Wurzelküche, Kochversuch mit Kostung;
Geschrieben von Mario am 07. März 2007 09:13:09:
Liebe Gemeinde,
heute mal etwas aus der Praxis. Als Anregung nahm ich das Buch von Detlev Henschel "Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen" - ISBN: 3-440-09154-6.
Gestern sind wir im Wald gewesen und ich sammelte Adlerfarnwurzeln (Pteridium aquilium).
Verwechslungsmöglichkeiten gibt es mit anderen Farnen, die aber alle essbar sind. Alle Farnwurzeln enthalten Stärke. Die kleinen, noch eingerollten Sprößlinge kann man im Frühling ernten und wie Spargel kochen. Vorsicht, die alten, großen Wedel sind giftig !
So; - es waren kleine Farnstängelchen von ca. 15 cm am Waldboden erkennbar, die aber vermutlich noch vom vorigen Jahr waren. Die älteren Stängel sind vermutlich abgestorben und schon verottet.
Die Wurzeln befinden sich ca. 2-15 cm im lockeren oberen Waldboden und wären auch bei Frost noch sicher zu ernten. Die Erntezeit der Wurzeln erstreckt sich über das ganze Jahr.
Bei den Wurzeln handelt es sich um ein Wurzelgeflecht mit kleinen, ca. 3-4 cm langen, gebogenen - ähnlich von Bärenkrallen - Hakenwurzeln, die eine dunkelbraune Farbe haben und eine Schale besitzen.
Diese Wurzelteile lassen sich von der Pflanze abbrechen und man erhält dann konusförmige, gebogene Stücke.
Die Bruchstelle ist leicht grün.
Nach der Säuberung wurde eine Kostprobe genommen. Das Ergebnis war, daß die Teile bitter schmecken.
Dieses äußerte auch Herr Henschel in seinem Buch, gab aber an, daß dieses Standortbedingt sein kann und es auf Versuche ankäme die richtige Stelle zu finden.
Zu Hause wurden die Teile in einen kleinen Edelstahlkochtopf getan und ca. 20 Minuten in Salzwasser gekocht. Dabei bildete sich eine rötliche Kochflüsigkeit, die den Topf Tropfenförmig "anfraß" und es sich dabei rötlich Ablagerungen bildeten (vermute mal Gerbsäure).
Diese Ablagerungen ließen sich mit einem Stahlschwamm leicht wieder entfernen.
Die Flüssigkeit schmeckte nach Salzwasser (logisch ggg.)
Die Farbe der Wurzeln änderte sich nun von dunkelbraun in schwarzbraun, das Innere in hellgelb.
Die Wurzeln wurden geschält, wobei mit einem kleinen Messer, ca. 2cm x 0,5 cm große Stücke übrig bleiben. Die Schale ist hart und nicht genießbar.Geschmackstest:
Die Wurzeln haben an ihrer Bitterkeit verloren und schmecken anfänglich wie angekochte Kartoffeln (ich hätte die Kochzeit doch noch etwas ausdehnen können, dann wäre die Bitterkeit vermutlich ganz weg).
Nach dem Genuß stellt sich ein leichter bitterer Nachgeschmack ein, der jedoch mit etwas Kräutern zu vernachlässigen wäre.
Sammelzeit: für eine Mahlzeit pro Person rechne ich mit ca. 5-10 Pflanzen, je nach Größe und man erhält dann ca. 300-500 Gramm Wurzeln.
Dabei wäre eine Zeit von ca. 0,2 Stunden - ca. 1,5 Stunden, je nach Standortverteilung einzuplanen.Mit dem waschen, schälen, kochen und verfeinern würde ich ca. 2,5 - 3,0 Stunden ansetzen.
Eine leicht zu beschaffende Notnahrung, da Farne weltweit wachsen.
Die Wurzeln kann man auch trocknen und dann zu Mehl verarbeiten. Auf den Kanarischen Inseln wird dieses heute immer noch praktiziert (Helecho-Mehl).
Die feinen Triebe können auch in Öl geschmort werden, so dann man dann noch hat.
Mit freundlichem Gruß
Mario
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