Wie bitte ???

Geschrieben von Odin am 31. Oktober 2006 14:08:22:

Odin am 31. Oktober 2006 14:08:22:

Als Antwort auf: Re: Schwarz-Rot-Gold und das ´Lindenlied´ geschrieben von BBouvier am 30. Oktober 2006 22:27:54:

Hallo BB

Also jetzt aber ? Verglichen mit heutigen Zuständen waren
die "Revolutionäre" von 1848 konservativ.

>...stehen wir jetzt dort, was die roten Revolutionäre
>mit ihrer Trikolore 1848 letztendlich im Auge hatten,
>wohin ihr munteres Treiben uns geführt hat:

Diese Leute waren nicht "rot". Das im selben Jahr 1848
erstmals veröffentlichte Kommunistische Manifest passte
denen gar nicht ins Konzept

Diese Revolutionäre wandten sich nicht gegen die Monarchie,
sondern gegen die Kleinstaaterei und die Selbstherrlichkeit
kleiner "souveräner" Adelsstaaten auf Kosten des gesamt-
deutschen Gedankens.

Als die Königshäuser 1813 Kriegsfreiwillige für den grossen
Befreiungsschlag gegen Napolen I anwarben, stellten sie
für die Zeit danach so etwas wie ein bürgerlich geprägtes
Gesamtdeutschland in Aussicht. Auf dem Wiener Kongress
wurde dann das Land unter dem Einfluss des Fürsten Metternich
an die vielen Kleinpotentaten verschachert, d.h. das Ancien
Régime der adligen Kleinstaaterei wieder eingeführt.

Nicht zu vergessen - ein gesamtdeutsches Kaiserreich gab es
seit 1806 nicht mehr. Die Freiheitskämpfer hofften gerade
auf eine Wiedereinführung eines geeinten deutschen Reichs
unter EINEM Kaiser, nicht etwa auf rote Experimente.

Genau dieses geeinte deutsche Kaiserreich wurde ihnen
1814/15 verweigert, nur der Norden Deutschlands blieb als
Königreich Preussen politisch geeint. In der Mitte und im
Süden herrschten mittlere und kleine Adelsstaaten, von
denen die grössten die Königreiche Bayern, Württemberg
und Sachsen waren nebst dem Grossherzogtum Baden.

Die Revolutionäre wollten 1848 ein geeintes Deutschland unter
einer konstitutionellen Kaisermonarchie. Es war wohl auch schon
vorgesehen, dass der preussische König als der Monarch mit
dem grössten deutschen Teilreich das Kaiser aller Deutschen
werden sollte (kleindeutsche Lösung), nicht mehr (formell)
der Kaiser von Österreich wie bis 1806. Dass dieses Ziel nicht
revolutionär war, sondern konservativ und patriotisch, sieht
man daran, dass es 1871 von Bismarck verwirklicht wurde.

>In Krötenwanderwegen, in Afghanistan, im Dosenpfand,
>in HarzIV, in Staatsverschuldung, am Hindukusch,
>im unbezahlbaren Wohlfahrststaat, als gemaulkorbte
>Watschenheinis, überwacht durch Zoll-Treibein.

Ich sehe beim besten Willen keinen historischen Entwicklungs-
weg von den Bestrebungen der 1848-er zu denen der 1968-er.

Und gerade die vielen Zollstationen in der Restaurationszeit
("Metternich"-Ära) hatten viele Deutsche auf die Barrikaden
getrieben. Diese Situation wurde durch die Gründung des
deutschen Zollvereins leicht gemildert.

Wer die politische Dichtung im Vormärz ansieht, der sieht
genau die Ziele der 48-er:

"Wo ist des Deutschen Vaterland ?
Ist´s Preussenland ? Ist´s Schwabenland ?
Ist´s, wo am Rhein die Rebe blüht ?
Ist´s, wo am Belt die Möwe zieht ?"

Aus dieser Dichtung spricht die Sehnsucht nach nationaler
Einheit. Auch die erste Strophe von Freiligraths "Lied
der Deutschen" - heute meist missverstanden - entstammt genau
dieser Sehnsucht nach Einheit, die 1814/15 vom Hochadel
verraten worden war und von der Geheimpolizei und der Zensur
der Biedermeierzeit überall kompromisslos verfolgt wurde.

>Ne Zäsur ist das schon gewesen.

Eine Zäsur gegen die Zensur (unter anderem). Denn viel in
der damaligen Literatur handelt von der vorhandenen Zensur
und der nichtvorhandenen Freiheit des gesprochenen und
gedruckten Wortes.

>Aber eine gute?

Die 48-er waren FÜR ihr Vaterland, die 68-er dagegen.

>Eine, die im Lied von der Linde
>als als solche gedacht??
>Gruss,
>BB

Ich glaube allerdings auch, dass der zeitliche Aufhänger
im Lindenlied noch nicht korrekt ausgedeutet worden ist.

Odin

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