Re: Johann Peter Knopp von Ehrenberg

Geschrieben von Fred Feuerstein am 25. Februar 2007 22:32:04:

Als Antwort auf: Re: Johann Peter Knopp von Ehrenberg geschrieben von Taurec am 25. Februar 2007 22:14:11:

>"Es werden Schiffe ohne Pferde den Rhein heraufkommen."
>Der erste Satz ist schon seltsam.
>Schiffe ohne Pferde?
>Was soll das für einen Sinn haben?
>Gruß
>Taurec
>Quellensammlung Schauungen

Hallo Taurec,
Ist ganz einfach: Wie sollten die Schiffe sonst flußauf gezogen werden?

Quelle:(http://www2.bremen.de/info/history/Binnenschiff.html):
Wie schwierig es mitunter sein konnte und welch großer Kraftanstrengung es bedurfte, um auf der Weser und deren Nebenflüssen dauerhaft spürbare Verbesserungen für die Schiffahrt durchzusetzen, dafür liefern dann die Bemühungen um die Einführung des Pferdelinienzugs ein in jeder Hinsicht lehrreiches Beispiel. In der Binnenschiffahrt spielte auf der gegen die Flußströmung gerichteten Bergfahrt das Treideln, d.h. das Ziehen der Schiffe mit Hilfe von Menschen- oder Pferdekraft, seit jeher eine wichtige Rolle. Für das Flußgebiet der Weser liegen, was diese Antriebskraft anbetrifft, die Verhältnisse in der Zeit vor dem 17. Jahrhundert mangels Überlieferung weitgehend im dunkeln. Man geht jedoch davon aus, daß vor dem Dreißigjährigen Krieg im großen und ganzen der Pferdezug vorherrschte, dann aber aus Mangel an verfügbaren Pferden zunehmend der Menschenzug in Gebrauch kam. Einen wichtigen Einschnitt markiert dann die sog. "Hamelner Konferenz" von 1696, auf der die wichtigsten Weseruferstaaten Brandenburg, Bremen und Braunschweig beschlossen, zur Förderung der Weserschiffahrt entlang des Stromes einen von Bremen bis Minden durchgehenden Linienpfad anzulegen und auf diesem den Pferdezug unbeschränkt einzuführen. Auch wenn bei diesem Beschluß humanitäre Aspekte sicherlich eine gewisse Rolle gespielt haben - der Anblick der vor ein Schiff gespannten Menschenzüge erschien dem sich vor allem in den Amtsstuben immer mehr ausbreitenden aufklärerischen Denken als ein eklatanter Verstoß gegen die Menschenwürde -, so erhoffte man sich von dieser Maßnahme doch in erster Linie eine Verkürzung der Transportdauer und damit auch eine deutliche Verringerung der Frachtkosten. Denn nur durch eine nachhaltige Reduzierung der Frachtkosten war die Binnenschiffahrt gegenüber dem Landverkehr auch weiterhin konkurrenzfähig und konnte dem sich abzeichnenden Trend einer zunehmenden Verlagerung des Gütertransportes auf die Achse wirkungsvoll entgegensteuern. Obwohl diese vor allem von der Kaufmannschaft, den Binnenschiffern und den landesfürstlichen Verwaltungsbeamten befürwortete Maßnahme also durchaus sinnvoll und in gewisser Weise auch unabdingbar war, sollte es noch fast eineinhalb Jahrhunderte dauern, bis die den Pferdelinienzug betreffenden Beschlüsse der Hamelner Konferenz von 1696 uneingeschränkt zur Durchführung gelangten.

mit gezogenen Grüßen
Fred

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