Re: Gott ärgere Dich nicht!
Geschrieben von Patrone am 28. März 2007 08:10:20:
Als Antwort auf: Gott ärgere Dich nicht! geschrieben von Hinterbänkler am 27. März 2007 23:55:00:
>>Der frei Wille besteht darin zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, also ein selektives Ausscheideverfahren für den Himmel um ganz sicher zu sein das es nicht wieder den Ärger im Himmel gibt als sich einige Engel(jetzt Teufel inkl Luzifer(der erste Versuch Gottes))gegen Gott in einem Anflug von Größenwahn auflehnten.
>>Deshalb lässt Gott den Menschen den freien Willen auch wenn er genau weiß wie das endet.
>Nun Patrone, glaubst Du also Gott ärgere sich und würde 'Versuche' machen?
>Ehrlich, mit so einem Gott will ich nix zu tun haben. Dann glaub ich doch lieber an die Merkel.
>Und bitte, wozu soll denn der Mensch gut und böse unterscheiden, wenn Gott genau weiß wie das endet?
>
>Wenn hier schon Schopenhauer zitiert wurde, muss man auch mal Nietzsche hören, wie er darauf reagiert (Jenseits von Gut und Böse):
>18.
>An einer Theorie ist wahrhaftig nicht ihr geringster Reiz, daß sie widerlegbar ist: gerade damit zieht sie feinere Köpfe an. Es scheint, daß die hundertfach widerlegte Theorie vom "freien Willen" ihre Fortdauer nur noch diesem Reiz verdankt -: immer wieder kommt jemand und fühlt sich stark genug, sie zu widerlegen.
>19.
>Die Philosophen pflegen vom Willen zu reden, wie als ob er die bekannteste Sache von der Welt sei; ja Schopenhauer gab zu verstehen, der Wille allein sei uns eigentlich bekannt, ganz und gar bekannt, ohne Abzug und Zutat bekannt. Aber es dünkt mich immer wieder, daß Schopenhauer auch in diesem Falle nur getan hat, was Philosophen eben zu tun pflegen: daß er ein Volks-Vorurteil übernommen und übertrieben hat. Wollen scheint mir vor allem etwas Kompliziertes, Etwas, das nur als Wort eine Einheit ist, - und eben im einen Wort steckt das Volks-Vorurteil, das über die allzeit nur geringe Vorsicht der Philosophen Herr geworden ist. Seien wir also einmal vorsichtiger, seien wir "unphilosophisch" -, sagen wir: in jedem Wollen ist erstens eine Mehrheit von Gefühlen, nämlich das Gefühl des Zustandes, von dem weg, das Gefühl des Zustandes, zu dem hin, das Gefühl von diesem "weg" und "hin" selbst, dann noch ein begleitendes Muskelgefühl, welches, auch ohne daß wir "Arme und Beine" in Bewegung setzen, durch eine Art Gewohnheit, sobald wir "wollen", sein Spiel beginnt. Wie also Fühlen und zwar vielerlei Fühlen als Ingredienz des Willens anzuerkennen ist, so zweitens auch noch Denken: in jedem Willensakt gibt es einen kommandierenden Gedanken; - und man soll ja nicht glauben, diesen Gedanken von dem "Wollen" abscheiden zu können, wie als ob dann noch Wille übrig bliebe! Drittens ist der Wille nicht nur ein Komplex von Fühlen und Denken, sondern vor allem noch ein Affekt: und zwar jener Affekt des Kommandos. Das, was "Freiheit des Willens" genannt wird, ist wesentlich der Überlegenheits-Affekt in Hinsicht auf den, der gehorchen muß: "ich bin frei, "er" muß gehorchen" - dies Bewußtsein steckt in jedem Willen, und ebenso jene Spannung der Aufmerksamkeit, jener gerade Blick, der ausschließlich eins fixiert, jene unbedingte Wertschätzung "jetzt tut dies und nichts anderes Not", jene innere Gewißheit darüber, daß gehorcht werden wird, und was alles noch zum Zustand des Befehlenden gehört. Ein Mensch, der will -, befiehlt einem etwas in sich, das gehorcht oder von dem er glaubt, daß es gehorcht. Nun aber beachte man, was das Wunderlichste am Willen ist, - an diesem so vielfachen Ding, für welches das Volk nur ein Wort hat: insofern wir im gegebenen Falle zugleich die Befehlenden und Gehorchenden sind, und als Gehorchende die Gefühle des Zwingens, Drängens, Drückens, Widerstehens, Bewegens kennen, welche sofort nach dem Akte des Willens zu beginnen pflegen; insofern wir andererseits die Gewohnheit haben, uns über diese Zweiheit vermöge des synthetischen Begriffs "ich" hinwegzusetzen, hinwegzutäuschen, hat sich an das Wollen noch eine ganze Kette von irrtümlichen Schlüssen und folglich von falschen Wertschätzungen des Willens selbst angehängt, - dergestalt, daß der Wollende mit gutem Glauben glaubt, Wollen genüge zur Aktion. Weil in den allermeisten Fällen nur gewollt worden ist, wo auch