Noch mehr eingeschickt ("Das Geheimnis der Jahrtausendwende")

Geschrieben von Taurec am 14. März 2007 21:51:29:

Hallo!

Es wird Zeit, daß Detlef mal Dampf macht, bevor ich zum Forumspostboten mutiere (welches ich rechtzeitig zu verhindern wissen werde).

Gruß
Taurec
Quellensammlung Schauungen


Hallo Taurec.

Da Detlef diese Mail scheinbar nicht erreicht (nach 3 Versuchen), versuche ich es mal so.

Angehängt ein Zitat, genauer gesagt die Einführung, eines Buches von A.T. Mann:
"Das Geheimnis der Jahrtausendwende"
Der astrologische Schlüssel zur Wandlung des Menschen, der sich niemand entziehen kann
ISBN 3-453-16352-4
Erschienen im Heyne Verlag

Ich finde der Text passt recht gut ins Forum.

Sehr interessantes Buch.

Gruss,
Jo


Die apokalyptische Gewalt des letzten Weltkriegs folgte dem globalen ökologischen Zusammenbruch, der das Ende des Weltalters bereits andeutete. Die gesamte Menschheit wurde von Schockwellen erschüttert, die unablässig anrollten. In den letzten 50 Jahren des Entsetzens und des Chaos wurden alle früheren Jahrtausende der Zivilisation zunichte gemacht.
Die Menschheit in ihrer Ingnoranz war zum Kampf gegen die Natur angetreten und wurde dafür mit der Vertreibung aus dem Garten Eden bestraft. Die Erdbevölkerung bestand nur mehr aus ausgehungerten Horden, die alle Länder auf ihrer frenetischen Suche nach Nahrung verwüsteten und alles Leben vernichteten. Die Erdatmosphäre ließ gerade noch ein paar bleiche Sonnenstrahlen in die eben entstehende Eiszeit vordringen. Die endgültige Ausbeutung der globalen Rohstoffe und gleichzeitige radioaktive Vergiftung durch defekte Atomreaktoren führte zum Zusammenbruch der Technologie und vollendete den Kreislauf des Unwiederbringlichen. Das katastrophale Ereignis, vor dem sich alle seit langem gefürchtet hatten, war tatsächlich eingetroffen.
Die zivilisierte Welt hatte sich selbst vernichtet. Panik breitete ich von Kontinent zu Kontinent aus. Die zivilisierte Menschen starben zuerst - schreiend vor Angst, in Betonwüsten verbarrikadiert, umgeben von machtlosen Geräten, die einst der Unterhaltung oder Zerstörung gedient hatten. Haustiere und arme Leute ernährten sich von Menschenleichen. Schulden, die seit Menschengedenken nicht beglichen worden waren, wurden nun unfreiwillig bezahlt. Die Menschheit hatte ihren wüstesten Alptraum verwirklicht: die kolleltive Rückkehr ins Unbewusste, zum Ursprung, und ging diesen Weg mit einer selbstsüchtigen Brutalität, die sowohl natürlich als auch organisch war.
Wer überlebte, irrte durch das verlorene Paradies und ließ die Fantasie von einer Menschheit als Gipfelpunkt der kosmischen Evolutionspyramide ordnungsgemäßen, wissenschaftlich nachvollziehbaren Fortschritts endgültig hinter sich. Prähistorisch primitive Verhaltensweisen wurden mit einer absurd anmutenden Sicherheit und Selbstverständlichkeit adoptiert. Von alters her bestehende kulturelle, religiöse und rassebedingte Trennungen beschleunigten den kollektiven Sturz in den Abgrund, der bald Vater von Mutter, Bruder von Bruder, und Eltern von Kindern trennen würde, bis die Verwirrung kein Maß mehr kannte. Das höchste Ziel des Menschen in der Endzeit war die Befriedigung des körperlichen Hungers.
