Re: Traumen und deren Verarbeitung

Geschrieben von Patrone am 26. Mai 2007 07:54:11:

Als Antwort auf: Traumen und deren Verarbeitung geschrieben von Bariona am 26. Mai 2007 05:04:52:

>>>wollen mal so sagen, ob man als ueberlebender dann durchdreht, gehoert fuer mich zum "restrisiko".
>>>erstmal moechte ich persoenlich erstmal so weit kommen, dass diese frage fuer mich ueberhaupt relevant wird.
>>Moin Leute,
>>genau das!
>>Erst mal selber und möglichst mit dem kompletten eigenen Anhang (Familie etc.) so gut wie irgend möglich durchkommen ... oder überhaupt am Leben bleiben. Danach kann man sich Fragen über Moral, Anstand und ähnliches stellen. Was die Frage eines möglichen Irrsinns im Nachhinein angeht, so ist doch gar nicht geklärt, wie das denn nun genau gemeint ist. Da dürfte es ziemlich viele Abstufungen und Formen geben.
>>Im Vorfeld kann man erst mal davon ausgehen, das kaum einer geistig völlig gesund einen Krieg übersteht. Das Gleiche gilt für so umfassende Naturkatastrophen wie angekündigt. Einen geistigen Schaden wird da, wenn das alles sogar noch in der "kurzen" Abfolge kommt, jeder davon tragen. Und sei es nur, das er anschließend die nächsten Jahrzehnte unter Alpträumen leidet.
>>Logisch, die überzivilisierten Otto Normalos oder gar die Gutmenschen wird es am Härtesten treffen. Bei denen passt so was überhaupt nicht ins Weltbild und mit ihrem Weltbild werden auch die Meisten von ihnen völlig zusammenklappen.
>>Gleiches gilt wohl für jene, die meinen Gott (welcher auch immer) werde es schon richten. Unter den Härtefällen von jenen, dürften sich dann auch recht viele finden, die die "Schuld" dafür bei anderen suchen und anfangen alle "Schuldigen" auszurotten. Oder sie suchen die "Schuld" bei sich und rennen sich selbst geißelnd im Büßergewand herum.
>>Etliche werden sich sogar darüber freuen, das "Gesetz" in die eigene Hand zu nehmen, oder zumindest das, was sie für Gesetz halten. Da wird es dann wohl ziemlich viele Gruppen a la Humungus (Mad Max) oder Hornisten (Postman) geben. Aber auch viele Einzelgänger wie Mad Max oder den "Fischmann" aus Waterworld, die einfach nur tun, was getan werden muss und wenig erfreut darüber sind.
>>So mancher wird auch dahingehend durchdrehen, das er einfach nur Spaß am Killen hat und sein "Ding" so lange durchzieht, bis es ihn selber erwischt.
>>Wo und wie sich hinterher jeder von uns da einordnen kann, wird kaum einer vorher wissen. Keiner von uns hat so was als Ganzes schon mal mitgemacht. Auch wenn der Eine oder Andere schon Erfahrungen in Kriegen (echte und Bandenkriege) oder Katastrophen sammeln konnte / musste. Wobei diejenigen mit gewissen Erfahrungen da wenigstens den "Vorteil" haben, wenigstens das schon für sich in etwa abschätzen zu können.
>>MfG
>>Wizard
>Hallo Wizard!
>Hallo zusammen!
>Ich kenne mich mit der Materie der Traumatisierungen recht gut aus, auch damit welche Formen es annehmen kann, wenn die Verarbeitung von Traumen nicht gelungen ist.
>Ich arbeitete einige Zeit auf einem LKH für Psychiatrie als Psychotherapeutin, auf einer Spezialstation für traumatisierte Frauen.
>Ich kann mir vorstellen, dass es für euch wichtig sein könnte, darüber etwas mehr Bescheid zu wissen. Deshalb versuche ich einmal – möglichst kurz – zu diesem Thema Stellung zu nehmen:
>Traumatisierungen können vielfältig sein. Nach Ermann sind traumatische Erlebnisse im Allgemeinen solche, die mit vielfältigen Arten der Lebensbedrohung einhergehen, die mit Verlusten, Gewalterfahrungen oder Katastrophen zu tun haben. Nach meinem ehemaligen Chef, Prof. Sachsse, ist ein Traum dadurch gekennzeichnet,
>„…dass es die Reizverarbeitungsfähigkeit des Ich durch seine Plötzlichkeit und Heftigkeit massiv überfordert….“
>Dies ist besonders dann der Fall, wenn weder die Möglichkeit der Flucht noch die des Angriffs gegeben ist. Gefühle der absoluten Hilflosigkeit und der Ohnmacht scheinen nicht der Natur des Menschen zu entsprechen, haben daher für die Psyche immer gravierende Folgen.
>Und jetzt die frohe Botschaft an euch alle: Da wir gefasst sind auf die kommenden Ereignisse, kann ich euch nur sagen: Wir werden mit Sicherheit nicht irre! – Wir nicht!!!
>Insofern macht es aus psychohygienischen Überlegungen durchaus Sinn, nahe Angehörige mit dem kommenden Geschehen vertraut zu machen – auch dann, wenn sie davon nichts wissen wollen!
>Auch wir werden mit den verschiedensten Verlusten zu kämpfen haben – keine Frage. Es können Schlafstörungen auftreten, Albträume, depressive Verstimmungen usw. – Aber irre werden wir nicht!
