Wer die Geschichte kennt, beherrscht die Zukunft

Geschrieben von Rhoazne am 22. Oktober 2009 14:30:15:

Tucholsky-Gedicht: Finanzkrise (1930)

bereits 1930 hat derr schriftsteller und dichter kurt tucholsky ein gedicht geschrieben, das die heutige finanzkrise treffend beschreibt:


Wenn die Börsenkurse fallen,

regt sich Kummer fast bei allen,

aber manche blühen auf:

Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

.
Keck verhökern diese Knaben

Dinge, die sie gar nicht haben,

treten selbst den Absturz los,

den sie brauchen - echt famos!

.
Leichter noch bei solchen Taten

tun sie sich mit Derivaten:

Wenn Papier den Wert frisiert,

wird die Wirkung potenziert.

.

Wenn in Folge Banken krachen,

haben Sparer nichts zu lachen,

und die Hypothek aufs Haus

heißt, Bewohner müssen raus.

.

Trifft's hingegen große Banken,

kommt die ganze Welt ins Wanken -

auch die Spekulantenbrut

zittert jetzt um Hab und Gut!"

.

Soll man das System gefährden?

Da muß eingeschritten werden:

Der Gewinn, der bleibt privat,

die Verluste kauft der Staat.

.

Dazu braucht der Staat Kredite,

und das bringt erneut Profite,

hat man doch in jenem Land

die Regierung in der Hand.

.

Für die Zechen dieser Frechen

hat der Kleine Mann zu blechen

und - das ist das Feine ja -

nicht nur in Amerika!

.

Aber sollten sich die Massen

das mal nimmer bieten lassen,

ist der Ausweg längst bedacht:

Dann wird bisschen Krieg gemacht.

(kurt tucholsky 1930)

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