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Herbstzeitgedanken (Vom Bauern zum Arbeiter zum Zuchtschwein) (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 14.11.2021, 09:14 vor 866 Tagen (788 Aufrufe)
bearbeitet von Fenrizwolf, Sonntag, 14.11.2021, 09:43

Liebe Bürger, Bauern und Banditen,

es gab wohl Epochen in denen der Mensch in innigerem Einklang mit der Natur lebte, als es heutzutage der Fall ist.
Die Zyklen der Natur, das Wechselspiel von Tag und Nacht – von Saatperiode und Erntezeit bestimmten das Wirken und Ruhen des Menschen.
In den hellen Monaten wurde gesät, bestellt und gebaut, zur Erntezeit wurde jede helfende Hand gebraucht, und an den kurzen kalten Tagen zehrte man von dem Eingebrachten und versorgte noch das Vieh.

Seitdem der Mensch seßhaft wurde, lebte er jahrtausendelang im gottgegebenen Rhythmus der Jahreszeiten, in einer unabänderlichen Oszillation aus Ruhen und Wirken, kraftvoller Tat und Müßiggang.
Noch im achtzehnten Jahrhundert war es wohl keine Seltenheit, daß man nicht nur nach einer Reise, nachdem man zur Rast irgendwo einkehrte, sich untertags zum Schlafen niederlegte. Der polyzyklische Schlaf, wie es heute genannt wird, war einmal Normalität.
Petroleum- und Gaslaternen haben wir sicher einiges an weltbewegender Literatur zu verdanken, die bei Kerzenlicht vermutlich nicht in dem Maße verfaßt worden wäre; doch durch die Industrialisierung mitsamt der Elektrifizierung des Globus wurde es möglich, Prozesse außerhalb natürlicher Abläufe zu gestalten.

Da das neue Mögliche aber stets in einem Substrat der Macht seine Vorzüge darzulegen begann, während man einander in fiebriger Konkurrenz stand, waren die Segnungen der neuen Technik vielmehr ein Segen der führenden Schichten, ein Instrument zu Festigung und Ausbau der eigenen Macht im Wetteifer mit ähnlich starken Spielern der Geschichte, als daß sie in ähnlichem Maße Lasten von den Schultern des gemeinen Menschen genommen hätten.

Die Welt(geschichte) begann sich nur immer schneller zu drehen. Die der Bevölkerung zugefallenen Brosamen wurden anschließend nur in dem Maße so großzügig verteilt, da man auf der Quelle sitzend, sich unerschöpflichem Nachfluß sicher wähnte.
Die Bauernsöhne verschiedener Fürstentümer stachen dann nicht mehr wegen vermeintlich gotteslästerlicher Differenzen in den Auslegungen Gottes Wortes mit metallbeschlagenen Holzlanzen einander tot, sondern sahen sich auf den umgepflügten Feldern der Ehre bald Menschenerntemaschinen wie dem Maschinengewehr gegenüber, während auf Eisenbahnen herangeschaffte, bellende Ungetüme aus Stahl, Guß und Präzisionsfräsen das tödliche Schrapnell sogar bis in den schützenden Graben regnen ließen.

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“ (Heraklit)

Das Ringen um Macht ist stets ein Ringen der Mächtigen, da es die Potenz der Macht nicht zuläßt, daß Ohnmächtige wetteifern. Diese Macht zwingt, in ihrem Wettbewerb, im Ringen mit anderen Mächten, den Ohnmächtigen zur Gefolgschaft.
So banal es klingt, so richtig mag es unter Umständen sein. Doch leider findet in Hyperkollektiven keine natürliche Auslese mehr statt, die die Fähigsten und Edelsten einem Volk, einer kulturellen Gemeinschaft, an die Spitze stellt; sondern ganz gegenteilig befördert insbesondere die Demokratie eine Negativauslese der politischen Protagonisten, da unter Verlust von Adel und Schicht ein jeder protegierte Emporkömmling unter Zuhilfenahme der Propagandainstrumente Anspruch auf Führung erheben kann, sofern die medialen und finanziellen Ressourcen seines Lagers überhand gewonnen haben.

Wer als Deutscher beispielsweise der Mähr ewiger Kollektivschuld weiter frönen will, sollte nicht außer Acht lassen, daß der Gefreite Hitler, Meldegänger im ersten Weltkrieg, durch die Demokratie erst dahin kommen konnte, wohin ihn das Unwesen der Sozialisten erst mit finanzieller Unterstützung des Auslandes trieb.
Eine Wertung des Nationalsozialismus (man lese einmal das Parteiprogramm der NSDAP) sollte ohnehin nicht ohne zeitgeschichtlichen Kontext erfolgen:
Vieles, was man heute den Kindern in der Schule als absurde Perversion auf dem Weg zur Weltmachtstellung verkauft, war oft einfach eine verspätete Rezeption gegnerischer Ideen und Ideale, wie sie damals insbesondere im Vereinigten Königreich stand der Zeit waren.
Anderes stellt sich gar als spiegelbildliche Reaktion auf brutale bolschewistische Umtriebe dar, wie sie seinerzeit vorherrschten, wie
beispielsweise die Störung politischer Versammlungen.
Um dem zu begegnen, ersann man damals den Saalschutz, der Später als SA bekannt wurde.
Folglich ist diese Organisation originär kein Mittel zur Einschüchterung und Demütigung politischer Gegner gewesen, sondern war erst
die logische Antwort auf erlebte solche.

Nach den Entdeckungen Gerd Schultze-Rhonhofs und anderen, sollten wir davon ausgehen können, daß des Deutschen Wirken zu dieser Zeit, nicht kollektive Bosheit war, sondern ein verzweifeltes Ringen um Fortbestehen im Ringen mit feindlichen Kräften, die das wiederholt aufstrebende Deutsche Reich als Hauptziel allen verderblichen Wirkens auserkoren haben.
Daß eben auch Hitler nicht derjenige war, wie man ihn mir in der Schule vermittelt hat, kam mir nach dem Mord an Saddam Hussein noch nicht in den Sinn, aber Gesänge über Frühling in Arabien und die dramatischen Darstellungen über Baschar al-Assad verhalfen mir zu Einordnung.
Die Strategie war so einfältig wie offenbar: der Gegner wurde intern beschädigt und extern durch eine List in einen kriegerischen Konflikt mit einer Überzahl an Gegnern getrieben, wobei benachbarte Staaten zuvor zu Provokationen eingeladen wurden.
Am Ende sollte nichts als Schimpf und Schande von der vorherigen Kultur übrigbleiben, und die Vereinigten Staaten von Amerika auf den weißen Schwingen des Seeadlers, sollten nach dem sanften Genozid als edle Überbringer von Demoncracy und Fleedom im Sechseck triumphieren.

Arminius hatte man auch die Kindheit geraubt, und vermutlich hatte man ihm auch viele Lügen erzählt, ihn gefügig gemacht, und zu einer Art Funktionsadel abrichten wollen.
Da war aber ein hochbegabter Anführer und Diplomat, der sich seiner Herkunft erinnerte und besann; der wußte, wer er war und wo er herkam, vergaß es nicht - und einte die Kräfte.
Heute ist jeder sich veredelnde Nachfahre seiner dazu aufgefordert, es ihm im bescheideneren Rahmen gleichzutun.
Come in to find out
Szenenwechsel: Seit der Industrialisierung sind alle unter Dauerstrom. Das Geld reGIERt die Welt, und im Stechschritt geht’s zur Stempeluhr. Morgen ran, abends raus – aus die Maus.
100 km Pendeln zum Arbeitsplatz ist seit den 1990ern eine Bürde die man tragen muß.
Wer der Edelste ist, bemißt sich beinahe allein an marktwirtschaftlichen und den damit verwobenen akademischen Erfolgen. 1 – 2 – Achtung – bitte folgen. Jawoll! Tiefer, tiefer…

Ich erinnere mich an eine Anekdote aus dem Süddeutschen Raum, in der eingestanden wurde, daß man früh mit der Sonne aufstand, um schnell die Schlagläden zu öffnen, nur um sich wieder zu Bett zu begeben, um die Nachbarn glauben zu lassen, man sei schon fleißig.
Emsig, beflissentlich und selbst ist der Deutsche, spaltet Haare und Atome – Ehen und Axiome. Please hold the line, please hold the line – the twine is mine, the twine is mine

Ich gehe schwanger mit der Annahme, daß es vielleicht ein Kunstgriff war, den Deutschen einerseits schwulen gehorsam für das Fremde als Volkssport anzubieten, und anderseits dem Individuum die grundsätzliche Würde und Rechtschaffenheit abzusprechen.
Die Welt steht Kopf und niemand schaut mehr hin, alle rühren im Topf, und nichts ist darin.
Das genormte Durchschnittsferkel hält es unter Preisgabe des Verstandes nicht aus, wenn jemand in seinen Gewohnheiten von der Rotte abweicht.

Ob jemand nicht mehr so drauf ist, wie erinnerlich, oder erst mittags aufsteht, weil die Nacht so ertragreich war.
Ob man will oder nicht. Ob Freude oder Pflicht, ob Reue oder nicht, ob lang oder sam, ob gut oder schlecht, schlecht oder recht, jetzt oder immer – es weilt nicht der Hoffnung kleinster Schimmer.
Normiert und einsortiert, kopiert, kupiert und degeneriert, persifliert und okkupiert penetriert und dann vertiert…
Es wird Leuten Beifall gezollt, die unter gesunden umständen auf der Anklagebank sitzen müßten, auf der Sie Euch verspotten.

Herbstzeitgedanken

Das Gähnen steckt noch in der Brust
und der Mund hat nichts zu sagen
Alles Sehnen erstickt in leisem Frust
doch der Anstand mag nicht klagen

Dunkel ist der Morgen – Vögel stürzen lotrecht auf die Erde
Der Mond scheint mittags halb, am Abend voll – am Ende nicht
und erfüllt von Sorgen, fällt der Reiter ab vom Pferde

Kalt ist die Luft – ein milchiger Schleier legt sich auf die Erde
begräbt das zerfurchte Land, ganz bis zum Zaun
und ein Kalb verläßt die Herde

In kalter Nacht wagt niemand hier zu klopfen
denn an der Fassade rinnen Tropfen
aus Blut und Schweiß und Pein
Kein Dach für Wanderer - verheißt die Pforte
all jenen, die da Klopfen ist‘s kein Ort zum sein

Drinnen brennt das warme Feuer – draußen brennt die Welt
Doch die Blinde Scheibe gibt nichts Preis
so steht das Ungeheuer einsam auf dem Feld

Draußen zieh’n die Räuber um den kahlen Berg
auf der Suche nach Erbarmen,
sehnsuchtsvoll nach starken Armen
doch die Nornen spinnen Werg

Das Recht zieht um – ihm fehlen die Paläste
und das Heer der Vogelscheuchen grüßt die Abendgäste
Die Gänse flieh’n um ihre langen Hälse
Denn in den hohen Lüften tummeln sich nun Welse

Knorriges Karussell letzter Stunde
Spottet der weißen Taube
Alter Wein in trock‘nem Munde
Kostet von der alten Traube

Wer den Sermon bisher geduldig etragen hat, wie es der Tapfere tut,
den will ich mit dem besten Stück Musikgeschichte seit Led Zeppelin's Stairway To Heaven beglücken.

Niemand geringeres als Dr. Lee Cushing nimmt uns mit auf eine Reise zwischen Leben und Tod
in dem ergreifendsten Stück Musik seit 435 Jahren:

Green Lung - Graveyard Sun

In Dankbarkeit an alle, die bis zur Reife ausharrten
um den Rebstock selbst zu überdauern

Fenrizwolf

Manchesterkapitalismus und Saddam Hussein

Pat @, Montag, 15.11.2021, 23:53 vor 864 Tagen @ Fenrizwolf (504 Aufrufe)
bearbeitet von Pat, Dienstag, 16.11.2021, 00:19

Hallo Fenrizwolf!