>Die Verarbeitung von erlebten Traumen gelingt am besten, wenn
>1.) man sich damit beschäftigt, und im Wechsel
>2.) man davon Abstand nimmt, abglenkt wird
>(Das ist beim Tod eines nahen Angehörigen genauso: nur daran denken macht depressiv, nicht daran denken verhindert die Verarbeitung. Ablenkung ist nötig, damit sich die Psyche zwischendurch erholen kann.) und
>
>3.) man darüber mit anderen sprechen kann, sich mit anderen austauscht
>(Sämtliche meiner schwerst traumatisierten Patientinnen – alles Selbstverletzerinnen – hatten scheinbar keine Möglichkeit anderen davon zu erzählen. Das ist kein Zufall! Hätten sie nämlich jemanden gehabt, denen sie davon erzählen hätten können, hätte ich sie nicht als Patientinnen behandeln müssen!)
>Die Verarbeitung eines Traumas dauert üblicherweise ein halbes Jahr oder Jahr, manchmal auch länger. Das ist individuell verschieden. Es geht aber vorbei.
>Gelingt die Verarbeitung wegen widriger Umstände nicht, kann es zu folgenden Störungsbildern kommen, den so genannten „Posttraumatischen Belastungsstörungen“:
>1.) Borderline- Persönlichkeitsstörungen:
>Borderliner sind Grenzfälle: Sie wechseln zwischen normalem oder neurotischen Niveau zu psychotischen und zurück. ( Das sind also Leute, die die meiste Zeit ganz „normal“ sind, bei Belastungssituationen aber ausrasten und dann die verschiedensten Merkmale einer psychotischen Störung aufweisen, mit allem was dazu gehört, Wahnvorstellungen, Halluzinationen usw. Das geht aber - im Gegensatz zu den eigentlichen Psychotikern - wieder vorüber).
>2.) Gravierende dissoziative Störungen:
>Dissoziationen kennen wir alle, es meint das gedankliche Ausklinken. Wenn wir z.B bei einem langweiligen Vortrag sitzen und uns plötzlich dabei ertappen im Gedanken bei Überlegungen zu unserem Abendessen zu sein, nennt man das „Dissoziation“ – Das ist aber normal und nicht krankhaft. Krankhaft wird es erst dann, wenn man die ganze Zeit so neben der Spur ist, dass man nicht mehr arbeitsfähig ist. Dissotiationen treten bei Traumatisierten regelmäßig dann auf, wenn sie durch sg. „Trigger“ (Auslösereize – das können Geräusche, Gerüche oder Bilder sein, die sie an das traumatisierte Geschehen erinnert) belastet werden. Sie sind eigentlich ein psychischer Selbstschutz.
>3.) Vielfältige andere Störungen:
>Dazu gehören Ein- und Durchschlafstörungen, Albträume, Angstzustände, Panikattacken,
>Depressionen, suicidale Krisen, Phobien, Zwangssymptome, Essstörungen, Drogen und Alkoholmissbrauch (zur Reizreduzierung), verschiedenste psychosomatische Schmerzzustände usw. Auch Verhaltensstörungen werden häufig beobachtet: selbstverletzendes Verhalten bei Frauen, fremdaggressives Verhalten bei Männern ( wie die „Angstbeißer“ unter den Hunden, die zu viel geschlagen wurden), assoziales Verhalten usw.
>Ich könnte jetzt noch viel zu diesem Thema schreiben. Bevor das Ganze aber zu theoretisch wird, möchte ich dennoch darauf hinweisen dass auch Posttraumatische Verhaltensstörungen mit speziellen Techniken (EMDR, usw.) durchaus mit gutem Erfolg zu behandeln sind!
>Wichtig zu diesem Thema finde ich noch, dass mittlerweile medizinische Studien belegen, dass die Einnahme von Beta-Rezeptorenblockern (übliche Medikamente gegen zu hohen Blutdruck, aber auch bei Panikattacken bewährt – dämpft die Spitzen der Herz-Kreislauffunktionen) unmittelbar nach einem erlebten Trauma, die Verarbeitungsmöglichkeit fördert. – Scheint also so zu sein, dass dann, wenn der Körper gar nicht erst in einen Extremzustand kommt, auch das ganze Geschehen drum herum leichter verdaulich ist.
>Daher mein Tipp für die Hauapotheken:
>1.) Beta- Rezeptorenblocker
>2.) Aconitum C 200: dann indiziert, wenn jemanden Angst und Schrecken ins Gesicht geschrieben ist
>3.) Opium C 200: wenn man nach einem Trauma völlig neben der Spur ist, handlungsunfähig, wie gelähmt
>4.) Rescue Remedy: Bachblüten-Notfalltropfen, und nicht zu vergessen
>5.) Arnica in C30 oder C200, das erste Mittel der Wahl bei Verletzungen jeder Art, auch bei Kopfverletzungen und jener der Wirbelsäule
>Also, so ausgerüstet werden wir das schon schaffen!
>Grüße, Bariona


Mensch Bariona -Opium das fällt unters Drogengesetz und bekommst aller höchstens auf Rezept.
Für Verletzungen kann ich auch Spizwegerich empfehlen(wächst auf fast jeder Wiese)nicht zu vergessen für leichte Depresionen- Johanniskraut-Für Fieber empfehle ich Holunder und Zwiebelumschläge

Gruß Patrone

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