Der Kampf ums nackte Überleben wurde zunächst von den Unzivilisierten gewonnen, da sie von Beginn an nichts anderes gekannt hatten. Aber kaum ein Völkerstamm hatte sich dem globalen Zivilisationsprozeß über die Jahrzehnte hin entziehen können. Eingeborene waren entweder ausgerottet oder von Dokumentarfilmern berühmt gemacht worden, was dazu führte, dass ihr Land als exotisches Urlaubsziel angeboten und folgerichtig "zivilisiert" worden war. Die Zahl der Erdbevölkerung fiel sehr rasch von ihrer Höhe von über 6 Milliarden auf wenige Millionen weltweit. Die Überlebenschancen des einzelnen lagen unter eins zu tausend. Das Gesamtbild ergab eine Art Science-Fiction-Horror-Fantasie der Plagen und Pestilenzen: Heuschrecken, Ameisen und menschenfressende Bestien in quasimenschlichen Körpern. Die Grausamkeit früherer Kriege, Hungersnöte und Gewaltherrschaften begannen vergleichsweise kindisch und verspielt zu wirken.
Wer überlebte, musste sich vor allen anderen Überlebenden schützen, sich isolieren, distanzieren. Klassische Textbuch-Psychosen wurden zu dominanten Verhaltensformen, denn es gab kein Entrinnen aus diesem Alptraum, dieser Hölle auf Erden.
Töte oder stirb war das einzige Spiel, das nun noch gespielt wurde.
Die politische und ökonomische Struktur der Welt vor dem Fall gibt uns Hinweise auf ihre spätere Anthropologie. Die Protagonisten der letzten Schlachten waren Mitglieder der Minderheit des industrialisierten Zehntels der Menschheit und kamen aus Ländern wie Amerika, Russland, Japan und Westeuropa, welche erfolglos gegen die Scharen der Einwanderer aus "unterentwickelten" Kontinenten wie Südamerika, Afrika, dem mittleren Osten und Asien kämpfte. Vier Milliarden ausgehungerte Habenichtse fielen über die zivilisierten Reichen her und vernichteten ihre Errungenschaften. Nachdem der Staub sich etwas gelegt hatte, waren die kaukasischen Rassen so gut wie ausgerottet worden. Die Situation erinnerte an anthropologische Beschreibungen der Jahrtausende vor der Moderne, in denen nur die Stärksten und Brutalsten überleben konnten.
Der Rest der industrialisierten Rassen wurden dann von selbsterzeugten Auswucherungen vernichtet, vom sauren Regen, der Seen und Flüsse unfruchtbar machte und Bäume entnadelte, chemieverseuchten Nahrungsmitteln, sexuellen Krankheiten und genetischen oder sonstigen medizinischen Experimenten - in den letzten Jahren vermehrte der Mensch sich nur noch durch künstliche Befruchtung. Die Menschheit degenerierte zum vorsintflutlichen Neandertaler, zum Jäger und Sammler, der ziellos über das Land wanderte, immer auf der Suche nach dem wenigen, was nach Abklingen der Radioaktivität noch eßbar war. Mutationen, verursacht durch Umweltvergiftung und Radioaktivität, ließen wildwuchernde Abweichungen bei den meisten Rassen auftreten. Extreme Klimaveränderungen trugen ihrerseits dazu bei, die Erde in eine Art "Planet der Affen" zu verwandeln.
Nicht viel später wurde die Erde dann von einer Serie von Vulkanausbrüchen und Erdbeben erschüttert, wobei umwälzende Landmassen die Erdoberfläche einem monumentalen Erneuerungsprozess unterzogen.
Der Vorstoss und Rückzug von Eiswänden spielte Katz und Maus mit geborstenen Kontinenten. "Für die Ewigkeit gebaute" Metropolen zerfielen zu Schuttbergen, die unter neu entstehenden Ozeanen begraben oder zwischen den Falten der sich aufbäumenden Riesenbebirge pulverrisiert wurden.
Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Vernichtung bleibt weiterhin kaum vorstellbar. Später, während das Gleichgewicht sich allmählich wieder einstellte, war keine Spur eines vergangenen Weltalters übriggeblieben; alles Gewesene, mit all seiner Herrlichkeit und seinem Schrecken, existierte nur noch in der Erinnerung einer Handvoll von Menschen, die wie durch ein Wunder überleben konnten.

