Re: Sehne für Bogen
Geschrieben von Kiaril am 27. Juni 2006 21:41:26:
Als Antwort auf: Re: Sehne für Bogen geschrieben von Starfire am 26. Juni 2006 19:37:29:
Hallo,
bin mit Brennessel selber am experimentieren.
Aus dem Netz und aus eigener Erfahrung weiß ich, daß die Brennessel eine extrem reißfeste Faser ergibt. Problem ist halt die korrekte Verarbeitung. Mit primitiven Mitteln ist es mir bisher nicht gelungen saubere Fasern herzustellen. Die Benutzung von alten Stengeln im Herbst oder gar später ist OK, ABER (!) vorsicht im unteren Stilansatz. Bei der Rotte wird nämlich auch die Faser angegriffen (!), besonders stark halt am Ansatz. Leider bekommt man mit dieser Methode nur teilweise wirklich brauchbare Fasern. Zudem viel fuddelei. Besser wäre die Verarbeitung noch ganzer, nicht angerotteter Stängel.Schon aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften ist die Brennesselfaser den meisten Pflanzenfasern vorzuziehen.
Worauf führst Du deine Schwierigkeiten mit feuchter Nesselfaser zurück? Was passiert dabei? Korrekt (!) verarbeitet dürfte es eigentlich keine Schwierigkeiten geben. Also die Ramie (chinesische Nessel, ganz nahe Brennesselverwandte, wird im Handel neuerdings als Faserpflanze langsam wiederentdeckt) ist in dieser Beziehung quasi unverwüstlich.Eine Firma die sich wieder mit der Herstellung von Stoffen aus Brennesselfaser beschäftigt ist die Kranz AG in Österreich. Die haben mittlerweile eine patentierte Lösung zur sauberen Trennung der Fasern vom Pflanzengummi entwickelt (läuft mit Pektinasen). Pektinasen ( wahrscheinlich nicht die gleichen) bekommt man im Fachhandel für Obstbrennerei, Weinherstellung.
Im Original benutze man im Mittelalter Sehnen aus Flachs. Ziemlich dick und schwer. Nass werden durften die auch nicht.
Eine ebenfalls sehr reißfeste und leicht zu gewinnende Faser liefert die Rinde des Weiße Maulbeerbaumes (Morus alba). Nimm dazu möglichst die jungen Äste. Bin per Zufall darauf gekommen, da ich ein paar Exemplare besitze um meine Seidenraupen zu füttern. Im übrigen ist Seide durchaus auch akzeptabel für Sehnen.
P.S. für die Laien. "Nessel" im Handel ist eine minderwertige Baumwolle und hat mit der Brennessel nix zu tun.
Genug gefaselt, Gruß in die Runde
Antworten: