Aussterben der Religionen?
Geschrieben von Micha aus dem Süden am 29. Oktober 2006 18:51:35:
Als Antwort auf: Re: Globopolis geschrieben von detlef am 29. Oktober 2006 18:29:43:
Gruezi, Detlev,
Du hast recht, dass eine friedliche globale Zivilisation mit "Alleinanspruch auf die Wahrheit" und "Missionsauftrag" nicht funktioniert. Aber auch, wenn die anhänger feindlicher religionen in getrennten gebieten leben, löst das ihr Problem nicht:
1) bleiben die "anderen" ja existent. Da gibt es also immer Menschen, die gerettet werden müssen vom falschen Glauben und gebiete, die befreit werden müssen. Es wird keinen Frieden geben, sondern dauernden Krieg.
2) wirkt Intoleranz als Prinzip auch nach innen: in jeder Religion bilden sich Fraktionen - unterschiedliche Schulen. In jeder. aber das Prinzip der "Alleingültigkeit" führt dann zum Bruderkrieg - siehe früher evangelisch versus katholisch, heute sunnitisch versus schiitisch. Und selbst, wenn es dann mal einem "religiösen Imperator" gelingt, alle Konkurrenten auszumerzen, spätestens mit seinem Tod beginnt der streit um die "echte Nachfolge".
Also bleibt den Religionen keine Wahl, als sich entweder gegenseitig umzubringen (und damit am Ende zu verschwinden), oder aber einen Weg zu zivilem Miteinander zu finden. Entweder sterben, oder die Prinzipen der einzigen Wahrheit und den Missionszwang aufzugeben. Immerhin, Papst JP II. hat eingestanden, "dass auch andere religionen ein authentischer Weg zum Heil sein können". Dieser große Schritt wäre möglich, wenn alle Religionen erkennen, was viele religiöse Menschen - zumindest in Europa und Asien - bereits wissen: dass die verschiedenen religionen unterschiedliche Interpretationen der gleichen Dimension des Menschseins/des Kosmos sind. Ich habe mit Jugendlichen aus sechs Religionen eine Ausstellung über die ERFAHRUNGEN religiöser Praxis gemacht. Sie sind so ähnlich, dass sie sich nicht mehr nach Religion unterscheiden lassen: "Wer glaubt, der liebt". Sind 17 große Poster mit sehr berührenden Inspirationen geworden.
Aber Du hast Recht, Detlev, dass es noch viel Zeit dauern kann, bis solche Einsichten nicht nur in Europa und Asien verbreitet sind. Und viel Leid aus angeblich religiösen Motiven gestiftet wird.
LG,
Micha
>hallo,
>ich fuerchte du irrst.
>aus einem simplen grund:
>die "grossen" religionen sind auf zwei dinge aufgebaut
>1) nur die eigene auslegung ist seeligmachend.
>2) andersdenkende sollen bekehrt/missioniert werden.
>in dem moment, wo anhaenger einer religion zu der meinung kommen, dass auch andere religionen "recht" haben koennten, verliert ihre eigene religion ihr existenzrecht. sie wird dann einfach nicht mehr gebraucht.
>ich denke, es gibt nur drei moeglichkeiten:
>a) raeumliche trennung verschieden glaubender menschen
>b) eine aus verschiedenen elementen zusammengebastelte "neue" weltreligion.
>c) atheismus als grundlage des zusammenlebens.
>gruss,detlef
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