Geopolitische Antithese zum Anti-US Forum-Mainstream
Geschrieben von Bern8 am 17. September 2006 13:17:26:
Hallo Kollegen,
gestern war im französischen TV mal etwas zu sehen, bei dem man i. Ggs. zu unseren Dumpfbackensendern auch mal was lernen konnte. Und zwar gings da um Geopolitik und um Rohstoffe. Die Hauptthese lautete: Die USA benötigen die Ölreserven des Nahen Ostens gar nicht, der Krieg dort ist lediglich ein Ablenkungsmanöver, mit dem Ziel, dass erstens die ANDEREN von dort nichts bekommen, und man selber sich die Alternativen unbemerkt von aller Weltöffentlichkeit sichern kann. Worum es geht? Ja, um AFRIKA!
Was wurde geschildert? Es wurden die Rohstoffreserven des afrikanischen Kontinentes aufgeblättert, mit ihren z. T. monopolartigen Weltmarktanteilen (z. B. Chrom in Südafrika, Kobalt im Kongo, Platin, etc.) und dann natürlich auch Öl und Gas. Was hat das alles für einen Sinn für die Amis? Ja, ein Blick auf die Landkarte genügt: vom Golf von Guinea aus sind es nur ein paar Seemeilen über den Atlantik (deutlich weniger als die Hälfte gegenüber der Strecke aus dem Golf über das Kap der guten Hoffnung, und deutlich weniger feindselig als durch das Mittelmeer), und man ist an den schönsten Entladeterminals. Genauso mit allen anderen Erzen. Die Reserven dort reichen, wenn man sie nicht mit anderen Teilen muss, für die nächsten Jahrzehnte locker aus, ohne dass man auf die Araber angewiesen ist.
Und genau das wurde dargelegt: der einzige Hauptkonkurrent ist die ehemalige Kolonialmacht Frankreich mit ihren Organen Total - Elf - FINA (BP und RDS hat man im Griff). Deshalb alle im Kongo, um Demokratie zu machen (in Wirklichkeit soll dort die Frankophonie gebrochen werden), deshalb die Unterstützung des ehemals marxistischen angolanischen Regimes. Allerdings tauchen hier ein paar ungebetene Mitspieler auf an diesem Geopolitischen Schachbrett. U. a. die Russen, Putin begleitet vom Oligarchen Wechselberg fädelte ein paar Deals bzgl. Rohstoffe, Waffen und Nukleartechnik am Kap ein, und die Chinesen (sitzen im Sudan, kümmern sich dort um die Ölfelder). Deshalb eilt die Zeit, denn die Ablenkungskriege in Afghanistan und Irak dauern schon zu lange und entgleiten langsam der Kontrolle.
Was sind die Hintergründe für den Schwenk nach Afrika?
1. Wenn der nahe Osten ausfällt, trifft er mangels Alternativen Japan und China weitaus stärker als die USA, wenn sich diese schon abgesichert haben. Dann sind auch die Dollar-Auslandsschulden erledigt, und der Fall hat sich.
2. Europa ist als widerspenstiger Konkurrent m. E. ein Dorn im Auge (aufgrund der relativ starken Produktivwirtschaft) und soll einerseits durch islamische Unterwanderung geschwächt, andererseits sollte es zu einer Gegenbewegung, d. h. Rechtsrutsch oder Massenprogrome kommen, kurzerhand den Russen in den Rachen geworfen werden.Was spricht für diese Argumentation?
Die USA erkennen, dass auch für sie die Zeit der Expansion zu Ende ist. Die Folge ist ein neuer Isolationismus. Der kann aber nur funktionieren, wenn einerseits alle Altlasten beseitigt sind (Staatsschulden), andererseits die Produktivwirtschaften der Konkurrenz eliminiert sind.Was sind die Risiken für die USA?
Das Risiko liegt vor der Haustür und im innern. Die Herren Morales, Chavez etc. könnten den schönen Plan zunichte machen, da diese Länder immer noch das Rückgrat der Energieversorgung darstellen, und so schön praktisch nah sind (Mexiko hat man die Kurve noch einmal gekratzt). Im Innern würde eine Wirtschaftskrise (2. Phase des Plans) nur mit diktatorischen Maßnahmen durchzustehen sein. Dies steht im Gegensatz zur amerikanischen Tradition und ist auch für mich nicht ganz denkbar.Wie schaut es zeitlich aus?
Die Gefahr ist, dass Russland zu schnell zu stark wird, und sich die Europäer andererseits durch energische Maßnahmen von der Energieabhängkeit befreien. Das dauert zwar noch, ist aber auf Sicht von 5 Jahren durchaus denkbar. Dann würde der Plan sich ins Gegenteil umkehren, da dann ein Käufermarkt entstünde und durchaus eine Eurasische Kooperation denkbar ist. Zudem ist die Gefahr aktuell, dass sich Südamerika total abwendet; was USA mit Afrika kann, ist für China auch über den Pazifik möglich (auch für Japan, das sollte man nicht vergessen!). Somit müssen wir, sollte an dem ganzen was dran sein, bereits im Laufe des übernächsten Jahres mit einer gezielten Destabilisierung des Nahen Ostens rechnen, sei es durch Bürgerkrieg, Umstürze, oder gar Iran-Krieg.Darüber sollte man zumindest nachdenken.
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