Der Starke Staat als Alternativmodell zum Liberalismus

Geschrieben von Bern8 am 26. November 2006 13:08:59:

Als Antwort auf: *Rofl* geschrieben von offthspc am 26. November 2006 12:38:18:

Hallo Kollege,

da liegt genau das Problem, und das liegt eigentlich tiefer. Nämlich in der intellektuellen Überlegenheit des putin'schen Weges. Der Starke Staat als oberste Maxime, als Herr über alle noch so großen Konglomerate und Milliardenvermögen, als Zufluchtsstätte für den geknechteten Menschen.

Da ist genau die eigentliche Achillesferse für den Westen. Es entsteht hier nicht nur ein nicht mehr zu kontrollierender Wirtschaftsgigant, oder zumindest Rohstoffmonopolist, sondern dieser bildet auch noch ein intellektuelles Gegenmodell zum Liberalismus ab, und zwar ein erfolgreiches. Wenn sich ein Ackermann heute bei uns freikauft, dann sind das Wasser auf die Mühlen des Starken Staates in Russland; ein Chodorkovskij konnte sich nicht freikaufen.

Die historische Parallele ist eindeutig. Der intellektuelle Reiz, den das nazionalsozialistische Deutschland vor dem Krieg speziell auf französische und auch englische und amerikanische Kreise ausgeübt hat, durch seine Jugendhaftigkeit, Dynamik und wirtschaftliche Kraft, im Gegensatz zu den trotz der heute propagierten Chimären wie z. B. "New Deal" praktisch nie nennenswert unter 20 % Arbeitslosenquote (das waren in Wirklichkeit bis zu 50%, da der Großteil noch in der Landwirtschaft war, und somit nicht in der Statistik niederschlug)gekommenen dekadenten Westlichen Mächte der Entente, ist glaube ich zumindest im Forum weitgehend bekannt.
Dieses Effektes bedient sich hier Putin wieder. Er zeigt klar das Bild eines erfolgreichen Staates und macht den Verfall und intellektuellen Bankrott der sog. "demokratischen" Regierungskasten im Westen offenbar und diese bei deren Völkern offenkundig lächerlich.

Im Gegensatz zu Hitler ist Russland deutlich größer, und vor allem nuklear bewaffnet. Die Lösung von damals (Angriff mit totaler Zertrümmerung des Gegners) scheidet aus, das weiß in Washington jeder.

Was ist die Konsequenz?
1. Variante:
Amerika isoliert sich selber und gibt sich mit Rohstoffquellen v. a. in Afrika zufrieden. Europa fällt unter politische, finanzielle und wirtschaftliche Vorherrschaft der Russen. Theoretisch möglich, vor allem in traditionell-konservativen Kreisen eine Option. Jedoch auch gleichzeitig das Ende des amerikanischen Anspruches und auch des einheitlichen Staatsgebildes, und aufgrund der Angewiesenheit auf Importe nicht durchführbar. Variante 1 wäre gleichbedeutend mit der Aufhebung der Forumsprognosen, da hier dann einerseits eine Stabilität vielleicht auf Jahrhunderte da wäre (Europa), und dann andererseits ganz andere Konfliktzonen entstünden als bisher erwartet (inneramerikanische).

2. Variante:
Den Gegner zu Fehlern provozieren, bevor er zu stark ist. Dies wurde 1914 und 1939 mit Deutschland vorexerziert, und stellt die wahrscheinlichere Variante dar. Dabei würde die Schwäche im Westen künstlich hochgeschaukelt, z. B. durch Wirtschaftskrise, Börsencrash, etc. um den Russen ein Gefühl der Stärke vorzugaukeln und zu unüberlegten Handlungen entgegen ihrer Langzeitstrategie zu verführen. Dabei muss aber sichergestellt sein, dass man selber noch in der Lage ist, den Gegner zu beherrschen. Hier ist das Problem, dass die USA über keine wirklichen Verbündeten, jedoch über eine Unzahl von offenen und verdeckten Feinden verfügen und mit Ausnahme Israel auf keinen mehr bauen können (i. Ggs. zu 1914 und 1939).

Ich rechne mit Variante 2, allerdings fehlt mir hier der Ansatz, wie das hinhauen soll, denn es ist eine Rechnung mit zu vielen Unbekannten; in Summe würde diese Variante relativ schnell die Bestätigung der Forumsprognosen liefern.

Gruß


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