Die oben beschriebenen Ereignisse erinnern an die Geschichte vom Untergang altertümlicher Zivilisationen, doch hinkt dieser Vergleich. Die technologisierte Welt vor der Apokalypse, mit all ihren Träumen und ihrem kindlich-wahnhaften Glauben an ewig fortschreitende Weiterentwicklung ohne Eigenverantwortung, versank, ohne Spuren zu hinterlassen.
Nur wenige, entlegene Orte entkamen der Massenvernichtung, dennoch gab es ein paar Inseln der Zuflucht, wo der Geist überleben konnte; Plätze, an denen naturbedingte Stabilität oder Isolation dafür sorgten, dass existierende Lebensformen erhalten blieben. Keine dieser Zufluchtsstätten war immun gegen das Chaos, wie es in Sagen und Fabeln von versunkenen Kontinenten beschrieben wird, doch einige unzugängliche Talmulden, versteckt zwischen den Gipfeln hoher Bergmassive, und ein paar fruchtbare, vom Meeresboden hervorgehobenen Inseln bargen das, was sich gerade noch lebend retten konnte. Die Natur selbst tat das Ihrige, begann den Reinigungsprozess der Erdatmosphäre und Grundstoffe und sorgte für eine Neuetablierung des Lebens auf diesen "Inseln der Zuflucht". Hinweise auf solche Orte finden sich in allen mytischen Überlieferungen, wie in der Geschichte vom Garten Eden, Walhalla, der Arche Noah, Mount Meru und islamischen Erzählungen vom Paradies.
Diese natürlichen Festungen befanden sich unweigerlich an Plätzen, die bereits vom vorherigen Zeitalter als "spiritulle Zentren" bezeichnet wurden. Die Eigenschaften solcher Zentren sind nicht ungedingt rational definierbar, doch üben sie eine Anziehung aus, die man vielleicht am besten "kosmisch" nennen sollte. Sie strahlen eine schnell schwingende, feinstoffliche Energie aus und ziehen damit immer die empfindsamsten und verständnisvollsten Menschen in ihre Nähe. Im Verlauf des globalen Zusammenbruchs sandten derartig empfindsame Menschen einen subtilen Warnruf aus, der viele Gleichgesinnte auf der Welt erreichte, und so war es, als griffe die Hand des Schicksals selbst helfend ein, um die Grundsubstanz der Weltordnung am Ende eines Zeitalters zu erhalten.
Kleine Enklaven von erleuchteten Weisen existierten fort, im Zustand des inneren Friedens und der äußeren Harmonie, aber zugleich all den Beschränkungen, die schon Adam und Eva im Paradies auferlegt wurden, unterworfen. Die isolierte Umgebung gestattete den Überlebenden ein Zusammensein in vollkommener Eintracht, aber keinen Kontakt mit der verseuchten Aussenwelt jenseits der Grenzen ihres Paradieses.
Der Fortbestand der utopischen Gartenkommunen konnte also nur durch vollkommene Isolation von jeglichen Fremdeinflüssen gesichert werden, was zu zahlreichen Verboten und Restriktionen führte, unter anderem der Tabuisierung des sexuellen Kontakts mit Aussenseitern über Generationen hinweg. Und unterdessen wuchs der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse - das Wissen um vergangene Weltalter - immer am Rande der Gärten und lockte mit seiner Frucht.
Obwohl die ursprünglichen Gründer der Kommunen vom Schicksal der Welt wussten und ihre Mission darin sahen, für den Fortbetand der Zivilisation zu sorgen, konnten später folgende Generationen nur mehr Vermutungen über die (scheinbar übertriebenen) Schreckenslegenden von grausamen Kriegen mit "primitiven Untermenschen" anstellen, die das Land jenseits von Eden einst bevölkert haben sollten. Die Gründer hatten den Tod und die Neugeburt eines Weltalters erfahren, aber nicht ohne selbst radikal davon verändert und transformiert zu werden. Der extreme Schock hatte den psycho-physischen Organismus veranlasst, bestimmte Bereiche des rationalen Verstandes schlichtweg auszuschalten oder wenigstens vorübergehend stillzulegen. Obwohl erleuchtet, war das Bewusstsein der Überlebenden wie das von unschuldigen Kindern: geschichtslos, vergangenheitslos, frei von der Rückverbindung mit dem geistigen Erbe des vergangenen Zeitalters, und ohne jedes Streben nach zukünftigen Errungenschaften. Die Unvorstellbarkeit des Untergangs einer Zivilisation hatte sie der logisch-konsequenten Denkfähigkeit soweit beraubt, dass sie sich in die Gefilde des grenzenlosen Geistes zurückzogen.
Es war, als wären die Überlebenden einer kosmischen frontalen Lobotomie unterzogen worden, die sie zu unwissenden Kindmenschen im Garten Eden machte - unkorrumpierbar, naiv, bis zum Stadium der Einfältigkeit. Sie befanden sich in dem Zustand, der von ekstatischen Mystikern seit Menschengedenken erstrebt worden war: die vollkommende Einheit mit der Natur.
Die Beschreibung der Endzeit des heutigen Weltalters gleicht den Beschreibungen der letzten Endzeit vor fünfzigtausend Jahren, die als "Untergang von Atlantis" zum geschichtlichen Mythos gemacht wurden. Wie man sieht, ist alles schon einmal dagewesen.....


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