Schicksal (Freie Themen)

Pat @, Sonntag, 10.10.2021, 11:52 (vor 922 Tagen) @ Taurec (1067 Aufrufe)

Hallo Taurec!

"Und würden die weißen Führer des Klassenkampfes je verlegen sein, wenn farbige Unruhen ihnen den Weg öffneten? Sie sind in ihren Mitteln nie wählerisch gewesen. Es würde sich nichts ändern, wenn Moskau als Befehlsgeber verstummen sollte. Es hat sein Werk getan. Das Werk setzt sich selbst fort."

Danke, sehr treffend! Dabei denke ich auch an die kürzlichen BLM Proteste in den USA.

Die Lektüre [Spengler] hilft, die Verhältnisse wieder ins Lot zu bringen, indem sie die Erkenntnis vermittelt, daß auch die menschliche Geschichte dem Schicksal und der Natur unterworfen ist, [...]

Diese Spengler'sche Perspektive zum Schicksal wirkt etwas einseitig fatalistisch. Vor allem entsteht der Eindruck, dass diese Sichtweise Spenglers nicht ganz mit Goethes Sichtweise, in Bezug auf das Schicksal, übereinstimmt.

<"Morphologie und Geschichtsphilosophie
Der morphologische Ansatz geht auf Spenglers Rezeption Goethes zurück. Seit dem 19. Jahrhundert wurden Lebewesen (Pflanzen) unter der Optik dynamischer Einheiten aufgefasst. Ein so aufgefasstes morphologisches Verständnis erschließt sich an der Erkenntnis lebendig sich entwickelnder Formen (nach Goethe), speziell in der Annahme, sie durchliefen Phasen der Jugend, der Reifung, des Alterns und des Absterbens. Spengler überträgt die Morphologie als Methode der Naturerkenntnis auf die Erkenntnis der Geschichte. Die „Welt als Geschichte“ erschließe sich erst in der Erfassung ihrer biologischen Wesenheit. Die kosmischen Flutungen des Lebens ergössen sich nicht willkürlich in das chaotische Weltgeschehen, sondern würden sich dem philosophischen Blick zu Einheiten von großer innerer Homogenität ordnen, zu Hochkulturen und ihrem historischen Verlauf. Spenglers Methode läuft also auf ein organologisches Weltbild mit lebensphilosophischen Akzenten hinaus. Nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch die künstlichen Äußerungsformen des Menschen, Kunst, Gesellschaft, Politik, Staat sind für ihn Lebenseinheiten. Diese wiederum würden die Geschichte in ihrem unabänderlichen Prozess bestimmen."> (Quelle)

Goethe betont allerdings weder eine einseitig fatalistische Sichtweise, noch geht er davon aus, dass die Welt "ein unbeschriebenes Blatt" sei.


Einerseits besteht kein Zweifel,
dass es ein Schicksal gibt (Quelle):

Mußt nicht widerstehn dem Schicksal,

Aber mußt es auch nicht fliehen!

Wirst du ihm entgegengehen,

Wird's dich freundlich nach sich ziehen.


Andererseits helfen Höhere Mächte - "Götter"- demjenigen,
der sich gerade nicht dem Schicksal unterworfen sieht (Quelle):

Feiger Gedanken

Bängliches Schwanken,

Weibisches Zagen,

Ängstliches Klagen

Wendet kein Elend,

Macht dich nicht frei.


Allen Gewalten

Zum Trutz sich erhalten,

Nimmer sich beugen,

Kräftig sich zeigen,

Rufet die Arme

Der Götter herbei!

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Gruss, Pat


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«Die Kritik der Religion endet mit […] dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.»
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«Also war die Kritik der Utopie implicite bereits eine Kritik der Technologie in der Vorschau ihrer extremen Möglichkeiten.»
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«Das ist wirklich ein zu weites Feld.»


Gesamter Strang: