Koalition geschafft, dass die Zustimmung zu den beiden so genannten Volksparteien den niedrigsten Wert seit der Widervereinigung erreicht hat (wenn nicht gar seit Gründung der Bundesrepublik).
All diese Entwicklungen gehen auf ein Phänomen zurück dass uns wieder in den Iran führt. Es gibt heute Politiker in der Welt, die die Wahrheit sehr klar und deutlich aussprechen, die Wahrheit der Weltpolitik, die Wahrheit von Unterdrückung, Besatzung, Mord und Vertreibung. Und ihre Stimmen werden gehört. Und andere schließen sich ihnen an. Die deutlichen Proteste ausgerechnet aus Südafrika gegen zionistische Apartheid dürften die authentischsten Zeugnisse der aktuellen Unterdrückung sein.
Israel sieht im Iran die Hauptbedrohung für seine Existenz. Das äußern israelisch ePolitiker tag für Tag. Und anders wäre es nicht zu erklären, dass dem Zionismus nahe stehende Verbände kein anderes Thema mehr zu kennen scheinen, als ihre jeweiligen Regierungen gegen den Iran aufzustacheln.
Die Ergebnisfindung im Atomkonflikt zieht sich in die Länge. Und selbst wenn irgendwann einmal irgendwelche Sanktionen im UN-Sicherheitsrat verhängt werden sollten, was äußerst unwahrscheinlich ist, hätte Israel damit dennoch kaum etwas erreicht. Das Islamische System ist heute fester im Sattel als je zuvor. Jede westliche Feindschaft, stärkt das System noch mehr! Und jede UN-Sanktion wird den Ruhm des Iran weltweit erhören!
In diesem Gesamtkontext sind die Angriffe Israels zu sehen. Israel will möglicherweise den „Endkampf“ gegen den Iran. Mit seinen Atomwaffen verfügt israel über hinreichende Waffen, um den Iran komplett auszuradieren. Die Erfahrungen der letzten Tage mit der westlichen Welt dürften die Militärführung Israels nicht dazu bewegen, Skrupel vor Protesten zu haben, die man leicht unter Kontrolle halten kann, wenn man einen hinreichenden Anlass findet, um sich gegen den Iran zu „verteidigen“. Der Iran muss als „Angreifer“ vorgestellt werden können. Das wäre eine Erklärung dafür, dass erst der Gaza in das Mittelalter gebombt wird und jetzt auch der Libanon inklusive Hauptstadt und Flughafen angegriffen wird. Es würde nicht erstaunen, wenn das nur eine Vorbereitung dazu ist, Syrien anzugreifen, bzw. sich schon bald gegen „Syrien“ zu „verteidigen“. Man könnte ja z.B. behaupten, einer der gefangenen israelischen Soldaten sei in Syrien. Iran hat schließlich ein Abkommen mit Syrien, es im Angriffsfall zu verteidigen.
Zusammengefasst lässt sich feststellen: Der Raubtierkapitalismus westlicher Prägung ist am Ende, das pfeifen die Spatzen von den Dächern. Und was ist bei einem System, das zusammenbricht, als Erstes gefährdet? Es sind die „Brückenköpfe“. Manche westliche Staaten wissen noch nicht so genau, ob und wie sie das sinkende Schiff verlassen sollen. Erst jüngst eingestiegene Passagiere wie Russland, ziehen das weniger komfortable Rettungsboot allemal vor und sind bereits ausgestiegen, andere wie China gar nicht erst hinzugestiegen.
Deutschland unter Merkel hingegen möchte unbedingt zum wachhabenden Offizier des sinkenden Schiffes aufsteigen. Aber gilt das auch für das Volk in Deutschland? Wenn jemand sagt, das es diese komplexen Zusammenhänge nicht versteht oder verstehen kann, dann hat er möglicherweise eine Ausrede für sich, aber niemand kann behaupten, er würde nicht verstehen, was heut in Stralsund passiert!
Die Zionisten sehen dass ihnen die Unterstützung des Westens verloren gehen könnte, denn wenn der Westen in Irak , Zentral und Mittelasien darin scheitert die Energieströme unter Kontrolle zu bekommen wird Israel wertlos für den Westen, in einer Situation, wo die westlichen an Staaten die nicht über genug eigene Energieresourcen verfügen, für ihre Daseinserhaltung verfügen müssten sie sogar quasi als Bittsteller auftreten, und schnell wäre Israel dann auch eine politische und diplomatische Handelsware. Das würde genau dann eintreten wenn zb.Agypten und Saudi Arabien kippen würden dann wäre die Situation im persichen Golf, im roten Meer und im indischen Ozean für den Westen nichtmehr beherschbar. Israel bleibt also nur die Chance den Westen schneller in einen Konflikt mit Syrien und Iran hineinzuziehen als sich der Westen von Israel absetzen kann. Dabei wird Israel von der Lobby der christlichen Zionisten in den Westlichen Staaten unterstützt.
Quelle: http://f25.parsimony.net/cgi-bin/topic-flat.cgi?Nummer=63498&Phase=Phase1&ThreadNummer=43963
Antworten:
- @ sono - bitte etwas kuerzere zitate! (owT) detlef 14.07.2006 21:59 (0)