Re: Jagdbogen; länge/Zugstärke ?

Geschrieben von Wizard am 28. Februar 2007 01:46:07:

Als Antwort auf: Re: Jagdbogen; länge/Zugstärke ? geschrieben von Mario am 27. Februar 2007 20:27:19:

Moin Mario

>vielen Dank erst mal für Deine guten Tips und Hinweise. Den empfohlen Bogen von Dir; gibt es dort auch.

Ja, aber erheblich teurer. Außerdem halte ich den Service bei IAC für besser. Dort sind nämlich Fachleute, die sich auch die Zeit für Beratung nehmen.

>Den Jagdbogen deshalb, da dieser etwas kleiner als der anderen ist und so im Unterholz besser zu händeln wäre, auch wenn es eventuell nur ein paar cm sind.

Ja, das ist der Sinn eines kürzeren Bogens. Zumindest laut einiger Hersteller. beim genaueren Hinsehen sieht es allerdings etwas anders aus. Rein geschichtlich tauchen kürzere Bögen zum Großteil bei Reitern auf und nicht bei Jägern. Auch belegt bei den nordamerikanischen Indianern. Gut, mit einem japanischen Bogen würde ich nicht durch den Wald laufen, aber mit meinem 68" Bogen habe ich bisher noch keine Probleme gehabt. Man kriecht nämlich mit einem Bogen nicht durchs dichteste Unterholz, weil das zuviel Krach macht. Wild wird nämlich "beschlichen", auch wenn die meisten "Hitec Bogenjäger" bei den Amis das ein wenig anders sehen. Die wahre Kunst der Bogenjagd (hier in Deutschland verboten) besteht nicht darin, das Wild auf eine möglichst große Distanz mit einem möglichst aufwändigen und kraftvollen Bogen über den Haufen zu ballern, sondern darin, sich so dicht wie möglich an das Wild heranzuschleichen um dann einen sauberen und möglichst sofort tödlichen Schuss anzubringen. Die "Jagddistanz" liegt im Idealfall zwischen 5 und 10 m. Es ist also, für später, neben dem Schießen und Treffen auch tunlichst das Anschleichen zu üben. Und das ist bei weitem schwerer als das Schießen selber.

>Bei meiner Größe würde ein Bogen mit ca. 66-68 Zoll geeignet sein. Nur, der Jagdbogen ist eben kürzer (diese 58-62 Zoll - kann ich dann rechen 58 für kleine Menschen , und 62 für große und ich nehm die Mitte - bin 1,83 cm ?) und ich rechne schon etwas, wie ich dann die Zugstärke mir vorstellen könnte, damit ich das Teil auch spannen kann.

Je kürzer ein Bogen, um so "hibbeliger" wird er. Gemeint ist damit das "Fehler verzeihen". Außerdem haben kürzere Bögen meistens die Unart zu "stacken". Gemeint ist damit, das sich der Bogen ab einem bestimmten Punkt der Auszugslänge mehr oder weniger plötzlich viel schwerer ziehen lässt. Selbiges liegt daran, das der Sehnenwinkel dann in einen kritischen Bereich kommt.

>Beim Normalbogen hab ich mir als durchtrainierter Mensch eine stärke von 36 lbs eingebildet.

Darauf würde ich mich nicht verlassen, da dieses für die Muskeln, Sehnen und Gelenke ein völlig neues "Betätigungsfeld" ist. Wählt man zu Anfang einen zu starken Bogen, ist es viel schwerer, zu einem brauchbaren, sauberen Schießstiel zu kommen. Außerdem kann das ungesund sein, besonders für die Sehnen und Gelenke. Die brauchen erheblich länger um sich an diese neue Belastung zu gewöhnen als die Muskeln. So mancher, der es gleich zu Anfang übertrieben hat, konnte nach kurzer Zeit Dank Dauerschaden den Bogen für immer an die Wand hängen. Für jemanden, der vorher noch nie einen Bogen in der Hand hatte, würde ich nicht über 32 oder gar nur 28 lib empfehlen (bei schwächeren sogar noch weniger). Sicher, aus so einem Bogen ist man (je nach Übungspensum) nach ein paar Monaten "Herausgewachsen". Aber dafür gibt es dann ja auswechselbare Wurfarme, zumindest bei den zerlegbaren Qualitätsbögen. Aber das muss jeder selber wissen, wie er das handhabt. Wenn du dich für kräftig genug hältst, mit 36 lib anzufangen, ist es deine Entscheidung. Dann aber mit dem Üben zu Anfang nicht übertreiben.

