Re: Wieso findest du, dass Wismar ein Schwindel sei? (n/t)
Geschrieben von IT Oma am 11. Mai 2007 20:40:02:
Als Antwort auf: Re: Wieso findest du, dass Wismar ein Schwindel sei? (n/t) geschrieben von BBouvier am 11. Mai 2007 18:44:11:
>Es ist eben so, dass sich weder so ein Kloster noch gar
>sone Quelle in diesem garnichtexistierenden Kloster
>hat finden lassen:
>Noch sonstwo:-)
>Und auch nicht im Rathaus, wie untig gelogen:
>"Beim Niederlegen einer Mauer im
>Kloster zum heiligen Geist
>zu Wismar in Mecklenburg,
>wurde in einer Bibel ein Pergament
>mit einer prophetischen Inschrift gefunden.
>Das Pergament befindet sich jetzt
>im Rathaus zu Wismar unter Glas und Rahmen."
Hallo BB,Es gab aber (und gibt immer noch) in Wismar das Heiligen-Geist-Spital, das einem Kloster sehr ähnlich war. (Auch in Stralsund gab es ein solches Heiligen-Geist-Spital, und dort wurde es sogar "Kloster" genannt.)
Das Heiligen-Geist-Spital in Wismar wurde ursprünglich ca. 1253 als ein kirchliches Kranken- und Obdachlosenhaus gegründet. Schon bald aber wurde es üblich, daß man sich selbst, die Ehefrau oder die Kinder dort "einkaufte", d.h. gegen Zahlung einer beträchtlichen Summe das Recht erwarb, dort zu wohnen, verpflegt und versorgt zu werden, auch ohne daß man arm oder krank war. Im Mittelalter betrieben viele Orden solche Spitäler (siehe unten). Die Insassen des Heiligen-Geist-Spitals bildeten eine geistliche (Laien-)Brüderschaft. Ursprünglich mußte man deshalb im "Heiligen Geist" auch unverheiratet oder verwitwet sein, später konnten sich auch Eheleute einkaufen, wenn sie zölibatär lebten.
Im Jahre 1255 beschenkten auf Bitten der Ratmannen Bischof Friedrich von Ratzeburg und Herr Johann von Mecklenburg, der erste als Diözesan, der andere offenbar als Kirchenpatron, das Haus des Heiligen Geistes mit Kirchhof und Begräbnis unter den dazugehörigen gottesdienstlichen Verrichtungen...Es sollte sich aber kein Priester damit befassen, der nicht mit bischöflicher Zulassung und Genehmhaltung der Ratmannen kanonisch eingesetzt wäre 384). Diese gottesdienstlichen Verrichtungen sind bald erweitert worden, und vierzehn Jahre später genehmigten wiederum in gemeinsamer Urkunde Bischof und Landesherr unter Zustimmung der Pfarrer von St. Marien und St. Georgen die tägliche Abhaltung von Gottesdienst und Verwaltung aller Sakramente für die Kranken außer der Taufe ...Aus diesem Zitat geht auch hervor, daß es dort bischöflich eingesetzte Priester gab, die bis auf die Taufe alle Sakramente geben konnten und tägliche Gottesdienste hielten.
Auch hat das Heiligen-Geist-Spital in Wismar offenbar wie echte Klöster auch Ortschaften gegründet (z.B. Benz, siehe wikipedia) und Gutshöfe besessen.
Infolge der Explosion der Pulvertürme von 1699 "mußte die Kirche bis auf das Mauerwerk heruntergenommen werden", wie die in den Knopf des neuen Dachreiters gelegte Urkunde vom 10. Oktober 1700 berichtet.Das könnte der Zeitpunkt des Quellenfundes gewesen sein. Nachweisen kann ich das von hier aus natürlich nicht. Ob das Pergament noch im Wismarer Rathaus liegt, weiß ich nicht. (Von wann datiert diese Angabe eigentlich?)
Aber die Existenz des als Quelle gegebenen Ortes "Heiligen-Geist-Kloster in Wismar" sehe ich damit als erwiesen an.
Gruß
ITOma
ausführliche Quelle zum Heiligen-Geist-Spital: Friedrich Techen, Das Haus zum Heiligen Geiste zu Wismar, 1927PS: Der Johanniter-Orden betrieb ganz ähnliche Spitäler wie der Heilig-Geist-Orden. Auch dort konnte man sich einkaufen, mußte aber der Bruderschaft "mit Leib und Seele" beitreten.
"Die Versorgung alter und arbeitsunfähiger Personen war im Mittelalter ein wichtiges soziales Problem, welches durch die Einrichtung von Altenheimen, vor allem in Form des Pfründnertums, gelöst wurde. Gesunde konnten sich darin gegen regelmäßige Zahlungen oder Überschreibungen von Gütern und Ländereien einen Platz sichern, wo sie ihren Lebensabend verbringen konnten. Der Johanniterorden beteiligte sich auch an dieser Aufgabe, war sie doch von der Beherbergungspflicht und von der Spitalstätigkeit abzuleiten. Außerdem hatte diese karitative Tätigkeit einen besonderen finanziellen Anreiz, da der Orden durch den Leibrentenvertrag einen billigen Kredit erhielt, der ihm bei seinen bereits erwähnten finanziellen Schwierigkeiten willkommen war. So ist die Entwicklung zu erklären, daß der Orden ab dem 14. Jh besonders in die Altenfürsorge involviert war.In den ursprünglichen Pfründenverträgen übernahmen die Pfründner religiöse Verpflichtungen durch den Eintritt in eine Bruderschaft und verloren auch ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit. Durch die Aufnahme in eine Hausgemeinschaft mußten sie sich dem jeweiligen Oberen und der Hausordnung unterwerfen, Zuwiderhandlungen wurden vor allem auch durch Verlust von Zuwendungen und Privilegien geahndet. Die Verpflichtung der Pfündner variierte nach Ländern und den einzelnen Kommenden, meistens wurde jedoch schickliche Kleidung verlangt und es war verboten, außerhalb des Hauses zu speisen, die Nacht außer Hause zu verbringen bzw. gar Wirtshäuser aufzusuchen. Die Pfründner waren außerdem zur Teilnahme am Gottesdienst und am gemeinsamen Gebet für Wohltäter und Verstorbene verpflichtet. In einzelnen Kommenden konnten sie auch praktische Funktionen für das Ordenshaus wie Schreiber, Schildträger, Kirchendiener oder Förster übernehmen.
Im 14. Jh wurde noch der strenge Pfründenvertrag abgeschlossen, der durch die Formel "mit Übergabe von Leib und Seele" gekennzeichnet war und somit jener der ursprünglichen Johanniter-Brüderschaft ähnelte. Als Bruderschaft bezeichnete man ursprünglich die Vereinigung von Johannitern, die kein Gelübde, sondern nur ein Versprechen abgelegt hatten (siehe Kapitel 2). Sie wurden auch Donaten genannt. Sicherlich waren nicht alle Mitglieder der Brüderschaft Pfründner und nicht alle Pfründner Donaten, doch war ihre Rechtsstellung sehr ähnlich und macht somit eine Unterscheidung schwer. In beiden Fällen wurden sowohl Männer als auch Frauen, Laien und Kleriker aufgenommen, die meist aus der unmittelbaren Umgebung der jeweiligen Kommende stammten. " Quelle
Antworten:
- wismarer proph. = fake von 191x randomizer 12.05.2007 00:57 (1)
- Re: wismarer proph. = fake von 191x IT Oma 12.05.2007 01:17 (0)
- Re: Wieso findest du, dass Wismar ein Schwindel sei? BBouvier 12.05.2007 00:21 (1)
- Re: Wieso findest du, dass Wismar ein Schwindel sei? IT Oma 12.05.2007 01:19 (0)