Besten Dank für die musikalische Empfehlung, besonders für den bekannten Song Stairway to Heaven. Da ich nämlich eher mit den Beatles aufwuchs, hatte ich mir Zeppelin’s Meisterstück bisher noch nie richtig angehört.

<Mensch in innigerem Einklang mit der Natur lebte>

Ja, wahrscheinlich ist Urlaub für viele eine echte Erholung, weil – zumindest einige Leute – freiwillig auf die elektrische Dauerberieselung teilweise verzichten und ein Stück weit zu jenem natürlichen Rhythmus zurückfinden; zumindest im Sinne eines temporären Ausgleichs.

<waren die Segnungen der neuen Technik vielmehr ein Segen der führenden Schichten, […] als daß sie in ähnlichem Maße Lasten von den Schultern des gemeinen Menschen genommen hätten.>

Teilweise stimmt das, wobei das Wohlstandsniveau dennoch auch für den gemeinen Menschen angehoben wurde.
Marx irrte nicht nur, was die Utopie betrifft, sondern er hat sich vor allem darin geirrt, dass seine richtige Ausgangsbeobachtung – schlimmste Verhältnisse und Missbrauch der Arbeiter und Kinder während des Manchesterkapitalismus– zur historisch-logischen Konsequenz führe, die Arbeiter würden mit der Zeit – von unten angetrieben – eine Revolution starten.

<spiegelbildliche Reaktion auf brutale bolschewistische Umtriebe>

Historisch mag die Beobachtung zutreffen. Sie aber als massgebliche Erklärung darzustellen, leuchtet nicht ein:

X ist eine spiegelbildliche Reaktion auf Y.

X = Untaten, Missbräuche, Verbrechen der Gruppe braun.

Y = Untaten, Missbräuche, Verbrechen der Gruppe rot

(Farben bzw. Kollektive können beliebig geändert und ausgetauscht werden).

=> Man müsste voraussetzen, dass äussere Einflüsse (= Aktionen, Finanzierungen etc.) automatisch zu einer bestimmten Reaktion führen. Dies wäre ein Determinismus, in dem die Verantwortung für eine Tat nicht bei jedem Einzelnen liegt und zudem ein Kollektiv "reagiert", statt einzelne Menschen.
Solch eine Argumentation wird auch im materialistischen Sozialismus einseitig verwendet (ich sage nicht, dass Fenrizwolf diese vertritt): Da es u. a. keine Reinkarnation gibt, hat der Einzelne keine Verantwortung, in welche Verhältnisse er hineingeboren wird und was er aus sich selbst macht. Er ist für keine seiner späteren Taten (letztlich) verantwortlich, sondern nur die Ungleichheit, welche durch das ungerechte Herrschaftssystem bedingt sei oder aufrechterhalten werde (das andere Extrem wäre das indische Kastenwesen, wonach jede soziale Rückständigkeit und Ungerechtigkeit durch individuelles Karma gerechtfertigt werden kann).

<Wer als Deutscher beispielsweise der Mähr ewiger Kollektivschuld weiter frönen will, sollte nicht außer Acht lassen, daß der Gefreite Hitler […] durch die Demokratie erst dahin kommen konnte,

Die These, dass es erst in der Demokratie zu solch einem Herrscher kommen konnte, finde ich an sich eine interessante historische (alternative) Fragestellung.

<wohin ihn das Unwesen der Sozialisten erst mit finanzieller Unterstützung des Auslandes trieb.>

Falls er eine Marionette ohne freien Willen gewesen ist – wie ein Stück Treibholz – wäre trieb passend; ebenfalls was diejenigen Personen angeht, die an seinem Aufstieg (aktiv) beteiligt waren.

