Re: Qualität vom Bogen/Weite ??
Geschrieben von Wizard am 11. November 2006 13:30:04:
Als Antwort auf: Qualität vom Bogen/Weite ?? geschrieben von Mario am 10. November 2006 13:09:46:
Moin Mario,
der Preis ist nicht immer das Entscheidende.Wichtig ist vor allem die Verarbeitung und wie schnell er wirft. Ich selber habe für "den täglichen Gebrauch" einen SilverCup von Ragim (dank wechselwurfarmen je nach Laune zwischen 32 und 44 lib), der im Preis bei etwa 80 Euro liegt. Ein sehr empfehlenswertes Modell, was Preis und Leistung anbelangt.
>So 20 m müßte das Teil schon fliegen und auch noch Schaden machen können.
Das kann man schon mit einem "Kinderbogen vom Jahrmarkt" für 10 Euro erreichen, wenn man weis wie es anzustellen ist.
Wenn du nur mal sehen willst, wie sich das so anfühlt und wie es geht, dann bau doch selber einen. Das ist jetzt nicht ironisch gemeint, sondern ein ernst gemeinter Vorschlag. Es soll ja kein "Meisterwerk" werden, sondern nur um mal zu testen. Der Aufwand ist nicht groß und brauchen tust du auch nicht viel um dir ein Testobjekt zu bauen.
Material:
1 x Haselnussrute, etwa 3 - 4 cm dick (am dicken Ende) und etwa 2 m lang (Bogen)
5 - 7 x Haselnussrute (oder Hartriegel), etwa 1,5 - 2 cm dick (am dicken Ende) und etwa 1 m lang (Pfeile)
Geeignete Schur für die Sehne und Wicklungen an den Pfeilen, Federn für die Pfeile, Klebstoff und eventuell Material für Spitzen.Werkzeuge:
1 x kleine Handsäge zum absägen der Ruten
1 x scharfes Messer oder kleinen Hobel für die Holzarbeiten
1 x kleine Rundfeile (Schlüsselfeile) für die Nocks (Sehnenkerben) an Pfeilen und Bogen.
1 x KerzeZeit:
Reine Arbeitszeit etwa 10 Stunden (da wahrscheinlich Anfänger, Fortgeschrittene schaffen das in 2 Stunden oder weniger).
2 bis 3 Monate für Materialsuche und Trockenzeit.Und so wird es gemacht:
"Bewaffnet" mit Säge und Messer (eventuell noch mit Rosenschere) sucht man sich die Haselnussruten, die so gerade wie möglich und ohne Äste sein sollten. Selbige Schneidet man vor Ort auf die benötigte Länge (und überzieht die Enden mit etwas Leim, damit das Holz beim Trocknen nicht reißt). Wieder zu Hause angekommen, steht man vor der Wahl, ob man die Rinde dran lässt oder entfernt. Beides hat Vor- und Nachteile. Ich ziehe es meist vor, die Rinde zu entfernen. Soll die Rinde ab, peinlichst genau darauf achten, das man zumindest am zukünftigen Bogen nur die Rinde entfernt und nicht das Holz beschädigt, weil sonst der Bogen an der Stelle brechen kann. Danach kann man den zukünftigen Bogen vorsichtig begradigen und gegebenen Falls auf einem Brett festbinden. Dann muss er wenigstens 2 bis 3 Monate bei normaler Zimmertemperatur trocknen.
Die zukünftigen Pfeile werden ähnlich behandelt, brauchen aber nur 3 bis 6 Wochen zum trocknen, wobei man hier schon nach 14 Tagen mit den nächsten Arbeitsschritten anfangen kann. Die Pfeilschäfte muss man nicht einzeln auf ein Brett binden, die kann man einfach mit Schnur zusammenbündeln. Ich nehme dafür gerne das flache Zeug, was für Geschenke verwendet wird und umwickele das ganze Bündel spiralförmig. Etwa nach 14 Tagen werden die Rohschäfte vorsichtig mit der Kerzenflamme punktgenau erhitzt (nicht ankokeln und den Schaft drehen, damit es rundum heiß wird) und vorsichtig gerichtet. Einen Tag später (oder auch 2) werden die Rohschäfte grob auf die gewünschte Dicke gebracht (Messer oder Hobel). Dabei darauf achten, das der Markkanal in der Mitte bleibt! Danach noch mal etwa 14 Tage trocknen lassen, gegebenen Falls noch mal richten. Anschließend entgültig auf die gewünschte Dicke bringen, schleifen, mit der Pfeile die Noch einfeilen, bemalen (falls erwünscht), Federn aufkleben, auf gewünschte Länge bringen, anspitzen oder Spitze anbringen, fertig.
Achtung! Was beim wachsen unten war, ist später vorne (Spitze). Also die richtige Seite kennzeichnen.
Ist die Trockenzeit für den Bogen abgelaufen (etwas mehr schadet nicht), bringt man ihn auf die gewünschte Länge und rundet die Enden etwas ab. Dann werden die Sehnenkerben vorsichtig eingefeilt. Achtung, nur an den Seiten und nicht zu tief. Der Bogenrücken (die vom Schützen abgewandte Seite) muss unbeschädigt bleiben. Danach kommt das Tillern. Normalerweise ein ziemlicher Akt, aber da hier nur was zum testen halb so wild. Zunächst benutzt man eine Sehne, die so lang ist wie der Bogen. Mit ihr zieht man den bogen vorsichtig, schaut wie er sich biegt und schabt vorsichtig mit dem Messer Holz von den Stellen, wo er sich zu wenig biegt (auf der Bauchseite). Das macht man so lange abwechselnd (biegen / abschaben), bis sich der Bogen halbwegs so biegt wie er soll. Anschließend die Sehne etwas kürzen und fertig.
Schon hat man Pfeil und Bogen um mal zu testen ... allerdings auch nicht mehr.
MfG
Wizard
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