Russische Großmachtsphantasien

Geschrieben von Leo am 22. Juni 2007 21:06:17:

Als Antwort auf: Re: In vier Monaten ... geschrieben von The Judge am 22. Juni 2007 14:34:36:

Russland könnte zum Kernstaat einer neuen Superunion werden - „Argumenty i Fakty“
20/06/2007 20:28 MOSKAU, 20. Juni (RIA Novosti). Die kirgisische Opposition hat vorgeschlagen, ein Referendum über ein Bündnis mit Russland durchzuführen.

Die Einwohner von Abchasien, Südossetien, Transnistrien und der Krim bitten seit langem darum, dass Moskau sie unter seine Fittiche nimmt. Experten streiten darüber, ob Russland neue Territorien einverleiben kann oder der Traum von der Wiedergeburt eines Imperiums eine Utopie bleibt. Mit diesem Thema befasst sich die Wochenschrift „Argumenty i Fakty“ am Mittwoch.

Alexander Dugin, Leiter des Zentrums für geopolitische Studien: Es geht nicht um einen Beitritt neuer Territorien zum Staatenverband Russlands, sondern um den Zusammenschluss einer ganzen Gruppe von Ländern - nach dem Vorbild der Europäischen Union. Wir könnten uns in erster Linie mit Weißrussland, Kasachstan, Tadschikistan und Armenien vereinen. Das heißt mit den Ländern, die den Organisationen EAWG und OVKS (Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft und Organisation des Vertrages über Kollektive Sicherheit) angehören. Weitere „Erstkandidaten“ sind Kirgisien und Usbekistan.

Dann sind Moldawien, Georgien und die Ukraine an der Reihe. Ihre Staatlichkeit hat die Zeitprobe nicht bestanden. Diese Länder werden künftig mit dem Problem konfrontiert: entweder Mitglied der Eurasischen Union zu werden oder sich zu spalten. Als Minimum werden sich aber Transnistrien, die Ostukraine, einschließlich der Krim, Abchasien, Südossetien und einzelne Regionen von Mengrelien sich Russland anschließen.

In der dritten Etappe könnten die Mongolei, Serbien und sogar Nordafghanistan dem Superstaat beitreten. Der gesamte Prozess könnte sich über etwa 15 Jahre hinziehen. Die erste Etappe würde acht bis zehn Jahre, die zweite zwei bis drei Jahre und die dritte ebenso lang dauern.

Dieser Prozess wäre sehr schwierig. Aber wir haben es leichter, als die Mitglieder der Europäischen Union, denn unsere Länder haben erst vor kurzem in einem einheitlichen Raum - in Bezug auf die Wirtschaft, die Sprache und die Kultur - existiert. Die Integration wäre für uns das einzige Mittel zum Überleben in der modernen Welt.

Dmitri Oreschkin, führender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutes für Geographie der Russischen Akademie der Wissenschaften: Die Eurasische Union ist ein schöner, aber unerfüllbarer Traum. Wir sind nicht einmal imstande, unser eigenes Land zu erschließen. So sind beispielsweise die Gebiete Twer, Smolensk, Iwanowo als Zonen einer langjährigen tiefen Depression zu betrachten. Auch Serbien wird sich uns nie anschließen, denn es strebt nach Europa. Aber lassen wir die Serben! Unsere eigenen Patrioten schicken ihre Kinder zum Studium nach Europa, lassen dort ihr Geld deponieren und verbringen dort ihren Urlaub.

Hinter dem Vorschlag der Kirgisen und der Südosseten, ein Bündnis zu schließen, steht nur die Einsicht in die Schwäche der eigenen Wirtschaft. Die transnistirschen Machtbehörden streben nach Russland, weil sie an der Korruption schuld sind. Die Hälfte der Bevölkerung ist von dort aus nach Russland und Moldawien abgewandert. Dieses korrumpierte Regime schuldet uns 1,5 Milliarden US-Dollar für Gaslieferungen. In der Ukraine gibt es möglicherweise Menschen, die nostalgische Gefühle nach der UdSSR haben, aber sie werden sich kaum Russland anschließen wollen. Selbst Lukaschenko geht kein Bündnis mit uns ein. Er hatte früher eine Union gewollt, rechnete aber damit, dort Chef zu werden. Aber er ist nicht bereit, seine Interessen zu opfern.



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