Madame de Ferriëm vs. Madame de Thèbes (Freie Themen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Sonntag, 19.03.2017, 05:56 (vor 2593 Tagen) @ Sagitta (5324 Aufrufe)

Hallo Sagitta,

PS: Das Buch der Ferriëm wurde einst von Fred Feuerstein (den ich sehr vermisse!) in Auszügen hier auf dem Forum zitiert. Ich habe einen Scan (8 MB), den ich gerne hochladen kann, wenn jemand eine Adresse zur Verfügung stellen möchte (Dropbox o.ä.).

Eulen nach Athen...
https://schauungen.de/wiki/index.php?title=Datei:De_Ferriem_-_Mein_geistiges_Schauen_in_die_Zukunft._Berlin_1905.pdf
S. 94 ff.

In "Neue Metaphysische Rundschau", Band IV, 4, 5 vom April/Mai 1901 wurde diese Prophezeiung Ferriëms derjenigen der "Sibylle de Thèbes" gegenübergestellt, wobei deutlich wird, daß Ferriems Drittes Auge stark fehlsichtig gewesen sein muss: "Die Somnambule und Deutschlands Zukunft" S. 179/180
http://www.iapsop.com/archive/materials/neue_metaphysische_rundschau/neue_metaphysische_rundschau_v4_n4-5_1901_apr-may.pdf


Der Münchner Historiker Markus Osterrieder über "Madame de Thèbes":

"Eine dieser Publikationen, die von Steiner im März 1916 als Beispiel herangezogen wurden, war der seit 1902 alljährlich im Dezember bei Flammarion erscheinende Almanach de Madame de Thebes: Conseils pour etre heureux, der in den Kriegsjahren in einer Auflage von 40.000 Exemplaren erschien.17 MADAME DE THEBES, mit bürgerlichem Namen ANNE VICTORINE SAVIGNY (1845-1916), war eine der bekanntesten Seherinnen und Chiromantinnen der Belle Epoque und empfing in ihrem Salon in the Avenue de Wagram die haute societe von Paris. Selbstverständlich verkehrte auch sie im Dunstkreis der von Papus dominierten Okkultzirkel.18 Ihre Prognosen zeigten häufig eine deutliche Übereinstimmung mit den Interessen der kriegstreibenden Gruppierungen in Frankreich und waren deshalb nur in ausgewählten Situationen »zuverlässig«. So hatte sie den Romanovs in Rußland kurz vor Kriegsausbruch geweissagt, sie hätten »nur glorreiche Dinge in der Zukunft« zu erwarten. Dabei hatte Marie de Kleinmichel schon 1896 anläßlich der Frankreich-Reise von Nikolaus II. aus dem Munde von Madame de Thebes erfahren: »Ich habe gestern den Zaren vorbeifahren sehen, und es ist schrecklich, wieviel Unglück ich auf dem Gesicht dieses jungen Mannes abgelesen habe! Unglück, schwarzes Unglück!«20 Aber so hält man Verbündete bei Laune.
Ihre Prognosen für den Donauraum waren da schon exakter. Für das Jahr 1913 hatte sie schon 1912 vorausgesagt: »Der Balkankrieg ist nicht beendet, Mohammed muß zurückweichen. Der slavische Strom muß auf den germanischen Strom prallen, das russländische Interesse auf das österreichisch-ungarische.« Franz Ferdinand hatte in ihrer Prognose schlechte Karten, das kommende Jahr zu überstehen: »Unglückliches
Österreich! Ein kaiserliches Drama steht bevor. (Tod des Erzherzogs und Thronfolgers).« Was das Deutsche Reich anbelangte, so prophezeite der
Almanach: »Es setzt 1913 alles auf eine Karte. [...] Der Krieg wird ihm fatal sein... Es [Deutschland] weiß das, es fürchtet ihn, es möchte ihn
vermeiden. Es ist zu hoch und zu weit gegangen, zu schnell. [...] Alles im Schicksal Deutschlands ist beunruhigend. Alles ist zerbrechlich und
gefährdet. [...] Ich sage es wieder und wieder, Deutschland zählt zu den Ländern, die von den Umwälzungen, den tiefen Veränderungen in Sitten und Einrichtungen am meisten bedroht sind.« Im Almanach vom Frühsommer 1913 (veröffentlicht im Oktober 1913), gültig für den Zeitraum 21. März 1914 bis 20. März 1915, war der im Jahr zuvor angekündigte Krieg bereits im vollem Gange:
»[...] 1914 [...], das brennende Jahr [...]. Glückliches Jahr unter allen für die Franzosen; trotz des Blutes, trotz der Tränen. Glorreiches Jahr unter all den glorreichen der Vergangenheit Frankreichs, Jahr der Zwietracht [Affäre Caillaux], dann der Eintracht, Jahr des Hasses, dann der Liebe. Jahr der Zerwürfnisse, dann der Entente zwischen den großen europäischen Völkern und anderen großen
Völkern von jenseits des Ozeans. [...] 1914 wird uns zur Genüge die Geburt eines neuen Europa zeigen, eines neuen Geisteszustandes [...]. [...] wir werden noch einmal durch die Rückkehr zum Kult der Vergangenheit, dem besten aus ihr, verbessert, gerettet, neu geboren. [...] Europa wird sich festigen durch die Erschütterung Asiens. [...] Sieg! Sieg! [...] Frankreich wird erneuert daraus hervorgehen, neu geschaffen durch den Krieg durch die erwartete und fatale Kriegsdrohung.«

aus: "Der prophezeite Krieg." In: Gegenwart. Zeitschrift für Kultur, Politik, Wirtschaft [Bern], Nr. 2/2010, S. 25-34.
http://www.celtoslavica.de/bibliothek.html
http://www.celtoslavica.de/bibliothek/pdf/Osterrieder_2010_Der%20prophezeite%20Krieg.pdf

ausführlicher in:
Osterrieder, Markus, "Welt im Umbruch. Nationalitätenfrage, Ordnungspläne und Rudolf Steiners Haltung im Ersten Weltkrieg", Stuttgart 2014,
1722 Seiten :ohoh:

Dürfte ich einen Forums-Oscar für Deine nachhaltigen Bemühungen hier vergeben, dann würde ich eine Uli-Figur auswählen.

Gibt es die in einer Marzipan-Ausführung ?

Übrigens ist auch das 'Zentralblatt des Okkultismus' (Jahrgänge 1906-1932) inzwischen als Digitalisat online zugänglich. Es enthält viele Artikel und Beispiele zu Prophezeiungen. Stichwort- bzw. Volltextsuche ist möglich. http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus_ga

Digitalisierte Jahrgänge einiger hundert anderer parapsychologischer/spriritistischer/okkulter Periodika finden sich hier, incl. Google-basierter Volltext-Suche:
http://www.iapsop.com/archive/materials/

Gruß
Ulrich


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