Re: Wann wird gebotene Toleranz zur Tolleranz ....

Geschrieben von BAldur am 18. September 2006 12:38:49:

Als Antwort auf: Re: Aufruf zur Vernunft.. geschrieben von Harry am 18. September 2006 09:58:22:

Hallo, Harry,

polititisch-weltanschaulich bin ich eigentlich ein Radikaler. Auf änglodeitsch würde man Hardliner dazu sagen.

Gut. Früher mal, als Jugendlicher, dachte ich mir, es ist richtig, Schwulsein zu verbieten, bzw. repressiv gegen Schwule vorzugehen, wie auch immer. Aber die Frage, wieso eigentlich, hätte ich nicht beantworten können. Es mußte einfach so sein, weil es gar nicht anders sein konnte. Punkt. Ein Cousin war schwul, ich hab ihn deswegen gehaßt, ohne ihm jemals begegnet zu sein. Na, toll, gell.....

Im Urlaub bin ich dann zum ersten Mal einem Schwulen begegnet, er leitete die Hotelbar. Es war die Obertunte überhaupt, eine Karikatur jedes Klischees. Er wäre alleine durch sein Dasein eine Provokation für jeden Schwulenhasser. Aber er tut nix, macht nix, baggert niemanden an, er war einfach irgendwie lustig. Wieso sollte ich ihn hassen ? nein, lieben auch nicht (uuuuaaaa, bin es ja nicht selber), aber was gäbe mir das Recht, seine Bestrafung zu fordern ? Ich denke heute, nichts.

Im Lauf der Zeit bin ich noch ein paar anderen Schwulen über den Weg gelaufen, manche davon trugen es in einer Weise zu Tage, die es schwer erträglich machte, sie baggerten alles und jeden offen an, aber sie wurden auch nie aggressiv dabei, und wenn sie merken, NEIN, dann bleib es bei NEIN, niemand hat je irgendeine Schmerzgrenze überschritten, wie esstatt dessen aber die stillen, heiligen, unauffälligen, gottgefälligen Priester mit Mißbrauchshintergrund ungeniert mit Kindern tun !

Ich kenne ein schwules Pärchen, absolut feine und nette Menschen. Wieso ist ihre Veranlagung irgendein problem ? Du würdest sie auf 10cm Entfernung nicht als schwul erkennen, sie zeigen es nicht, sind es halt. Also denke ich, da ist Toleranz geboten. Und nachdem wir jetzt nur bei Schwulen waren, noch zu den Lesben, also, ich kann mir nicht helfen, aber ich gucke diese entsprechenden Videos ganz gerne :-).

Woran ist da etwas zukunftsgefährdend ? Wer hat das Recht, mir vorzuschreiben, was sich zwischen zwei Menschen einvernehmlich und in Liebe im Schlafzimmer abspielt ? Ich denke, niemand.

>in der Gesellschaft kritiklos angenomenen grenzenlosen, krankhaften Tolleranz. Daß diese grenzenlose krankhafte Toleranz (die auch unsmißverständlich aus Deinem Satz spricht) unsere Kultur und damit unser Wirtschaft und damit unseren Bestand in die Knie zwingt, haben wir tagtäglich vor Augen. Das anzuprangern ist im wesentlichen mein Anliegen.


OK, was ist dann für Dich Tolleranz ?

Der Übergang ist ja fließend. Verrohung im Alltag, Gewaltbereitschaft, sprachlicher Niedergang, in ordnung, das sind alles Anzeichen einer Entwicklungstendenz, aber ich denke, es ist doch viel schlimmer, was Hochwürden verbricht, wenn er sich in der Sakristei rücklings einem Knaben nähert, obwohl er niemals nicht einen Kraftausdruck in der Öffentlichkeit ausspräche, als ein Kraftausdruck, der langsam in den allgemeinen Sprachgebrauch eindiffundiert.

KLar, ich würde mich auch angewidert fühlen vor us-amerikanischen Verhältnissen, bei denen das F-Wort fünfmal im Satz vorkommt.

Aber der für mich hier eimalige bzw. erstmalige Beitrag von HJH rechtfertigt aus meiner Sicht in keiner Weise eine derartige Entrüstung. Da gibts doch viel schlimmeres, was eine Entrüstung gebieten würde.

Am Elliottforum gibts eine Diskussion betreffend die Berliner und Mecklenburg-Wahlen, mit dem Tenor, die Leute sind ja selber schuld, weil sie immer wieder freiwillig den Mist wählen. Es stünde doch den Wählern frei, Parteien zu wählen, die sich offen gegen Multikulti aussprechen - die werden aber von 99% nicht gewählt - also, Fazit : was beschweren die sich dann über Multikrimikulti ? Sind doch selber dafür veranwtrotlich, wenn auch nur im gaaaaanz kleinen, aber immerhin.

Was diese grundsätzlichen Erwägungen betrifft, bin ich ganz und gar nicht tollerant. Auf einen groben Klotz gehört meiner Ansicht nach ebenso ein grober Keil. Ist jetzt nicht mehrheitsfähig, OK.

Trotzdem muß die Frage gestellt werden, was ist denn so ein grober Klotz, und was ist es nicht....blinde Wut ist auf keiner Seite ein guter Ratgeber, auch das zeigt die GeCHichte.

>> jedem Niedergang einer Gesellschaft geht deren klerikaler Niedergang voran". Es geht mir im Grunde darum, auf eine Gestzmäßigkeit hin zu weisen.

Daß wir einen Niedergang sehen, ist ja hier gar kein Streitpunkt. Die Anzeichen dafür gehen oft Hand in Hand. Aber ich bilde mir ein, ein bewußter, wacher, eigenständig denkender Mensch zu sein, und wenn ich über jemanden spreche, den ich für ein arschloch halte, dann sage ich gerne, unverblümt und ungeniert, daß das für mich ein Arschloch ist. Und nicht, daß es da graduell eine Differenzierung der Kongruenz gäbe oder so. Die Basis eines Volkes ist der Stammtisch, und was bei ihm Umgangssprache ist, sollten wir nicht aus Warte eines selbst beanspruchten, durch nichts legitimierten Wolkenkuckucksturmes herab geringschätzig betrachten.

Bei aller Übereinstimmung, was die Prophs betrifft, sie haben sich noch nicht bewahrheitet - es muß sich erst erweisen, daß unsere Sicht der Dinge *richtig* ist.

Um das nochmal festzuhalten, ich bin gegen Tolleranz, also falsch verstandene, dumme Toleranz. Nur, wie die Unterscheidung zwischen beiden vorzunehmen ist, ist nicht immer sooooo trivial.

Beste Grüße vom Baldur


Antworten: