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Geschichte ist nicht im großen Stil planbar (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 14.01.2014, 20:24 (vor 3753 Tagen) @ xsurvivor (8418 Aufrufe)

Hallo!

Da ich mich mitnichten zum x-ten Male zu wiederholen gedenke, verlinke ich auf folgende meiner Beiträge:

https://schauungen.de/forum/index.php?id=18847
http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=277475
https://schauungen.de/forum/index.php?id=23649
https://schauungen.de/forum/index.php?id=23732

Bitte lesen, durchdenken und verstehen!
Ich hoffe, mir im einzelnen nicht allzu sehr selbst widersprochen zu haben. ;-)

Die Lehre daraus: Geschichte ist nicht vorausplanbar. Weil ihr Ablauf aber schicksalhaft ist, also tatsächlich einer Ordnung folgt (bzw. einem höheren "Plan") erscheint sie dem Menschen in der Rückbetrachtung sinnhaft. Wenn man nun zu flach denkt, also nur die an der Oberfläche liegenden Kausalzusammenhänge sieht, die von den Handelnden gebildet werden, glaubt man, alles sei in der Gestalt, wie es heute vorliegt, geplant worden.

Dem "Kausalismus" hängen demnach Menschen an, welche sich die Welt reduktionistisch als Ursache-Wirkungs-Beziehungen denken, die ebenso, wie es im kleinen tatsächlich der Fall ist, auch im großen Stil gewollt hervorgerufen worden sein sollen. Es handelt sich damit wie bei allen "Ismen" nicht um Vernunft, sondern um ein nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbares Glaubenssystem.

Natürlich findet jeder, der kausalistisch denkt, auch Beweise für seine Auffassung, weil alles, was an der politischen Oberfläche konkret geschieht, von irgend jemandem gewollt herbeigeführt wurde. Fehlen die Beweise, werden sie gerne wie bestimmte Protokolle oder Überläufergeschichten nachträglich gefälscht oder in ihrer Bedeutung überhöht.

Kausales Denken hat hat durchaus seine Berechtigung in gewissen Zusammenhängen, denn der politisch handelnde hat nun mal mit anderen politisch handelnden zu tun, die als Ursache Wirkungen hervorrufen wollen. Es sollte sich jedoch jeder eingedenk sein, daß er nur in der momentanen Situation etwas tun kann und die ferneren Folgen seines Handelns, je weiter sie in der Zukunft liegen, wegen der vielfältigen Einflüsse (z. B. verändertes Handeln der Gegenseite) immer unberechenbarer werden. Daher rührt die clausewitz'sche Auffassung, daß der Krieg nur in seinen frühen Phasen überhaupt planbar ist und im weiteren Verlaufe die Wirklichkeit vom Ideal abweichen wird, was den Plan nach einer Bewertung der Tatsachen gemäß Wahrscheinlichkeitsgesetzen abzuändern nötig macht. Das gilt nicht nur für den Krieg, sondern politisches Handeln überhaupt. Bekanntlich ist Frieden nichts als die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Dabei ist natürlich auch das Scheitern aller Vorhaben die beständige Möglichkeit. Es wird sogar um so wahrscheinlicher, je größer und unflexibler ein Plan angelegt ist. Letztlich liegt es in Gottes Hand (d. h. am Schicksal), wie sich die Aktionen der einzelnen am Ende zusammenfügen.

Es gibt demnach keinen vernünftigen Grund für die Annahme, daß der Untergang der Sowjetunion, das Ende des Finanzsystems, die Unruhen und der russische Vormarsch Teil eines vor Jahrzehnten gefaßten Planes sind. Eher handelt es sich um gesetzmäßig eintretende Ereignisse, die einzelnen, planenden Mächten in die Quere kommen, Mächten die aufsteigen, untergehen und von anderen abgelöst werden, während der große Ablauf, der Untergang des Abendlandes, das Wuchern der Zivilisation bis zur Selbstvernichtung von Gesetzen der Natur bedingt sind.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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