Re: Ich bin dann mal weg

Geschrieben von Starfire am 29. Mai 2007 13:10:56:

Als Antwort auf: Ich bin dann mal weg geschrieben von TheEnd am 27. Mai 2007 21:40:01:

Zunächst: Das Zauberwort ist "Ultralight Backpacking" (Ultraleichtes Rucksackerln). Also das Gewicht reduzieren. Ich weiß aus Erfahrung, daß schon nach kurzer Wegstrecke ein Rucksack schwer wie Blei wird, auch wenn er anfangs leicht schien. Ich habe also meinen alten Rucksack (1,2 kg) eingemottet und mir ein mittelgroßes (70 Liter) US-Hightech-Modell von GoLite (Modell "Pinnacle", 99 EUR) besorgt (700 g).

Hm - der Pinnacle sieht nett aus. Aber das Tragesystem ist nicht so toll und die Schultergurte haben zumindest bei meinem Test vor einem Jahr nix getaugt. Gut, das Ding ist extrem leicht und wenn man ihn nicht bis zur Belastungsgrenze vollkpackt, dann wird er seinen Zweck wohl erfüllen. Für mich ist es definitiv nix.

Meinen alten Schlafsack, der schon alle Kontinente gesehen hat, habe ich ebenfalls eingemottet. Er hatte eine Kunststoffaserfüllung und ist zu groß und schwer (35 cm lang, 24 cm Ø, 1,7 kg, bis -5°C). Ersetzt habe ich ihn durch einen Black Bear "Kolibri" mit Daunenfüllung (30 cm lang, 16 cm Ø, 700 g, bis -9°C). Preis: 99 EUR.

Die -5°C dürfte die Extremtemperatur sein. D.h. daß man da schon Flecceklamotten im Schlafsack tragen muß um diese Temperatur zu ertragen. Laut Liste ist die Standardtemperatur +2°C (Grenze Komforttemperatur) für Leute die normal empfindlich sind und +7°C für Kälteempfindliche. Also eigentlich ein Schlafsack für den Sommer bzw. Übergangszeit. Daune hat den Nachteil, daß sie extrem Feuchtigkeit zieht. 2 Tage Dauerregen und man hat das Gefühl, daß man in einem Bach schläft. Es gibt die Möglichkeit, den Schlafsack kurz zu lüften und dann sofort in den Kompressionssack zu packen um der Feuchtigkeit weniger Fläche zu bieten. Wer mit schlechtem Wetter rechnet ist mit einem guten (aber teuren) Kunstfaser-Schlafsack besser bedient. Sicher ... die sind schwerer, aber ich möchte warm und trocken schlafen und nicht kühl und feucht. Ich ziehe gute Schlafsäcke von Carinthia vor. Die haben sowohl Daune als auch Kunstfaser im Angebot.

Isomatte ist wichtig. Meine alten Dinger taugten nicht viel, der Schaumstoff isolierte nur kurze Zeit, Dellen bildeten sich, Schrott. Ich bin umgestiegen auf Evazote-Isomatte. Die ist etwas schwerer (700 g), dafür dick, sie regeneriert Knicke und Dellen, isoliert zuverlässig, saugt sich nicht voll Wasser. Sehr gutes Teil aus "Spezialschaumstoff". Es ist nur empfindlich gegen zu starke Sonneneinstrahlung, darum sollte man sie in eine Tüte packen. Selbstaufblasende Isomatten sind unnütz und schwer.

Evazote ist sicher eine der besten Matten für harte Einsätze. Wer's nicht grade mit dem Rücken hat, der sollte die nehmen. Es gibt aber Leute, die haben Rückenprobleme und für die sind die selbstaufblasenden Matten ideal - sofern es gute sind. Mit die Besten sind die Artiach-Matten. Sicher, sie sind schwerer, aber gerade auf steinigem Boden oder für ältere Leute mit empfindlichem Rücken sind sie ideal. Man kommt nämlich morgens schneller in die Gänge, wenn einem das Kreuz nicht wehtut ;)

Von Wäfo habe ich einen aluminisierten Biwaksack, der 80 % der Körperwärme zurückwirft. Ein Biwaksack ist eine Art vollkommen wasserdichter Ganzkörperschlafsack/-schutzsack, wo nur das Gesicht rausguckt. Morgentau und Regen ist egal, solange die Gesichtsöffnung geschützt ist. Preis 35 EUR, Gewicht: 350 g.

Taugt! Man sollte aber bedenken, daß der Schlafsack keine Möglichkeit hat, Feuchtigkeit nach außen zu transportieren, da sich die Feuchtigkeit innerhalb des Biwaksackes wieder fängt. Gerade Daunenschlafsäcke ziehen dann Kondenswasser. In Kombination mit Deinem leichten Schlafsack sicher ganz in Ordnung was die Wärme angeht, aber 3 Tage Feuchtigkeit und Regen machen dann schon keinen Spaß mehr.

Als Schuhe empfehlen alle "Chef-Wanderer" diese Klunker an den Füßen, voll geschlossen, knöchelhoch, mit dicken Wandersocken, der Schweiß läuft drinnen, es dampft, Blasen sind garantiert. Aus meiner Afrikaerfahrung (nicht mit Rommel!) rate ich ab: Dort hatte ich mal Bundeswehrstiefel an. Alles Blasen, die Nähte platzten irgendwann auf, Kinderspielzeug. Ebenso halte ich nicht viel von teuren Hightech-Wanderschuhen (außer im Winter). Damit bin ich in Finnland reingefallen: Blasen. Ich verwende ultraleichte Teva-Sandalen Modell "Terradactyl" (ca. 50 EUR). Damit marschiert man bei Sonne und Regen problemfrei. Eingelaufen sollten sie sein, meine stammen aus dem Jahr 2000 und sind gut zertreten. Da komplett aus Kunststoff, gammelt nichts, man muß nichts trocknen und alle Klettverschlüsse halten ewig. Spezialfußbett, unten hart, oben weich und wärmend, für Wandern, Wassersport, Freizeit.

Sandalen sind nett in Richtung Süden. Im Norden oder in den Bergen, weitab von gepflasterten Wegen, auf Geröll, Sumpf, Steinen, etc. ist das allerdings nix. Da muß der Fuß gestützt werden. Leue mit Bänderschwäche knicken sonst um (brechen sich vielleich sogar was) und dann ist die Reise möglicherweise zuende, bevor sie richtig angefangen hat. Oder man steht mitten in der arktischen Tundra und niemand in der Nähe, der einem helfen könnte.

Immer das richtige Schuhwerk für die jeweilige Tour. Für Berg und Gestein ist nun mal ein ordentlicher Wander- oder Trekking-Schuh oder -Stiefel angesagt. Hanwag wäre da die Marke meiner Wahl. Zugegeben schwer, aber robust, man läuft gut und von Schweiß oder gar Blasen keine Spur, wenn die Dinger gut eingelaufen sind.

Bin mal auf Deinen Bericht gespannt, wenn Du heimkommst. Ich bin Anfang August auf Spitzbergen und da braucht man eine völlig andere Ausrüstung als Du auf Deiner Reise in den Süden.

lg
SF

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