die Wirkung des Befehls, also der Gehorsam, also die Aktion erwartet werden durfte, so hat sich der Anschein in das Gefühl übersetzt, als ob es da eine Notwendigkeit von Wirkung gäbe; genug, der Wollende glaubt, mit einem ziemlichen Grad von Sicherheit, daß Wille und Aktion irgendwie eins seien -, er rechnet das Gelingen, die Ausführung des Wollens noch dem Willen selbst zu und genießt dabei einen Zuwachs jenes Machtgefühls, welches alles Gelingen mit sich bringt. "Freiheit des Willens" - das ist das Wort für jenen vielfachen Lust-Zustand des Wollenden, der befiehlt und sich zugleich mit dem Ausführenden als eins setzt, - der als solcher den Triumph über Widerstände mit genießt, aber bei sich urteilt, sein Wille selbst sei es, der eigentlich die Widerstände überwinde. Der Wollende nimmt dergestalt die Lustgefühle der ausführenden, erfolgreichen Werkzeuge, der dienstbaren "Unterwillen" oder Unter-Seelen - unser Leib ist ja nur ein Gesellschaftsbau vieler Seelen - zu seinem Lustgefühle als Befehlender hinzu. L'effet c'est moi: es begibt sich hier, was sich in jedem gut gebauten und glücklichen Gemeinwesen begibt, daß die regierende Klasse sich mit den Erfolgen des Gemeinwesens identifiziert. Bei allem Wollen handelt es sich schlechterdings um Befehlen und Gehorchen, auf der Grundlage, wie gesagt, eines Gesellschaftsbaus vieler "Seelen": weshalb ein Philosoph sich das Recht nehmen sollte, Wollen an sich schon unter den Gesichtskreis der Moral zu fassen: Moral nämlich als Lehre von den Herrschafts-Verhältnissen verstanden, unter denen das Phänomen "Leben" entsteht. -
>Ergänzend und interessant auch die vorangehenden Kapitel zum Thema 'ich will':
>16.
>Es gibt immer noch harmlose Selbst-Beobachter, welche glauben, daß es "unmittelbare Gewißheiten" gebe, zum Beispiel "ich denke", oder, wie es der Aberglaube Schopenhauers war, "ich will": gleichsam als ob hier das Erkennen rein und nackt seinen Gegenstand zu fassen bekäme, als "Ding an sich", und weder von Seiten des Subjekts, noch von Seiten des Objekts eine Fälschung stattfände. Daß aber "unmittelbare Gewißheit", ebenso wie "absolute Erkenntnis" und "Ding an sich", eine contradictio in adjecto in sich schließt, werde ich hundertmal wiederholen: man sollte sich doch endlich von der Verführung der Worte losmachen! Mag das Volk glauben, daß Erkennen ein zu Ende-Kennen sei, der Philosoph muß sich sagen: "wenn ich den Vorgang zerlege, der in dem Satz "ich denke" ausgedrückt ist, so bekomme ich eine Reihe von verwegenen Behauptungen, deren Begründung schwer, vielleicht unmöglich ist, - zum Beispiel, daß ich es bin, der denkt, daß überhaupt ein etwas es sein muß, das denkt, daß Denken eine Tätigkeit und Wirkung seitens eines Wesens ist, welches als Ursache gedacht wird, daß es ein "Ich" gibt, endlich, daß es bereits fest steht, was mit Denken zu bezeichnen ist, - daß ich weiß, was Denken ist. Denn wenn ich nicht darüber mich schon bei mir entschieden hätte, wonach sollte ich abmessen, daß, was eben geschieht, nicht vielleicht "Wollen" oder "Fühlen" sei? Genug, jenes "ich denke" setzt voraus, daß ich meinen augenblicklichen Zustand mit anderen Zuständen, die ich an mir kenne, vergleiche, um so festzusetzen, was er ist: wegen dieser Rückbeziehung auf anderweitiges "Wissen" hat er für mich jedenfalls keine unmittelbare "Gewißheit". - An Stelle jener "unmittelbaren Gewißheit", an welche das Volk im gegebenen Falle glauben mag, bekommt dergestalt der Philosoph eine Reihe von Fragen der Metaphysik in die Hand, recht eigentliche Gewissensfragen des Intellekts, welche heißen: "Woher nehme ich den Begriff Denken? Warum glaube ich an Ursache und Wirkung? Was gibt mir das Recht, von einem Ich, und gar von einem Ich als Ursache, und endlich noch von einem Ich als Gedanken-Ursache zu reden?" Wer sich mit der Berufung auf eine Art Intuition der Erkenntnis getraut, jene metaphysischen Fragen sofort zu beantworten, wie es der tut, welcher sagt: "ich, denke, und weiß, daß dies wenigstens wahr, wirklich, gewiß ist" - der wird bei einem Philosophen heute ein Lächeln und zwei Fragezeichen bereit finden. "Mein Herr, wird der Philosoph vielleicht ihm zu verstehen geben, es ist unwahrscheinlich, daß Sie sich nicht irren: aber warum auch durchaus Wahrheit?" -
>17.
>Was den Aberglauben der Logiker betrifft: so will ich nicht müde werden, eine kleine kurze Tatsache immer wieder zu unterstreichen, welche von diesen Abergläubischen ungern zugestanden wird, - nämlich, daß ein Gedanke kommt, wenn "er" will, und nicht wenn "ich" will; so daß es eine Fälschung des Tatbestandes ist, zu sagen: das Subjekt "ich" ist die Bedingung des Prädikats "denke". Es denkt: aber daß dies "es" gerade jenes alte berühmte "Ich" sei, ist, milde geredet, nur eine Annahme, eine Behauptung, vor allem keine "unmittelbare Gewißheit". Zuletzt ist schon mit diesem "es denkt" zu viel getan: schon dies "es" enthält eine Auslegung des Vorgangs und gehört nicht zum Vorgang selbst. Man schließt hier nach der grammatischen Gewohnheit "Denken ist eine Tätigkeit, zu jeder Tätigkeit gehört einer, der tätig ist, folglich -". Ungefähr nach dem gleichen Schema suchte die ältere Atomistik zu der "Kraft", die wirkt, noch jenes Klümpchen Materie, worin sie sitzt, aus der heraus sie wirkt, das Atom; strengere Köpfe lernten endlich ohne diesen "Erdenrest" auskommen, und vielleicht gewöhnt man sich eines Tages noch daran, auch seitens der Logiker ohne jenes kleine "es" (zu dem sich das ehrliche alte Ich verflüchtigt hat) auszukommen.
Nun vieleicht ist Gott doch nicht so allwissend wie es die Kirchen gerne darstellen,Das Gott bei dem freien Willen zusieht ist bekannt ,aber das heist nicht das er auch nicht versucht die jeweiligen Personen positiv zu beinflussen so wie dieses auch der (im negativen) Teufel tut.Da durch das der Mensch tut was er will ist es auch für Gott schwer rauszufinden wie dieser endet
Antworten:
- Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... Mario 28.03.2007 09:50 (18)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... Patrone 29.03.2007 07:55 (1)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... BBouvier 29.03.2007 11:43 (0)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... FranzLiszt 28.03.2007 13:09 (1)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... Mario 28.03.2007 15:58 (0)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... BBouvier 28.03.2007 12:03 (13)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... Patrone 29.03.2007 08:07 (6)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... BBouvier 29.03.2007 12:23 (3)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... Patrone 29.03.2007 17:28 (0)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... kamikatze 29.03.2007 12:58 (1)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... BBouvier 29.03.2007 13:01 (0)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... FranzLiszt 29.03.2007 09:23 (1)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... Patrone 29.03.2007 09:59 (0)
- Re: Der Teufel mit dem langen Schwanz - und der muß mit.... Walle 28.03.2007 15:06 (5)
- Re: Yin und Yang FranzLiszt 28.03.2007 16:26 (4)
- Re: Yin und Yang BBouvier 28.03.2007 20:27 (3)
- Re: Yin und Yang Patrone 29.03.2007 08:30 (2)
- Re: Yin und Yang - oder so ähnlich FranzLiszt 29.03.2007 09:26 (1)
- Re: Yin und Yang - oder so ähnlich Patrone 29.03.2007 10:02 (0)