Papst zur Hadsch nach Mekka

Geschrieben von HJH am 30. Dezember 2006 16:15:20:

Tag zusammen

Aus dem Feuilleton der gedruckten "Süddeutschen" zum Jahreswechsel ein humoresker Artikel aus der Rubrik "Das war das Jahr 2016":

Papst Benedikt-Hadschi Halef

Es begab sich an allerheiligster Stelle, in der Kirche San Paolo fuori le mura, jenem Ort, an dem der Völkerapostel Paulus unter Kaiser Nero einst den Märtyrertod erlitten hatte. Seit Wochen hatte sich Papst Benedikt XVI. nicht mehr öffentlich gezeigt. Er arbeite, so verlautete gerüchteweise, an einer weiteren scholastischen Grundschrift, in der er die Rolle des Völkermissionars Paulus ganz neu bestimmen wolle. Am Gründonnerstag erschien der greise Pontifex dann, um die traditionelle Fußwaschung vorzunehmen. Vatikan-Beobachtern fiel sofort der kostbare Schal auf, den Benedikt um den Hals geschlungen hatte. Nur mühsam erhob sich der beinahe 90-jährige Heilige Vater und wurde von seinen Begleitern zu einem Stuhl geleitet, der sich über dem Sarkophag mit den Gebeinen des Hl. Paulus befand. Benedikt räusperte sich, setzte seine Brille auf und entledigte sich dann des Schals, um einen heftig wuchernden weißen Bart zu entbergen. Die Menge konnte ein Raunen nicht unterdrücken.

Was er dem bestürzten Volk mitzuteilen hatte, wurde freilich erst mit Verspätung bekannt, denn der Papst sprach arabisch. Paulus von Tarsus, so führte Benedikt XVI. in seiner mit vielen Belegen aus Thomas Aquinas, Duns Scotus und sogar Jan Hus angereicherten und ex cathedra verkündeten Erklärung aus, sei als Vorläufer Mohammeds zu betrachten, der mit der Eroberung des westlichen Mittelmeerraums bereits sechs Jahrhunderte vor dem Propheten begonnen habe. Im zwölften Jahr seines Pontifikats sei es hoch an der Zeit, das Schisma zu überwinden, das jahrtausendelang Ost und West geteilt habe. Deshalb übermache er, Benedikt, von Gottes Gnaden der Nachfolger Petri, die Una Sancta ein und für alle Mal dem wahren, dem im Koran festgelegten Glauben und begebe sich alsogleich auf die Hadsch nach Mekka. Mit dem Ruf "Ex oriente lux!" schloss der Papst seine Ansprache und beendete damit die Kirchengeschichte.

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Na also, es geht doch.

Gruß

Jörg

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