Hingewiesen sei auf Jaspers begriffliche Differenzierung, (die im Prinzip auf jedes Volk anwendbar ist, um sich mit Kriegsverbrechen aus der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und sich dabei weder mit dem flachen Begriff der Kollektivschuld zu belasten, noch Verbrechen aus der eigenen Geschichte mit Verbrechen anderer Völker aufzurechnen):

Vier Kategorien der Schuld, denen vier Instanzen der Klärung entsprechen [direkte Zitate aus der Webseite]:

- die kriminelle Schuld aufgrund objektiv nachweisbarer Gesetzesverstöße,
- die politische Schuld durch Handlungen der Staatsmänner, an denen der Einzelne durch seine Staatsbürgerschaft und durch seine Mitverantwortung, wie er regiert wird, beteiligt ist,
- die moralische Schuld durch Handlungen, deren Charakter nicht allein dadurch nicht verbrecherisch wird, daß sie befohlen sind,
- die metaphysische Schuld aus der Mitverantwortung für alles Unrecht und alle Ungerechtigkeit in der Welt ("Wenn ich nicht tue, was ich kann, um es zu verhindern, so bin ich mitschuldig".).

<"Die Instanzen zur Klärung der einzelnen Kategorien der Schuld sind
das Gericht (im formellen Verfahren) zur ersten Kategorie,
zur zweiten die Gewalt und der Wille des Siegers (wenn das Regime im Krieg unterlegen ist),
zur dritten das eigene Gewissen und schließlich
Gott allein zur vierten Kategorie.">

Fazit zum nichtssagenden Begriff der (kriminellen und moralischen) Kollektivschuld:

<"Ein Volk könne nie als Ganzes angeklagt werden, da Verbrecher immer nur der Einzelne sei.">

<"Ein Volk könne aber auch nie als Ganzes moralische Schuld tragen, da es keine allgemein verbindende Moral oder Unmoral eines ganzen Volkes gebe.">

( Quelle )


<Mord an Saddam Hussein>

Es kann zugleich zutreffen:

- Bestimmte Amerikaner des US-Regimes sind Kriegsverbrecher: Beispiel Massaker von Mỹ Lai
- Die USA haben den Irak-Krieg unter Lügen oder falschen Behauptungen begonnen.
- Bestimmte Iraker des Hussein-Regimes sind Kriegsverbrecher: Beispiel Anfal Operation (Tonbandaufnahmen)

In den Berichterstattungen wird die westliche Empörung als scheinheilig bezeichnet, da man schon längst von den Massakern an den Kurden gewusst habe und es zudem eine deutsche Finanzierung gab: "Nachträglich wurde bekannt: Über 50 Prozent der Ausrüstung für die Giftgasproduktion war Saddam Hussein aus Deutschland geliefert worden." ( Quelle)

=> In diesem Fall wäre es ebenso wenig einleuchtend, begrifflich zu artikulieren, die irakischen Kriegsverbrecher seien erst durch deutsche Finanzierungen zu den Taten getrieben worden.

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Wechsel in die musikalische Sphäre:

Me and that Man’s On the Road

Zum Gott Thor, der – während Ragnarök – gegen die Midgardschlange kämpft:
Amon Amarth’s Twilight of the Thunder God

Viele Grüsse, Pat

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«Die Kritik der Religion endet mit […] dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.»
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«Also war die Kritik der Utopie implicite bereits eine Kritik der Technologie in der Vorschau ihrer extremen Möglichkeiten.»
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«Das ist wirklich ein zu weites Feld.»

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Wölfende Mäuse

Fenrizwolf, Sonntag, 21.11.2021, 07:34 vor 859 Tagen @ Pat (327 Aufrufe)

Hallo Pat!

Vielen Dank für Deine Replik! Ich wünschte, ich hätte mehr Müßiggang um tagefüllend die Gedanken um Interessantes kreisen zu lassen. Stattdessen versuche in einem chaotischen Umfeld im Defizit Ordnung und Wachstum zu bewirken, während die Zeit zerrinnt.

