Re: Testwanderung unter erschwerten Bedingungen und Dauerfluchtgepäck;

Geschrieben von BBouvier am 04. Juni 2007 12:39:55:

Als Antwort auf: Testwanderung unter erschwerten Bedingungen und Dauerfluchtgepäck; geschrieben von Mario am 04. Juni 2007 11:26:00:

>Liebe Gemeinde,
>nun ist mein Machwerk fertig.
>Vom 29.05.07, 17.00 Uhr - 30.05.07, 21.00 Uhr, absolvierte ich einen Einsatztest; allein, mit meinem Dauerfluchtgepäck; jedoch unter erschwerten Umständen.
>Vorbemerkungen:
>Ich absolvierte schon öfter Draußendreckwanderungen mit Übernachtung, jedoch noch nie mit solch schwerem Gepäck.
>Vorbereitungen:
>Kondition: mittel (ca. 20 Min. Lauftraining aller 2 Tagen, BMI im Normbereich (wieder !);
>Rucksack: Mil-Tec; „Ranger“, ca. 75 Liter Packvolumen; - bestückt mit:
>- 1 x Wechselhose, 2 x T-Shirt, 1 x Multihemd, Unterwäsche, 4 x BW-Socken, Kochgeschirr mit Pfanne, großes Survival-Kit, Multi-Kocher, Brennstoffflasche mit ca. 0,8 Liter Reinbenzin, Wasserflasche mit 1,5 Liter Wasser – Marke „Coca-Cola“;
>- Ortlieb Wassersack 5 Liter, Faltwaschschüssel, großes Medipack, Wasserfilter MSR,
>- Schlafsack BW, BW-Poncho, Fällkniven-Messer, Multitool, Dynamotaschenlampe, Kernseife, Kartenmaterial, Rasiermesser mit Seife, Pinsel und Wetzleder, Angelausrüstung mit Zubehör (Teleskoprute, Rolle, Blei, Haken, Posen, Sehne pp.)
>- Teva-Sandalen, Regenhut, Goretex-Jacke, Lederhandschuhe, ca. 20 Meter - 5 mm Reepschnur,
>- 2-Mann-Zelt „Para“, Evo-Matte, Schreibheft mit Stift;
>Verpflegung:
>- 1 Dosenbrot, 2 x Ölsardinen, 300 g Speck, 250 g Nudeln, 3 Müsliriegel, die 1,5 Liter Wasser, 5 Multitabletten, 200 Gramm Kochsalz, 50 g lösl. Kaffeepulver; Notverpflegung mit Teebeutel;
>Anzugsordnung:
>- Kommandohosen, T-Shirt, Unterwäsche, dünne Funktionssocken, Meindl-Bergschuhe;
>Zubehör:
>- kleines GPS, Kompaß, Barometer/Thermometer, Sonnenbrille, Zeckenmittel, Wandersock;
>Gesamtgewicht der Ausrüstung: 27,5 kg, mittels Zugwaage ermittelt;
>Ausgangslage: Behandlung der Arme und des Gesichtes mit Sonnenmittel, Beine mit Zeckenschutzmittel.
>Ich wurde im Tal an einer Waldlichtung von meiner Guten abgesetzt. Ich begab mich ca. 400 Meter über einen Feldweg zur Waldgrenze und ging einen Wanderweg mit ca. 40 Prozent Steigung in Richtung des Bergkammes.
>Die Temperaturen waren um 23 Grad und es war trocken. Nach ca. 300 m Anstieg, der äußerst beschwerlich war, kam ich so stark ins schwitzen, dass ich aller 5 Meter eine Verschnaufpause einlegen musste.
>Der Wanderstock war auf Grund des Untergrundes (Steine, Wurzeln, loser Waldboden, ausgewaschener Untergrund) äußerst hilfreich.
>Nach ca. 50 Minuten erreichte ich den Kammweg, pausierte ca. 15 Minuten, da ich bemerkte, daß meine dünnen Funktionssocken anfingen zu reiben ( Schuhe eingelaufen, jedoch nie unter schwerer Last eingesetzt; - Socken in BW gewechselt, Reibstellen mit Pflaster sofort abgedeckt ). Danach begab mich auf diesen in meine Zielrichtung.
>Gegen 20.30 Uhr, nach zwei kleineren Verschnaufungen erreichte ich mein angestrebtes Nachtlager (Laufkilometer: 4,8 ).
>Dabei handelte es sich um einen kleineren Felsvorsprung.
>Nach kurzer Erkundung der nähern Umgebung reinigte ich den Untergrund von Tannenzapfen, Nadeln und Beerenranken.
>Ich errichtete das Nachtlager mit der Thermomatte, wechselte erneut die Socken und zog lange Funktionsunterwäsche an. Des weiteren ein langes Hemd und die Jacke. Zusätzlich zog ich den BW-Poncho über, da es jetzt leicht zu regnen anfing.
>Zum Abendbrot gab es einen Müsliriegel und ca. 700 ml Wasser.
>Ich war so fix und fertig, dass ich schon gegen 21.15 Uhr, in leicht gehockter Haltung eingeschlafen war (liegen ging nicht, da der Vorsprung nicht so weit war).
>Ca. 02.30 Uhr befanden sich die Temperaturen auf ca. 6 Grad über Null, ich fröstelte leicht, schlief aber sofort wieder ein.
>Ca. 04. 00 Uhr fingen die Vögel an zu tösen – ach was sage ich, - sie fingen an zu brüllen ggg.
>Der Regen hatte aufgehört und mein Poncho hatte sich im Inneren mit Kondenswasser beschlagen (aufsteigende Bodenfeuchtigkeit).
>Ich stand auf (Erholungsstatus: 50 Prozent) , richtete das Frühstück, was aus einer Tasse Kaffee, 2 Scheiben Brot und einem kleinen Stück Speck bestand (auf das Rasieren wurde verzichtet, ebenso auf das Zähneputzen).
>Danach packte ich meine Sachen, lief meine steifen Glieder ein (leichter Muskelkater in den unteren Extremitäten/Schulterblätter), lief gegen 05.45 Uhr los und umging im Waldrand eine kleine Ortschaft.
>Dadurch ersparte ich mir auch die Überquerung einer nassen Wiese.
>An einem kleineren Fließgewässer füllte ich den Ortliebsack mit Wasser (MSR-Filter).
>Das Traggewicht vom Rucksack lag nun bei ca. 30 kg.
>Weiter ging es bergab. Ich durchquerte ein Tal und machte mich erneut an den Aufstieg zum Kamm/Wanderweg. Diesmal durch den Forst, was etwas unangenehm war, da ich ständig etwas von den Ästen festgehalten worden bin.
>Ich machte nun ½ - stündlich Pausen (10 Minuten) und rastete, wobei ich den Flüssigkeitsverlust auffüllte.
>Das Wetter war wanderfreundlich, um die 17 Grad, und es war bedeckter Himmel.
>Gegen 10.00 Uhr kam ich auf dem nächsten Bergkamm an und war wieder fix und alle.
>Ich hatte eine Strecke von ca. 9,8 km zurückgelegt, es war aber auch schwieriges Gelände.
>Ich zog das Mittagessen (1 Müsliriegel mit 3 Scheiben Brot, Wasser und 1 Multivitamintablette) vor und rastete bis gegen 13.00 Uhr. Davon ruhte ich 1 Stunde auf der Iso-Matte im Halbschatten.
>Es ging weiter und die Fußgelenke fingen an zu schmerzen, die Schultern ebenfalls.
>Nun verlief der Wanderweg wieder steil nach unten (der Wanderstock bewehrte sich wieder) und ich erreichte gegen 16.00 Uhr eine Schutzhütte.
>Hier wollte ich die Nacht verbringen (Laufkilometer: 9,2).
>In der Nähe befand sich ein kleines Bächlein, wo ich den Wasservorrat wieder auffüllte. Ich zog die Schuhe aus, und stopfte diese leicht mit großen Taschentüchern aus, da ich sie nun schon längere Zeit anhatte und sie etwas feucht waren und rüstete auf Sandalette um.
>An der Schutzhütte verhing ich das offen Fenster und richtete schon das Nachtlager mit der Iso-Matte und dem BW-Schlafsack ein.
>Danach gab es Ölsardinensuppe auf Nudeln mit Zitronengeschmack (außergewöhnlich), dazu eine Tasse Kaffee und jede Menge gefiltertes Wasser.
>Ich machte meine Aufzeichnungen und rollte mich schon gegen 19.00 Uhr in den Schlafsack. Ich war noch so aufgewühlt, die Vögel brüllten jedoch noch so laut, dass ich erst gegen 21.00 Uhr einschlief.
>Der nächste Morgen, erstaunliche 07.00 Uhr, Erholungsstatus : 70 Prozent.
>Ich gehe wie auf Stelzen (enormer Muskelkater im Schulterblatt und in den Füßen – so ungefähr wie der bucklige „Glöckner von Notre-Dame“) und ich benötige 30 Minuten um in die Gänge zu kommen. Nach der Morgentoilette mit Zähneputzen - und Rasur mit kaltem Wasser – und nun mit 2 dicken Pflastern am Hals geschmückt, koche ich Kaffee. Zum Essen ist mir überhaupt nicht zu mute.
>Heute ist gegen 10.00 Uhr Abmarsch.
