Re: Paschtunene kämpfen nicht um ´ihren´ Staat

Geschrieben von Sono am 06. Oktober 2006 17:04:16:

Als Antwort auf: Paschtunene kämpfen nicht um ´ihren´ Staat geschrieben von Joe68 am 06. Oktober 2006 15:30:01:

>Paschtunen leben auf beiden Seiten der Grenze, das ist mir lange (seit dem Afghanenkrieg)bekannt und das habe ich nirgends erwähnt bzw abgestritten.

Schön, dass das erkannt ist. Paschtunen, wie andere Stämme bekämpfen jedoch die Fremdherrschaft und das seit Jahrhunderten. Dies nicht zu erkennen, ist ein Fehler, den nicht nur die Engländer bereits bitter bezahlen mussten,
bereits niedergelegt in

Theodor Fontane: Trauerspiel Afghanistan

Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält.
"Wer da!" - "Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan."


Afghanistan! Er sprach so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.


Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:


Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verraten sind.


Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt."


Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all,
Sir Robert sprach: "Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.


Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So lasst sie's hören, dass wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter, blast in die Nacht hinaus!"


Da huben sie an und sie wurden's nicht müd,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.


Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.


>Mich stören die Schlußfolgerungen das es um eine Erhaltung der Grenzen geht, die Taliban sind nahezu weitgehend vollständig Paschtunen und haben der Grenze zu Pakistan vor ein paar Jahren zugestimmt. Also sind ja die Taliban Verräter da sie der Teilung des Patschunen-Volkes zustimmen. Die Taliban sind eine Marionette der Pakis..

Auch diese Aussage ist nicht korrekt. Dieser fragliche Teil Pakistans ist weitgehend ausserhalb der Kontrolle der Zentralregierung. Haben sogar jetzt ein Abkommen, dass sie die Grenze selbst kontrollieren dürfen.
Deutscher Botschafter warnt vor drohender Katastrophe. Die Lage in Afghanistan ist bedrohlich wie nie zuvor: Unter strengster Geheimhaltung hat der deutsche Botschafter in Kabul den Auswärtigen Ausschuss des Bundestages über die Gefahren aufgeklärt. Heute will das Parlament das Mandat der Bundeswehr verlängern. Botschafter Hans-Ulrich Seidt hat sich der "Bild"-Zeitung zufolge pessimistisch über die Sicherheitslage in Afghanistan geäußert. Es könne passieren, dass die Regierung in den kommenden 12 bis 18 Monaten die Kontrolle über das Land verliere, sagte der Diplomat demnach dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestages. (Spiegel-Online)

>, Pakistan will diese Grenze und hat selbst Probleme mit der Durchsetzung seiner Ordnung in seinem paschtunischen Teil.

Das ist schon so. Aber gerade kürzlich erklärte Muscharraf, er sei von den USA erpresst worden:
Pakistan
"USA wollten uns in die Steinzeit bomben"

Nach den Anschlägen vom 11.September drohte US-Staatssekretär Armitage, das Land würde "zurück in die Steinzeit“ gebombt, wenn es den Terrorkampf nicht unterstütze. Staatschef Musharraf berichtet im Interview über seine Situation im Jahr 2001.
Quelle:
http://www.welt.de/data/2006/09/22/1046361.html

>Nach der simplen Logik (des Politikers) sollten daher die Paschtunen gegen die USA und gegen die Pakis sein weil beide die bestehenden Grenzen beibehalten wollen und einen neuen Paschtunen-Staat (Balkan läßt grüßen) nicht zulassen würden.

Die Mehrheit der Paschtunen ist sehr wohl auch gegen das pakistanische Militärregime über sie.

>Es ging NIE um einen paschtunischen Teil, nirgends eine Volksfront zur Befreiung Paschtunistans.

Diese Aussage ist durchaus nicht falsch. Aber muss man denn einen paschtunischen Einheitsstaat wollen, wenn man keine Fremdherrschaft mag ? Die Schweiz ist auch eine Konföderation und mag keine Fremdherrschaft.

Abschliessend ein kleiner Tipp: Man halte daß (oder dass, schweizer. schreibweise) reflexiv und den Artikel das bitte auseinander.

Ansonsten schönes Wochenende
S.


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