Die teils drastischen Bewertungen, die ich vornehme, haben aus meiner Froschperspektive heraus natürlich keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit, zumal sie jeder Leichtfüßigkeit entbehren, die kreatives Denken erfordert.

In einer in sich zusammenstürzenden Welt, die einem täglich aufs Neue immer obskurer werdende Widerstände vor die Füße erbricht, ringe ich bei täglich mühsamer Verwandlung vom Mann ohne Eigenschaften zum We(h)rwolf um Freiheit, während in konstatiere, daß mit Dreiviertel der Menschheit nicht das Geringste anzufangen ist, da sie zu keiner Abstraktion fähig sind, die das ihnen Injizierte an Weltsicht überschreitet.

Der Manchester-Kapitalismus ist mir gar in der Schule als abschreckender historischer Gegenpart zur sozialen Marktwirtschaft vermittelt worden. Wer in einer warmen Schreibstube sitzen wollte, hatte selbstverständlich seine eigenen Kohlen mitzubringen.

Heute lebt es sich noch einigermaßen komfortabel, da eine überkomplexe Wirtschaft im Rausche eines energetischen Strohfeuers so viel Licht abwirft, daß für alle etwas abfällt, wenn auch nicht viel.
Sozialversicherung und garantierter Expertenrat gaben so viel Nestwärme, daß es manchem zur Leidenschaft wurde, anstatt (an sich) selbst zu denken.

Doch eben dieses Mäuseparadies erschuf erst den leidenschaftslosen und mitleidslosen, verwahrlosten Bordsteinmatrosen, der im gepflegten Zwirn ganz respektabel als Leistungsträger erscheint, aber innerlich verkümmert, nur als Parasit sein Dasein fristet.
Dort wo Geld „betreut“ wird, und durch Regulation unaufhörlich sprudelt, dort ist dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet. Jede Bodenhaftung geht verloren, und die Einnahmen der Institution werden als gottgegebenes Manna so selbstverständlich wie Regen und Kindesmißbrauch hingenommen.

Der Gipfel der Perversion ist der direkte Bypass in unsere Portemonnaies, der direkte und streng bewachte und sanktionierte Zugriff auf unsere Lebenskräfte. Falls ich nicht irre, gab es in der Bundesrepublik seit langem die Tendenz, das Finanzielle betreffende Delikte sowie Eigentumsdelikte verhältnismäßig drastischer zu bestrafen als Gewaltstraftaten.

Seit 20 Jahren geht alles aalglatt und reibungslos den Weg der lüsternen Abhängigkeit: Noch bequemer soll es sein, noch stumpfsinniger, aber dafür (schlecht) allzeit betreut und im Abonnement. Konnte man damals Software kaufen, muß man sie heute mieten.

Früher konnte wegen des Schulgeldes nicht jeder das Gymnasium besuchen, was vielleicht manches Talent verhindert hat, doch die soziale Gleichschaltung ging so weit, daß heute jeder Zweite seine Schullaufbahn mit Abitur abschließt.

Anschließend werden dann irgendwelche Geschwätzwissenschaften studiert, und den späteren Lebensweg verbringt man dann damit, vom Staate durch Steuergelder alimentiert, mithilfe bornierter Ideologien, die arbeitende und heute schon teils notleidende Bevölkerung zu terrorisieren, worauf man sich auch noch was einbildet.

Der Parasit trägt gewiß auch Schuld, doch ist es seine Natur, sich dort einzunisten, wo es schwül und lecker ist.
Der gemeine Michel hat doch zum Denken keine Zeit, vor lauter Regularien, Fallstricken, Verboten und sadistischen Verleumdungen. Das schluckt er halt wie das schale Bier, nach jedem wiederholten komatösen Aufwachen.

Die Probleme dieser Welt sind nicht monokausal, wie auch Schuld mannigfaltige Natur hat.
Ich möchte es so abkürzen, daß jeder, der Macht innehat, mit Verantwortung belegt ist. Doch ist diese Verantwortung etwas Höheres, das wirkliche göttliche Implantat – unser Gewissen, gleichgültig darum, welche beschissene Staatsdoktrin irgendeine Tunnelvision als gemeingültig erklärt und sich zum Inhaber des Rechts aufschwingt.

Je mehr Macht und Gestaltungsspielraum wir haben, desto größer ist unser Vermögen, Schuld anzusammeln. Heute werden bedauerlicherweise nur Reichtümer angesammelt.

Am späten Freitagabend, kurz nach dem Wocheneinkauf, der in den letzten 5 Jahren um 30 % durchschnittlich teurer geworden ist, wollte ich kurz vor Mitternacht Abendesse(n) machen.

Der Tiefkühlfisch taute schon an, während die Frau des Hauses mit dem Ausräumen der Einkaufskörbe beschäftigt war.
Bevor ich mich - wie die Abende zuvor, mit der schweren Gußpfanne raus auf die Terrasse zum großen Gaskocher bewege, wollte ich noch kurz via Tablettrechner nachschauen, wie coronös unterdessen die Welt geworden sein mochte.

Während ich noch neugierig auf das Journal des gelben Forums starrte, bemerkte ich in meinem peripheren Sichtfeld eine Unregelmäßigkeit, die ich sehr seltsam fand.
Als ich meinen Blick auf das nun in zwei Metern Entfernung zum Stillstand kommende Objekt fokussierte, blickte ich in die drolligen Kulleraugen einer vorsichtig abwägenden Maus.

Zunächst leicht erschrocken von der unerwarteten Gegenwart eines Säugetiers inmitten meines Wohnzimmers, überkam mich ein liebliches Entzücken ob des possierlichen Besuchers.
Es entwich mir ein Seufzen als ich erkannte, daß ich den ungebetenen Gast aufgrund seiner Natur in dem räumlichen Gewirr aus Möbeln und Kinderspielzeug nicht so schnell einzufangen vermochte.

In Ermangelung einer Lebendfalle, restlicher Zeit und dem Unwillen, auf dem Boden kriechend, mit Möbeln zu jonglieren, während ich selbst Gefahr laufe, im Zeitalter coronöser Krankenhäuser gebissen zu werden, oder es andererseits in Tierquälerei ausarten zu lassen, beschloß ich kurzerhand, daß es wohl das sinnvollste wäre, das Tier zu töten.

Ich fand zunächst kein Geschütz welches ich auf solch kurze Distanz hätte richten können, ohne den Fortbestand der umliegenden Siedlungen zu gefährden, doch nach einer Weile des Grübelns empfahl sich Sean Connerys James-Bond-Kanone (Walther LP 53) als Waffe der Wahl.

Die Tatsache, daß es ein ungetestetes Sammlerstück für Verrückte ist, und der Umstand, daß dieses seltsame Perlkorn unter den Lichtverhältnissen kaum eine Gelegenheit zur Visierung bot, prädestinierte es nahezu als geeignetes Tötungswerkzeug wider Willen.

Ich mußte nicht lange ansitzen, bis sich die Maus das nächste Mal unter dem Schrank, im Schutze des Schattens, hervortraute. Ein letztes Mal genoß ich den Blick in diese Kugelaugen und – patsch – Maus tot.

Eine stundenlange Nachsuche mit Schweißhunden im Wohnzimmer konnte somit ausbleiben. Ohne Bruch, letzten Bissen oder Jagdhornsignal bedauerte ich meine Tat und holte das arme Tier unter dem Schrank hervor.

Es hat sich so zugetragen, wie ich es beschrieb, und wäre vermutlich beispielhaft für den leidmilden Umgang mit Parasiten aus der Gattung der Säugetiere im Allgemeinen.

Die einen kommen wegen heruntergefallener Nüsse durch die Terrassentür, die anderen glauben, ich hätte keine Nüsse, und klopfen an der Haustür.

Obacht!

Mit lieben Grüßen

Notwehrwolf

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