In den meisten Ländern, in denen Bogenjagd erlaubt ist, gilt für die Bogenjagd eine Mindestzugstärke. Soweit mir bekannt, liegt sie zwischen 40 und 45 lib. Aber auch ein Bogen mit nur 20 lib ist schon tödlich mit der richtigen Spitze und Treffer. Es kommt halt auch darauf an, was man jagen will. Aus eigenen Tests (an toten Schweinen vom Schlachthof) weis ich, das ein 32er ein Schwein töten kann.

Auswechselbare Wurfarme hätten später übrigens noch einen anderen Vorteil (sofern man verschiedene Wurfarme hat), also nicht nur, das man ihn zerlegt bequem verstauen / transportieren kann. Man kann die Bogenstärke auf das Wild anpassen. Es wäre meiner Meinung nach völliger Unsinn, Karnickel, Enten oder anderes Kleinwild mit einem 45 lib Bogen zu jagen, wenn man die Möglichkeit eines Wechsels hat. Einige nordamerikanische Indianer waren da übrigens sehr findig. Die haben einen "einstellbaren" Bogen erfunden.

>Die Pfeillänge würde bei ca. 29 Zoll liegen (2 Zoll mehr wie beim Profi).

Die Pfeillänge richtet sich immer nach der eigenen Auszugslänge und der verwendeten Spitze. Die eigene Auszugslänge richtet sich nach Armlänge, Schießstiel und Übung.

>Nur, wenn der Bogen eben kürzer ist, wundert es mich, wenn es dieses Teil bis 60 lbs zu kaufen ist. Wer zieht so etwas noch gebückt oder in kuriosen Haltungen ?

Mir sind (traditionelle) Schützen bekannt, die regelmäßig 70 lib und mehr schießen. Die haben aber ein paar Jahre gebraucht, um sich da heranzuarbeiten.

>Wenn der Bogen kürzer ist, dürfte die Abgangskraft größer sein (Geschwindigkeit) ?

Nein!
Kraft ist nicht gleich Geschwindigkeit und beides hat nichts mit der Bogenlänge zu tun. Wichtig ist das möglichst ideale Zusammenspiel aus Zuggewicht und Schnellkraft. Außerdem ist für den Fall der Jagd oder Verteidigung noch die im Pfeil gespeicherte Energie wichtig. Geschwindigkeit ist nicht gleich Durchschlagkraft.

Schneller Bogen + leichte Pfeile = große Reichweite
Starker Bogen + schwere Pfeile = große Durchschlagkraft

Hieraus gilt es den für seine Zwecke besten Kompromiss zu finden.

>Das ich mit dem Teil nichts falschmachen kann beruhigt mich, da ich mir den schon eingebildet habe.

Falsch machen kann man immer was, und zwar nicht zu knapp. ;-))

>Den Nockpunkt laß ich dann weg, ich bild mir auch ein, daß man sich die Sehne verknuspert, wenn das so drangequetscht wird.

Wenn der Nockpunkt passt und richtig angebracht wird, ist das für die Sehne kein Problem. Traditionelle, die welche verwenden, benutzen nicht selten einen Faden den sie an der richtigen Stelle auf die Sehne binden.

>Die Sehnen sind dazu nicht Teuer, so um die 6,-EUR/St.

Ja, aber noch günstiger sind sie selbstgemacht. Die notwendigen Materialien kann man kaufen. Bei der Sehne ist übrigens nicht nur die richtige Länge und Stärke wichtig, sondern auch das Material. Beim Händler erfragen, welches das richtige Material ist. In den meisten Fällen dürfte Dracon B50 richtig sein.

>Ist das Material der Arme in Ordnung und reißt daß beim biegen mit der Zeit nicht aus dem Holz ? Das Teil soll ja mal mitgenommen werden und nicht im E-Fall wegbrechen.

Qualitätsbögen von namhaften Herstellern dürften in der Regel bei sachgemäßer Behandlung keine Probleme bereiten. Zur sachgemäßen Behandlung gehört z. B. auch, das der Bogen nicht ewig aufgespannt herumliegt, sondern nur für das Schießen aufgespannt wird. Bein Aufspannen ist die richtige Technik wichtig. Fehler beim Auf- und Abspannen dürften die häufigsten Ursachen für Beschädigungen sein. Am Sichersten geht das mittels einer Spannschnur.

>Zum Chat reicht es leider nicht, da ich sonst ein paar auf die Mütze bekomme - ich hab halt nichts zu lachen um die Zeit, sondern nur schön zu schlafen gg.

Kein Problem.

Wir können aber auch mal einen früheren Zeitpunkt ausmachen. Das hat dann auch noch den Vorteil, das wir dann unter uns sind.

MfG

Wizard

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