>Der Wanderweg führt über eine feuchte Wiese, wo ich die Bergschuhe gegen die Sandalen eintausche und die Hosen hochkrempelte.
>Das Mittagessen wurde ausgelassen, ich Pausierte nun schon ¼ Stündlich und bekam langsam einen dicken Hals.
>Das Gewicht vom Rucksack wurde immer schwerer und die Schmerzen in den Schultern nahmen zu.
>Die Füße schmerzen nun auch ordentlich.
>Ich hatte noch ca. 5 km vor mir und erreichte den (vorgeschobenen) Zieleinlauf (auf Grund der vielen Rasten) - Bushaltestelle - erst gegen 18.00 Uhr (Laufkilometer: 14,4).
>Das bedeutete, dass ich mich mit diesem schweren Gepäck nur noch schleppte.
>Mit letzter Kraft erreichte ich die Haltestelle und fuhr mit dem Bus zurück. Eigentlich wollte ich etwas länger Unterwegs sein....
>Ich stieg aus und der Wanderstock war nur noch lästig, da ich die Hände ständig unter meinen Schulterriemen vom Rucksack auf Grund der Schmerzen hatte.
>Ich kam zu Hause an und ging wortlos in die Badewanne....
>Auswertung:
>Wenn ein Domina mitgekommen wäre, so wäre sie mit glücklich-lächelndem Gesicht, zufrieden mit sich und der Welt; unter vollster Auslastung ihrer Machenschaften – mit an gekommen.
>Diese Kasteiung war außergewöhnlich und sehr lehrreich.
>Da ich aber kein Masochist bin, und ich in höchste Not nur Eisengardinenzwicker – oder Tischdeckenhalter mit Bleiausguß und Klammerhäkchen zum Einsatz bringe, möchte ich so eine Strapaze - so schnell nicht wieder erleben !
>Herr Sade – der alte Knecht - hätte Freudensprünge vollführt.
>Der Rucksack war eindeutig zu schwer und ich packte am nächsten Tag noch mal um. Ich probierte, leicht humpelnd, mit kleinen Schrittchen wie eine Geisha nochmals; und ich kam auf ein Rucksackgewicht – mit 3 Tagesverpflegung – von ca. 15 kg.
>Den konnte ich trotz meiner Zipperleins noch tragen.
>Ich entfernte den Kocher, die Benzinflasche, die Angelausrüstung bis auf Sehne und Haken.
>Der große Surv.-Kit (Umtausch in kleines Kit) und dar Medi-Pack wurde abgespeckt.
>Das Rasierzeug wurde ausgesondert. Ebenfalls wurde auf die Schutzhülle des BW-Sackes verzichtet (1,8 kg).
>Wenn man die Ausrüstung auf 2-3 Leute verteilen kann, ist alles zu bewältigen. Für eine Einzelperson, ohne vorheriges Training, wird es im Berggelände sehr sehr schwierig.
>Die Wassermitnahme von nur 1,5 Litern war nicht ausreichend !
>1. Tag: 4, 8 km;
>2. Tag: 18, 9 km;
>3. Tag: 14, 4 km – Gesamtkilometer: 38, 1 km; Gesamtlaufzeit mit Pausen, ca. 18,75 Stunden;
>Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
>Mit freundlichem Gruß
>Mario


Hallo, Mario!

Hierzu:
>2. Tag: 18, 9 km;...in Verbindung mit
hierzu:
>Das Traggewicht vom Rucksack lag nun bei ca. 30 kg.
...sowie hierzu:
>kam ich auf dem nächsten Bergkamm an...

In jüngeren Jahren hat BB mal
den Einzelkämpfer-Lehrgang der BW absolviert.
Wir kamen alle aus der Lüneburger Heide und meinten,
wir seien ganz gut in Form:-)
Am zweiten Morgen lud man uns ein wenig Gepäck auf,
gab Jedem noch eine Panzermine sowie
je Zweien einen vollen 20-Liter-Kanister.
Dann zeigte uns eine Karte, auf der die Marschstrecke
von vielleicht 12 Kilometern eingezeichnet war.
Wir grinsten und meinten (völlig irrig), sowas -
das machten wir locker im Zockeltrab - und wir seien
gleich wieder da:
So in 2 Stunden.

Leider, leider war das nicht Flachland,
sondern Hammelburguntig:-(
Eine einzige, üble Schinderei bis in den späten Nachmittag
hinein, und da waren wir bereits ein wenig klüger:-)

Respekt!

Bruss,
BB



Antworten: