Nostradamus - I.70: Iran

Geschrieben von Stjepan am 10. Mai 2007 12:40:24:

Ich setz den Text mal hier rein, scheint aktuell zu sein:

I.70
"Pluie, faim, guerre en Perse non cesee
La foy trop(1) grande trahira le monarque,
Par la finie en Gaule commencee:
Secret augure pour a un estre parque."

"Regen, Hunger und Krieg in Persien ohne Pause[,]
Der extrem starke Glaube wird den Monarchen verraten,
Durch das Ende[,] in Frankreich begonnen:
[Wird es ein?] Geheimes Vorzeichen für eine Schicksalsgöttin sein."

Gemäß der ersten Zeile bezieht sich dieser Vers auf entscheidende, schicksalhafte Ereignisse in Persien (Iran). "Regen", "Hunger" und "Krieg" werden hier für den Iran vorhergesagt. Zunächst ist in dieser Zeile vom "Regen" die Rede, der "ohne Pause" niedergeht. Ein pausenloser Regen deutet auf heftige, sintflutartige und langanhaltende Regenfälle, die innerhalb einer längeren Periode gehäuft auftreten und zu verheerenden Überschwemmungen führen dürften. Somit prophezeit Nostradamus hier in aller Kürze extreme, sintflutartige und lang anhaltende Regenfälle, die zu verheerenden Überschwemmungen führen, sowie eine Hungersnot und Krieg voraus, die den Iran zukünftig heimsuchen werden. Die Wörter "ohne Pause" deuten auf eine längerfristige Periode hin, in der sich diese Ereignisse zutragen werden.

In der zweiten Zeile ist vom "extrem starken Glauben" im Iran die Rede, der dem persischen Monarchen, dem Schah also, dadurch zur Bedrohung werden sollte, dass er ihn verraten sollte; und somit verweist Nostradamus auf den schiitischen Glauben, der im Iran seit jeher eine bedeutende Rolle gespielt und seit dem 19. Jahrhundert großen Einfluss auf die Zentralregierung hatte. Als z.B. der letzte absolute persische Monarch Nasereddin, der von 1848 bis 1896 regierte, der britischen Firma Imperial Tobacco Corporation of Persia das Monopol für den Ausbau einer Tabakproduktion gegen hohe Abschlagszahlungen und Gewinnbeteiligung gewährte, regte sich in der Bevölkerung großer Widerstand. Dem schiitischen Klerus gelang es schließlich auf den Schah einen solchen Druck auszuüben, dass dieser kurzerhand das Tabakmonopol rückgängig machte. Der Konflikt zeigte deutlich, dass der führende schiitische Klerus im Iran in der Lage war gemeinsam mit den Reformern die Zentralregierung zu erschüttern. Auch in der Revolution von 1905/06 gelang es dem Bündnis der verschiedenen oppositionellen Gruppen mit dem Klerus an der Spitze die unterdrückten Massen zu mobilisieren. Die Folge war, dass die absolutistische Monarchie in die konstitutionelle Monarchie umgewandelt wurde, was zur Folge hatte, dass die geistlichen Autoritäten die Kontrolle der Gesetzgebung im Hinblick auf die Vereinbarkeit mit dem Islam erhielt.

Wie ging das nun vonstatten, der Verrat des schiitischen Glaubens an den Schah von Persien, der zum Sturz des Schahs und zum Ende der Monarchie 1979 führte?

Nach dem CIA-Putsch der ersten demokratisch gewählten Regierung im Iran von 1953 und dem Sturz der Regierung Massadeghs war die politische und wirtschaftliche Unterdrückung im Land unerträglich geworden. Das Fass lief dann über, als sich Schah Mohammad Reza Pahlewi von der US-Regierung Anfang der 60er Jahre dazu zwingen ließ, einen Demokratisierungsprozess einzuleiten. Pahlewi griff zur sog. "Weißen Revolution" zurück. Die sozialen Veränderungen und der innenpolitische Terror der Regierung führten zum Widerstand von Intellektuellen, die demokratische Reformen forderten, und von islamischen Geistlichen, die sich gegen die Säkularisierung und Verwestlichung wandten. Das Projekt des Schahs rief heftigen Widerstand hervor. Die führende Rolle bei diesem Widerstand spielten die schiitischen Geistlichen unter der Führung Khomeinis. In dieser Zeit begann sich Khomeini öffentlich zu profilieren und wurde dadurch in der Öffentlichkeit immer bekannter und anerkannter, bis er nach seiner Verhaftung, die landesweit zu heftigen Protesten führte, in die Türkei ins Exil gebracht wurde. Dort hielt er sich 11 Monate auf, bis er im Oktober 1965 in den Irak wechselte. Bis 1975 konnte sich Khomeini im Irak frei bewegen und politisch frei äußern. Nach der Versöhnung des Schahs mit Saddam Hussein ändere sich das schlagartig. Am 6. Oktober 1988 wurde Khomeini aus dem Irak ausgewiesen und ging nach Frankreich ins Exil, von wo er am 1. Februar 1979 in den Iran zurückkehrte (3. Zeile).

Der Sturz der Schah-Diktatur und überhaupt der Monarchie wurde 1978 von allen Klassen und Schichten der Bevölkerung in die Wege geleitet. "Viele Intellektuelle versuchten, mit Hilfe der Religion den Geist des Widerstands gegen das Regime zu verbreiten. Das war kein Widerspruch, da die fundamentale Lehre des Islam ... theoretisch die Einheit von reinem Glauben und gerechter politischer Führung beinhaltet. Die rund 100000 über das ganze Land verstreuten Geistlichen betätigten sich - ihren Einfluß in der Bevölkerung ausnutzend - als politische Agitatoren. Das gab dem islamischen Klerus Gelegenheit, der Revolution vor allem in ihrer letzten Phase ihren Stempel aufzudrücken. ... Am 16. Januar 1979 war es soweit. Millionen Iraner lagen einander in den Armen und tanzten auf den Straßen ... alle waren stolz darauf, das Unmögliche möglich gemacht zu haben: Sie hatten den Schah aus dem Land getrieben." "Ein 'Lenin' aber war dem Iran inzwischen in Khomeini erwachsen, dessen Popularität und Weltruhm nicht zuletzt auf der massiven Unterstützung der internationalen Presse sowie anderer Medien beruhte." Nachdem der Schah am 16. Januar 1979 den Iran verlassen hatte, kam Khomeini aus dem frz. Exil zurück ("das Ende, von Frankreich ausgegangen" - 3. Zeile), und wurde vom Volk triumphierend empfangen. Das Schah-Regime wurde gestürzt und die Islamische Republik ausgerufen.(2)

In der vierten Zeile spricht Nostradamus von einem "geheimen" bzw. "verborgenen Vorzeichen für eine Schicksalgöttin". Gemäß der römischen und griechischen Mythologie gibt es drei Schicksalsgöttinen. Die erste davon spinnt den Lebensfaden, die zweite teilt das Lebenslos zu und die dritte durchschneidet den Lebensfaden. Die erste "Schicksalsgöttin", die den Lebensfaden spinnt, scheidet hier auf jeden Fall aus. So bleiben nur noch das "Lebenslos" und der "Tod" übrig. Nun stellt sich die Frage: War der Aufenthalt Khomeinis in Frankreich das "geheime Vorzeichen" für das Ende der Regierung des Schahs und der das Ende der Monarchie im Iran, oder der Sturz des Schahs und der Monarchie ein "geheimes Vorzeichen" für die zukünftige Entwicklung des Iran? Oder beides?

Jedenfalls sieht die Zukunft des Iran nach der ersten Zeile zu urteilen nicht sehr rosig aus. Sintflutartige, lang anhaltende Regenfälle, heftige Überschwemmungen, eine Hungersnot und Krieg drohen diesem Land.


____________
(1) Das frz. wort "trop" ("zu sehr") habe ich hier mit "extrem" übersetzt.
(2) Die Informationen über den Iran sind aus dem Buch von Fariborz Riyahi "Ayatollah Khomeini" entnommen.


Gruß

Stjepan



Antworten: