eingeschickt - radioaktiv
Geschrieben von fuer H.P. detlef am 13. Dezember 2006 03:23:39:
Im Frühjahr 1987, also im Jahr nach Tschernobyl, stand ich im kühlen Freien auf meinem Balkon und habe, wie üblich, meinen Kaffee ganz schwarz getrunken. Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass auf der Oberfläche des Kaffees nicht nur eine Dunstschicht zu sehen war, sondern diese Dunstschicht immer wieder von Linienmustern durchzogen wurde. Da ich damals bereits Physik in München studierte, interessierte mich dieses Phänomen natürlich sofort. Einige Überlegungen und Versuche später war ich mir sicher: Auf der Oberfläche von heißem, schwarzem Kaffee sieht man die Spuren radioaktiver Teilchen!
Das funktioniert ähnlich wie in einer Nebelkammer. Wenn die Luft über dem heißen Kaffee kalt genug ist (!!), bildet sich eine Schicht mit übersättigtem Wasserdampf. Ein Teilchen, das diese Schicht durchquert, läßt den Wasserdampf sofort kondensieren. Es bleibt eine dunkle Spur zurück (in einer Nebelkammer ist es eine helle Spur!).
Nachdem ich meinen damaligen Professor für Experimentalphysik darauf angesprochen habe, hat er mich zunächst für verrückt erklärt (was will ein Student im 2. Semester schon wissen...). Seine Assistenten und Doktoranten wurden hingegen sofort hellhörig. Mit einem radioaktiven Präparat prüften sie die Aussage und kamen zu dem Schluss, es stimmt, es funktioniert. Daraufhin gab es einige Artikel darüber in diversen Regionalzeitungen.Wer es ausprobieren möchte, kann natürlich jede heiße Flüssigkeit benutzen. Die Luft darüber sollte relativ kalt sein und der Hintergrund möglichst dunkel um einen hohen Kontrast zu erhalten (deshalb schwarzer Kaffee). Um die Spuren zu sehen, muss man schräg gegen das Licht auf die Oberfläche blicken, auf der eine leichte Dunstschicht liegen sollte. In dieser Schicht sind auch die Spuren zu sehen. Direkt von oben sieht man natürlich nichts, dazu ist der Kontrast zu gering.
Und nun fröhliches Sinnieren in den schwarzen Kaffee.
Schönen Gruss,
HP.
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