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Wölfende Mäuse (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 21.11.2021, 07:34 (vor 859 Tagen) @ Pat (328 Aufrufe)

Hallo Pat!

Vielen Dank für Deine Replik! Ich wünschte, ich hätte mehr Müßiggang um tagefüllend die Gedanken um Interessantes kreisen zu lassen. Stattdessen versuche in einem chaotischen Umfeld im Defizit Ordnung und Wachstum zu bewirken, während die Zeit zerrinnt.

Die teils drastischen Bewertungen, die ich vornehme, haben aus meiner Froschperspektive heraus natürlich keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit, zumal sie jeder Leichtfüßigkeit entbehren, die kreatives Denken erfordert.

In einer in sich zusammenstürzenden Welt, die einem täglich aufs Neue immer obskurer werdende Widerstände vor die Füße erbricht, ringe ich bei täglich mühsamer Verwandlung vom Mann ohne Eigenschaften zum We(h)rwolf um Freiheit, während in konstatiere, daß mit Dreiviertel der Menschheit nicht das Geringste anzufangen ist, da sie zu keiner Abstraktion fähig sind, die das ihnen Injizierte an Weltsicht überschreitet.

Der Manchester-Kapitalismus ist mir gar in der Schule als abschreckender historischer Gegenpart zur sozialen Marktwirtschaft vermittelt worden. Wer in einer warmen Schreibstube sitzen wollte, hatte selbstverständlich seine eigenen Kohlen mitzubringen.

Heute lebt es sich noch einigermaßen komfortabel, da eine überkomplexe Wirtschaft im Rausche eines energetischen Strohfeuers so viel Licht abwirft, daß für alle etwas abfällt, wenn auch nicht viel.
Sozialversicherung und garantierter Expertenrat gaben so viel Nestwärme, daß es manchem zur Leidenschaft wurde, anstatt (an sich) selbst zu denken.

Doch eben dieses Mäuseparadies erschuf erst den leidenschaftslosen und mitleidslosen, verwahrlosten Bordsteinmatrosen, der im gepflegten Zwirn ganz respektabel als Leistungsträger erscheint, aber innerlich verkümmert, nur als Parasit sein Dasein fristet.
Dort wo Geld „betreut“ wird, und durch Regulation unaufhörlich sprudelt, dort ist dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet. Jede Bodenhaftung geht verloren, und die Einnahmen der Institution werden als gottgegebenes Manna so selbstverständlich wie Regen und Kindesmißbrauch hingenommen.

Der Gipfel der Perversion ist der direkte Bypass in unsere Portemonnaies, der direkte und streng bewachte und sanktionierte Zugriff auf unsere Lebenskräfte. Falls ich nicht irre, gab es in der Bundesrepublik seit langem die Tendenz, das Finanzielle betreffende Delikte sowie Eigentumsdelikte verhältnismäßig drastischer zu bestrafen als Gewaltstraftaten.

Seit 20 Jahren geht alles aalglatt und reibungslos den Weg der lüsternen Abhängigkeit: Noch bequemer soll es sein, noch stumpfsinniger, aber dafür (schlecht) allzeit betreut und im Abonnement. Konnte man damals Software kaufen, muß man sie heute mieten.

Früher konnte wegen des Schulgeldes nicht jeder das Gymnasium besuchen, was vielleicht manches Talent verhindert hat, doch die soziale Gleichschaltung ging so weit, daß heute jeder Zweite seine Schullaufbahn mit Abitur abschließt.

Anschließend werden dann irgendwelche Geschwätzwissenschaften studiert, und den späteren Lebensweg verbringt man dann damit, vom Staate durch Steuergelder alimentiert, mithilfe bornierter Ideologien, die arbeitende und heute schon teils notleidende Bevölkerung zu terrorisieren, worauf man sich auch noch was einbildet.

Der Parasit trägt gewiß auch Schuld, doch ist es seine Natur, sich dort einzunisten, wo es schwül und lecker ist.
Der gemeine Michel hat doch zum Denken keine Zeit, vor lauter Regularien, Fallstricken, Verboten und sadistischen Verleumdungen. Das schluckt er halt wie das schale Bier, nach jedem wiederholten komatösen Aufwachen.

Die Probleme dieser Welt sind nicht monokausal, wie auch Schuld mannigfaltige Natur hat.
Ich möchte es so abkürzen, daß jeder, der Macht innehat, mit Verantwortung belegt ist. Doch ist diese Verantwortung etwas Höheres, das wirkliche göttliche Implantat – unser Gewissen, gleichgültig darum, welche beschissene Staatsdoktrin irgendeine Tunnelvision als gemeingültig erklärt und sich zum Inhaber des Rechts aufschwingt.

Je mehr Macht und Gestaltungsspielraum wir haben, desto größer ist unser Vermögen, Schuld anzusammeln. Heute werden bedauerlicherweise nur Reichtümer angesammelt.

Am späten Freitagabend, kurz nach dem Wocheneinkauf, der in den letzten 5 Jahren um 30 % durchschnittlich teurer geworden ist, wollte ich kurz vor Mitternacht Abendesse(n) machen.

Der Tiefkühlfisch taute schon an, während die Frau des Hauses mit dem Ausräumen der Einkaufskörbe beschäftigt war.
Bevor ich mich - wie die Abende zuvor, mit der schweren Gußpfanne raus auf die Terrasse zum großen Gaskocher bewege, wollte ich noch kurz via Tablettrechner nachschauen, wie coronös unterdessen die Welt geworden sein mochte.

Während ich noch neugierig auf das Journal des gelben Forums starrte, bemerkte ich in meinem peripheren Sichtfeld eine Unregelmäßigkeit, die ich sehr seltsam fand.
Als ich meinen Blick auf das nun in zwei Metern Entfernung zum Stillstand kommende Objekt fokussierte, blickte ich in die drolligen Kulleraugen einer vorsichtig abwägenden Maus.

Zunächst leicht erschrocken von der unerwarteten Gegenwart eines Säugetiers inmitten meines Wohnzimmers, überkam mich ein liebliches Entzücken ob des possierlichen Besuchers.
Es entwich mir ein Seufzen als ich erkannte, daß ich den ungebetenen Gast aufgrund seiner Natur in dem räumlichen Gewirr aus Möbeln und Kinderspielzeug nicht so schnell einzufangen vermochte.

In Ermangelung einer Lebendfalle, restlicher Zeit und dem Unwillen, auf dem Boden kriechend, mit Möbeln zu jonglieren, während ich selbst Gefahr laufe, im Zeitalter coronöser Krankenhäuser gebissen zu werden, oder es andererseits in Tierquälerei ausarten zu lassen, beschloß ich kurzerhand, daß es wohl das sinnvollste wäre, das Tier zu töten.

Ich fand zunächst kein Geschütz welches ich auf solch kurze Distanz hätte richten können, ohne den Fortbestand der umliegenden Siedlungen zu gefährden, doch nach einer Weile des Grübelns empfahl sich Sean Connerys James-Bond-Kanone (Walther LP 53) als Waffe der Wahl.

Die Tatsache, daß es ein ungetestetes Sammlerstück für Verrückte ist, und der Umstand, daß dieses seltsame Perlkorn unter den Lichtverhältnissen kaum eine Gelegenheit zur Visierung bot, prädestinierte es nahezu als geeignetes Tötungswerkzeug wider Willen.

Ich mußte nicht lange ansitzen, bis sich die Maus das nächste Mal unter dem Schrank, im Schutze des Schattens, hervortraute. Ein letztes Mal genoß ich den Blick in diese Kugelaugen und – patsch – Maus tot.

Eine stundenlange Nachsuche mit Schweißhunden im Wohnzimmer konnte somit ausbleiben. Ohne Bruch, letzten Bissen oder Jagdhornsignal bedauerte ich meine Tat und holte das arme Tier unter dem Schrank hervor.

Es hat sich so zugetragen, wie ich es beschrieb, und wäre vermutlich beispielhaft für den leidmilden Umgang mit Parasiten aus der Gattung der Säugetiere im Allgemeinen.

Die einen kommen wegen heruntergefallener Nüsse durch die Terrassentür, die anderen glauben, ich hätte keine Nüsse, und klopfen an der Haustür.

Obacht!

Mit lieben Grüßen

Notwehrwolf

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