Achämenidenreich

Geschrieben von Odin am 21. November 2006 16:09:37:

Odin am 21. November 2006 16:09:37:

Als Antwort auf: Re: Die Neuordnung des Nahen Ostens / Was die Bibel dazu sagt geschrieben von Bonifatius am 21. November 2006 12:27:35:

Hallo Bonifatius

Ich glaube ich weiss jetzt, wer du bist.

>>eine Anmerkung zu Persien.
>>Hesekiel ( oder Ezechiel ), war ein jüdischer Prophet des Alten Testamentes, und lebte
>>um das 6. Jahrhundert v. Chr.
>>Persien - oder eher das Persische Reich um ca. 500 v.Chr.? - umfasste früher auch die
>> Gebiete von Syrien und Pakistan!
>>So gesehen müsste es also nicht zwingend der Iran selber sein, der sich an der Seite
>>Russlands beteiligt..
>
>Lieber Apollo,
>ein guter Gedanke.
>Bei Hesekiel steht, dass "die Perser" am Krieg teilnehmen werden, ebenso wie viele weitere Völker. Ich beziehe das zuerst auf die Völker, die als Volk in den Krieg ziehen, unabhängig davon, ob sie noch in genau den gleichen Grenzen wohnen oder welche Gebiete von ihnen besetzt sind.
>Ich versuche mal einen Vergleich: Wenn es hieße, "die Deutschen" nehmen am Krieg teil, sollte man dann an Deutschland in den Grenzen von 1937 oder gar 1939 denken? Oder eher an das aktuelle Gebiet, wo das Volk tatsächlich wohnt?
>Okay, ganz eindeutig ist das nicht. Kann vielleicht jemand sagen, ob nur das persische Reich bis nach Syrien und Pakistan ging, oder ob das gleichzeitig auch das Gebiet der Perser war? (also nur besetzt oder tatsächlich eigenes Wohngebiet?)
>Gruß in die Runde
>Bonifatius :-)

Das Achämenidenreich war ein "Personenverbandsstaat", also ein feudales Gebilde.
Wenn der König von Persien neue Gebiete unterwarf, dann wurden diese Gebiete
nicht von Persern besiedelt. Die besiegten Völker wurden "tributpflichtig", also
steuerpflichtig. Sie mussten jährlich "Geschenke" an den Achämenidenhof abliefern,
also Naturalsteuern. Die Ablieferung dieser Steuern ist in Persepolis auf einem
Relief dargestellt.

Die Völker behielten in der Regel ihre eigenen Herrscher, und diese mussten dem
persischen König einen Treueeid (Vasalleneid) leisten, wie der Adel im Mittelalter.
Der Titel der persischen "Grosskönige" war "Schahanschah", also "König über Könige".
Der persische König herrschte über die besiegten könige, und diese wiederum in
seinem Auftrag und mit seiner Vollmacht über ihre Völker.

Dieses System des lockeren Staatenverbandes und der Stellvertreterherrschaft war
in der Antike weit verbreitet, und auch die Römer benutzten diese indirekte Form
der Herrschaft, wo sie ihnen angebracht erschien. Heute würde man sagen, dass die
Völker eine weitreichende Teilautonomie behalten durften. Nur in bestimmten Fällen
wurde der örtliche Heerscher abgesetzt und durch einen persischen Königsbeamten
(Satrapen) ersetzt. So z.B. der Pharao in Ägypten, denn der war "Gottkönig" und
als solcher mit der persischen Herrschaft unvereinbar. Aufsässige Gebiete wurden
damit bestraft, dass die eigenen Herrscher abgesetzt und durch Satrapen ersetzt
wurden.

Wer die persische Oberhoheit nicht in Frage stellte, durfte weitgehend tun und
lassen, was er wollte, sofern die Steuer bezahlt war und der Handelsaustausch
(Verkehr af den Karawanenstrassen) im ganzen Reich nicht behindert wurde. So
wurde ja auch Israel nach der Eroberung des neubabylonischen Reiches durch Kyros
bevorzugt behandelt, denn der König wollte, dass die Israeliten ihren Tempel
wieder aufbauen und dort auch für ihn beten.

So gesehen war die persische Herrschaft tolerant, und die Herrschaft wurde von
den meisten Völkern nicht als drückend empfunden. Nur die Griechen wollten sich
nicht unterwerfen, was zu den bekannten Perserkriegen führte.

Auch das persische Kernland wurde von verschiedenen - nahe verwandten - Völkern
bewohnt, z.B. von den beiden Hauptstämmen Persern (Parsen, Farsi) im Süden und den
Medern (Vorfahren der Kurden ?) im Norden.

Die Perser im engeren Sinn bewohnten also auch nach den grossen Eroberungen in
der Hauptsache ihre ursprünglichen Gebiete im Südwesten des heutigen Iran etwa
bei den Städten Isfahan und Schiras. Schon die heutige Hauptstadt Teheran liegt
im Gebiet der Meder.

Die eroberten Gebiete wurden weiterhin von den besiegten Völkern bewohnt, also
von Assyrern (= Syrer) oder Babyloniern (= Chaldäer = "Iraker") oder Elamiten
(die Landschaft Chusistan) oder Hettitern (Ostanatolien) oder Phöniziern (Libanon)
oder Ägyptern.

Es ist anzunehmen, dass Hesekiel den heutigen Iran meint. Wäre noch zu fragen,
wer die anderen Völker sind. Bei Libyern ist das klar, die Kuschiten könnten
wahlweise aus Somalia oder Südarabien (Jemen?) stammen. Oder wo war das Land
Kusch ? Ägypten ist nicht ausdrücklich erwähnt, oder steht das in einem anderen
Vers ?

Wichtig wäre auch zu wissen, in welcher Form die Westmächte bei Hesekiel
aufgezählt sind, und welchen Namen er z.B. für die USA hat.

Tja Bonifatius, lang ist´s her, dass ich Hesekiel gelesen habe.

Gruss von

Odin

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